70 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren präsentierten in der Stadthalle Balingen das Adonia-Musical „Mose“, das sie zuvor auf einem viertägigen Übungscamp in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Zillhausen eingeübt hatten.
Schon der Aufzug war spektakulär: Normalerweise stürmen die Sänger bei ihren Auftritten zu schwungvoller Musik unter dem Beifall der Zuschauer auf die Bühne. Nicht diese Mal: Gänsehautpotenzial hatten die zwei langen Reihen aneinandergeketteter gebeugter Sklaven, die in dumpfem Gleichschritt von Trommelrhythmen und ihren schreienden Aufsehern durch die Saalgänge auf die Bühne getrieben wurden.
Dort entfaltete sich in Liedern und Schauspieltexten der alttestamentliche Bericht des Hebräervolkes in Ägypten und seiner Leidenszeit unter der Knechtschaft des Pharaos. Das absolute Ausgeliefertsein an diesen allmächtigen Herrscher wirft bei dem geknechteten Volk Fragen nach der Macht und Existenz ihres eigenen Gottes auf.
Als Mose und Aaron als von Gott berufene Fürsprecher ihres Volkes beim Pharao mit der Forderung nach Freilassung auftreten, erhöht dieser den Druck, obwohl ihm dafür Strafen angekündigt werden. – Erst allmählich weichen die Schicksalsergebenheit und Verzweiflung der versklavten Leute, als sie das wundertätige Eingreifen ihres Gottes unter den Ägyptern miterleben und vorsichtige Hoffnung macht sich breit.
Vielfältige aussagekräftige Choreographien unterstützen die Liedtexte und die Instrumentation durch die Live-Band – von aggressiven Drums und E-Gitarre bis gefühlvollen Querflöten- und Geigenmelodien – tut ein Übriges. Einfallsreiche „Ausstattung“ – ein kniend gebeugter Sklave dient als Herrschersitz – und kreative Requisiten – Vollgummibälle als hüpfende Frösche, durch Schwarzlicht leuchtender Dornbusch – überraschen die Zuschauer, genauso wie die darin enthaltene Symbolik, die auf das Neue Testament hinweist.
Der mit dem Blut des Passahlammes – letzte und schützende Mahlzeit vor dem Auszug – bestrichene Türrahmen wird mit wenig Handgriffen zu einem Kreuz. Und das überlange, blutrote Tuch, das zwei Tänzerinnen auf immer neue Weise aneinanderfesselte, entwirrt sich – gibt frei – und wird auf dem Kreuzesbalken endgültig abgelegt.
Aber dies ist gegen Ende des Musicals, als die Sklaverei zu Ende ist und das Volk verstanden hat „Endlich sind wir frei“, und die Akteure mit Gesang und unter dem aufbrausenden Beifall der Zuschauer von der Bühne in den Saal strömen. Für die Musical-Truppe schließen sich weitere Auftritte in anderen Städten an, der letzte davon am Samstag, 26. April, noch einmal in der Stadthalle Balingen.