Auch im zweiten Corona-Advent erzählen zwölf Adventsfenster in der Neuenbürger Innenstadt eine Weihnachtsgeschichte. Bis zum Dreikönigstag sind die Szenen, die abends stimmungsvoll beleuchtet sind, noch zu sehen.
Neuenbürg - Der Erzählweg beginnt an der Stadtbibliothek am Kirchplatz und führt an der Stadtkirche vorbei über die Marktstraße und Mühlstraße. Pandemiebedingt gibt es auch dieses Jahr keine Führungen. Das ist jedoch kein Problem, denn die Szenen sind auf Texttafeln erläutert. Das Motto lautet: "Die Tür ist offen." Erzählt wird eine Geschichte über die Entstehung des Weihnachtslieds "Lobt Gott ihr Christen alle gleich", das der Joachimstaler Kantor Nikolaus Hermann Mitte des 16. Jahrhunderts geschrieben hat.
Sohn verlässt das Haus im Zorn
Hermanns Sohn Christof arbeitet als Bergmann im Joachimstaler Revier. Zu Hause gibt es öfter Streit über dessen Lebenswandel. Nach einer Auseinandersetzung verlässt Christof im Zorn das väterliche Haus. Als er Jahre später am Weihnachtsabend zurückkehrt, traut er sich nicht nach Hause, sondern steigt in den Bergwerkstollen ein, um dort zu übernachten. Doch die Tür fällt hinter ihm ins Schloss, und er sitzt am Heiligen Abend gefangen im Stollen.
Der Grubenaufseher hat dies jedoch beobachtet. Er holt Christofs Vater, dieser öffnet die Bergwerkstür und findet seinen Sohn. Der Kantor ist vom Glück derart überwältigt, dass er sich noch in der gleichen Nacht hinsetzt und das Lied schreibt. Diese Szene ist im Fenster der Sparkasse zu sehen, und es gibt einen QR-Code, über den man das Lied auch gleich anhören kann.
Szene zur Herbergssuche
In weiteren Fenstern sind biblische Szenen dargestellt, in denen es ebenfalls um offene oder geschlossene Türen geht. Da ist beispielsweise der Engel an Marias Tür oder die verschlossene Tür bei der Herbergssuche der heiligen Familie.
"Wir haben gerade diese Geschichte ausgesucht, weil Neuenbürg ja auch eine Bergwerkstradition hat. Sie hätte so auch hier passieren können", erzählt Andrea Elwert, die zusammen mit Waltraud Dölker, Martina Rägle, Karoline Hillenbrand, Katrin Pfrommer, Andrea Bührer und Andrea Vogel für die Adventsfenster verantwortlich zeichnet. Seit sieben Jahren findet diese Aktion statt. "Es hat mich sehr gefreut, dass die Geschäftsleute so gut mitmachen und uns unterstützen, auch die Stadt Neuenbürg hat uns zwei Fenster zur Verfügung gestellt."
Die Erzählfiguren tragen mittelalterliche Gewänder, die noch von der Fensterdekoration im Lutherjahr im Fundus vorhanden waren. "Wir haben mittlerweile mehr als 250 Erzählfiguren. Die allermeisten von den Teammitgliedern in Handarbeit selber hergestellt." Es gibt Kleider aus dem Mittelalter, ebenso wie Jeanshosen und gestrickte Wollpullis aus heutiger Zeit.
Gottesdienste am Fest nur online?
Um die Szenen fertig zu machen, sind viele Begabungen gefragt. Es müssen Naturmaterialien gesammelt, Hintergrundbilder gemalt, Kulissen gebaut und die Beleuchtung installiert werden. Dekan Joachim Botzenhardt bekräftigt: "Ich freue mich, dass das Team wieder so aktiv ist und die Adventsfenster präsentiert. Es ist besonders in Coronazeiten ein wunderschönes Angebot."
Angesichts der steigenden Infektionszahlen befürchtet Botzenhardt, dass der Weihnachtsgottesdienst dieses Jahr nur als Livestream übertragen werden kann. Eventuell könne man auch einen Gottesdienst unter 2G-Regeln anbietet. Dazu soll es kommende Woche eine außerordentliche Sitzung des Kirchengemeinderats geben.