Adam Kalbfuß ist seit 40 Jahren Dirigent beim Musikverein Oberweier. Foto: Bohnert-Seidel

Musik: Ausnahmedirigent Adam Kalbfuß lebt seit Jahrzehnten seine Leidenschaft in Oberweier aus

Musik ist für ihn eine Leidenschaft, die er seit Jahrzehnten für andere erfahrbar und hörbar macht: Adam Kalbfuß ist seit 40 Jahren Dirigent im MV Oberweier. Darüber hinaus arbeitet er auch mit unterschiedlichen Berufsorchestern zusammen.

Oberweier - Von Kindesbeinen an hat Musik eine Bedeutung für Adam Kalbfuß. Der Oberweierer Dirigent erzählt von seinem Uropa, der ihm im Alter von drei Jahren das Spiel auf der Mundharmonika beigebracht hatte. In seinem Geburtsort Temeschburg in Rumänien ging es ans Musikgymnasium und anschließend an die Musikhochschule in Bukarest, wo er das Fach Chorleitung studierte. 1979 reiste er mit seinen Eltern, die beide im Kirchenchor gesungen haben, nach Deutschland. An der Musikhochschule in München studierte er unter anderem Kammermusik und beschloss in der Meisterklasse das Staatsexamen. Musik beziehe sich für ihn auf einen Ursprung.

Kalbfuß hat Orchester des Bayrischen Rundfunks gespielt

"Der erste Ton ist der Beginn von ganzen Symphonien", sagt Kalbfuß. Im Anfang liege das Ende. Kaum verwundert es, dass Kalbfuß parallel Philosophie bei den Jesuiten studierte und im Jahr 1986 promovierte. "Die Musik lässt etwas entstehen im Menschen. Wenn sie vorbei ist, was bleibt?", stellt sich Kalbfuß die Frage. Im besten Fall eine Prägung, eine Berührung im Menschen.

Sein Lehrmeister und Freund Sergiu Celibidache (1912-1996) war von 1979 bis zu seinem Tod Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker. Viele Jahre hat Kalbfuß im Orchester des Bayrischen Rundfunks gespielt und war Gastmusiker in unterschiedlichen Orchestern, in denen er die Tuba gespielt hat. Bis heute ist er gefragter Gastdirigent in Orchestern sowie Dozent an der Musikhochschule in München. Obwohl die Strecke von München nach Lahr vor Corona regelmäßig von ihm gefahren wurde, blieb er Lahr und Baden treu.

Beim Musikverein Oberweier wollte er eigentlich nur zwei Jahre bleiben. Im Grunde sollte er die Nachfolge von Sergiu Celibidache bei den Münchnern Philharmonikern antreten. Der Posten wurde jedoch auf der politischen Ebene entschieden. Sein Lehrmeister habe zu ihm gesagt: "Mit deiner Arbeit wirst du mehr erreichen, als ich je vermocht habe."

Kalbfuß sieht in seinen Musikern in Oberweier großes Potenzial: Die Musiker seien in der Lage, die Phrasierung, die Gestaltung der Töne in der Struktur des Geschehens und Werdens zu erfassen. Die Menschen seien berührt von den Konzerten. "Die Musiker sind es gewohnt, in längeren Dimensionen zu denken", erklärt Kalbfuß.

Neben seiner Tätigkeit als Dirigent hat er noch einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in München. In der Summe seiner musikalischen Laufbahn hat Adam Kalbfuß bis zu 3000 Schüler und Studenten ausgebildet.

Er dirigiert ohne Notenpult komplette Symphonien

Die Treue zum Musikverein Oberweier sei kein Phänomen, sondern "eine liebgewordene musikalische Heimat und Freundschaft". Kalbfuß zählt zu den wenigen Dirigenten, die ohne Notenpult komplette Symphonien dirigieren. Das habe selbst der Dalai Lama 1991 erkannt, als er ihm nach einer Filmpremiere in München die Hand gegeben hat und erklärte: "Freie Musik durch freie Hände." Kalbfuß lebe die Maxime: "Musik ist ein gewaltiger Schritt zur Freiheit. Nur der freie Mensch versteht zu musizieren. Musik führt zur Freiheit." Diese Form der Freiheit lebt er gemeinsam mit seinen Musikern in Oberweier seit mehr als 40 Jahren. "Mir ging es immer darum, alles was wir machen, authentisch in gezielter Eindeutigkeit zu machen", so Kalbfuß.

Für die 40-jährige Treue zum MV Oberweier wird Adam Kalbfuß am Freitag, 15. Oktober, in einer kleinen Feier von seinem Verein geehrt. "An diesem Abend wollen wir auf sein musikalisches Wirken in unserem Verein zurückblicken und gemeinsam auf die gemeinsame Zeit anstoßen", heißt es. Eine Anmeldung ist erforderlich.