Die Mauchener Gasse als Fahrradstraße – das war eine der Ideen, die Bürgermeister Christian Renkert beim Termin „Macht Radfahren in Schliengen Spaß oder ist es Stress?“ mitnahm.
Im Bürger- und Gästehaus hatten sich mehrere begeisterte Radfahrer eingefunden, die sich für die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklimatests bezogen auf Schliengen interessierten. Details trug Wolfram Uhl als Vorsitzender der IG Velo Landkreis Lörrach vor.
Seit 1988 gibt es den Klimatest des ADFC (Allgemeiner Deutsche Fahrrad-Club), der regelmäßig alle zwei Jahre umgesetzt wird. Von September bis November 2024 konnten Radfahrer in Deutschland per Fragebogen bewerten, wie die Fahrradfreundlichkeit in ihren Städten und Gemeinden ist. Nützliche Hinweise waren ebenfalls gefragt. „Die Ergebnisse dienen den Kommunen als Orientierungshilfe, um Radverkehrssituationen zu verbessern, da ist auch für Schliengen einiges eingegangen“, berichtete Uhl mit dem Verweis darauf, dass übrigens das Bundesverkehrsministerium finanziell Partner des Klimatests ist. Auch die IG Velo unterstützt den Test.
Verschiedene Kategorienbewertet
Bewertet wurden die Kategorien Fahrrad- und Verkehrsklima, Stellenwert, Sicherheit, Komfort und Infrastruktur und Netz. Alle Kategorien weisen diverse Unterpunkte auf. Radfahrer aus 1060 Kommunen in Deutschland beteiligten sich mit 215 000 Teilnehmern, das waren etwas weniger als 2022. 63 Prozent der Teilnehmer nutzten dabei das Rad täglich.
Schliengen liegt im bundesweiten Ranking auf Platz 245 von 423 und mit einer Gesamtnote von 3,92 im Mittelfeld, was die Fahrradfreundlichkeit betrifft. Mit am besten mit der Note 2,4 bewertet wurde die schnelle Erreichbarkeit des Zentrums, gefolgt von der Möglichkeit des zügigen Radfahrens und für Radfahrer geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung. Konfliktsituationen mit anderen Radfahrern und Fußgängern gibt es wenige, mit Kfz-Fahrern sind es deutlich mehr. Mit der Note 2,9 wurden „Spaß oder Stress“ gesamt bewertet.
Kritisiert werden in Schliengen von Radfahrern die Oberflächenstruktur mancher Radwege, fehlende oder schlecht positionierte Wegweiser, ein fehlender Winterdienst, die Breite der Radwege oder nicht eingehaltene Überholabstände.
Es fehlt anAbstellmöglichkeiten
Besonders bemängelt wurden viele unübersichtliche und unsichere Baustellenführungen, das Falschparken auf Radwegen, und fehlende Möglichkeiten, Fahrräder an verschiedenen Orten in der Gemeinde sicher abstellen und im ÖPNV transportieren zu können. „Es fehlt in Schliengen auch das Handeln für die Vision Zero, das heißt, für das Verhindern von Verkehrsunfällen, bei denen Radfahrern beteiligt sind“, zählte Uhl auf.
Die Gäste ärgerten sich besonders über den nicht existenten Aufzug im Bahnhof Schliengen. „Es gibt dort noch nicht einmal eine Rampe für das Schieben von Rädern“, erinnerte eine Teilnehmerin. Renkert ist mit der Bahn im Gespräch, es soll eine Rinne als Führung im Bahnhofstreppenbereich angebracht werden.
Kritisiert wurde die Verkehrssicherheit von Radfahrern im Eggenertal, dort ist der Radweg teils zu schmal, uneben und das Fahren an der Kreisstraße von Liel nach Niedereggenen und Obereggenen gefährlich, weil Geschwindigkeitsbegrenzungen fehlen.
Von Schallsingen aus gibt es keine sichere Radwegverbindung nach Feldberg, von Obereggenen aus keine sichere nach Kandern und Badenweiler. „Für die Tourismuswerbung sind die fehlenden Radwegverbindungen gar nicht gut“, hieß es. Das fehlende Stück zwischen Welmlingen und Schliengen im Schnellradwegenetz entlang der B 3 auf westlicher Seite soll kommen, „sobald der Planungsprozess durch ist, dann gehen wir an die Grundstücksinhaber zwecks Landkäufen“, gab Renkert weiter.
Fahrradstraße wäre schnell zu realisieren
Vorgeschlagen wurde, die Mauchener Gasse als Fahrradstraße zu definieren. „Tolle einfache Idee, das kann man schnell realisieren“, lobte Renkert. Eine weitere Anregung war, die Seitenstraße entlang der B 3 im Bereich zwischen der ehemaligen Winzergenossenschaft und dem Pflegeheim zumindest für große Laster, die die Straße als Durchfahrt nutzen, zu sperren.
Dass Tempo 30 in Schliengen innerorts, das Gefahren für Radfahrer und Fußgänger sofort mindern würde, vom Landratsamt anders als in Nachbarlandkreisen nicht gewollt wurde, wurde bedauert. „Und sichere Radwege über den Topf der Kommune bauen zu lassen, kann ich leider nicht, denn da müsste man dann zur Finanzierung die Steuern erhöhen. Vielleicht gibt’s aber noch Zuschüsse aus dem großen Konjunkturprogramm der Bundesregierung“, erklärte Bürgermeister Renkert.