In Reutin soll eine Mehrgenerationensiedlung entstehen. Der Gemeinderat hat dem dafür erforderlichen städtebaulichen Vertrag zugestimmt.
Der Schwarzwälder GENAWO-Verein hat sich das Ziel gesetzt, eine gesunde und naturnahe Wohn- und Lebensform zu erschaffen. Am nördlichen Siedlungsrand von Reutin ist deshalb eine Mehrgenerationen-Holzbausiedlung mit Mikrohäusern und Selbstversorgergarten auf einer Fläche von circa 0,85 Hektar geplant.
Großen Wert lege der Verein dabei auf die Gemeinschaft von Jung und Alt sowie auf eine ökologische Bauweise, die der Umwelt und dem Naturschutz Rechnung trage, sagte GENAWO-Vorsitzende Gudrun Heimrath, als sie das Projekt den Alpirsbacher Gemeinderäten vorstellte.
Bob Rikken vom Ingenieurbüro Gfrörer erläuterte die Details. Demnach befindet sich die betreffende Fläche am Ortsrand und ist umgeben von landwirtschaftlicher Fläche. Im nördlichen Bereich grenzt diese an den Wald. Das Bebauungsplanverfahren ist für kommendes Jahr eingeplant. Ab März bis circa September könne dann auch die artenschutzrechtliche Prüfung erfolgen, betonte Rikken.
Ein artenschutzrechtliches Gutachten wird benötigt
Hinsichtlich der erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen sei das Ziel, möglichst viel davon im betroffenen Gebiet selbst zu realisieren. Ein artenschutzrechtliches Gutachten werde ebenfalls erstellt.
Aktuell sind auf der in Frage kommenden Fläche 14 Mikrohäuser und mittig ein Gemeinschaftshaus vorgesehen. Darüber hinaus werde eventuell ein kleiner Bereich für übernachtende Besucher eingeplant. Die Details hierfür stünden noch nicht fest.
Ein Nutzgarten für die Selbstversorgung
Die Mikrohäuser könnten fußläufig vom Parkplatz aus erreicht werden. In der Mitte und im südlichen Bereich der Fläche ist Nutzgarten mit dem Ziel der Selbstversorgung der Gemeinschaft vorgesehen. Die Abgrenzung zur angrenzenden landwirtschaftlichen Fläche erfolgt voraussichtlich mittels einer Hecke.
Rikken informierte, dass die Eigentümer des Grundstücks im südlichen Bereich des Planungsgebiets die Errichtung von vier herkömmlichen Einfamilienhäusern planen. Die genaue Anordnung der Bauplätze stehe noch nicht fest. Dieser Bereich des Planungsgebiets werde durch die Verlängerung der bestehenden Straße „Im Langäcker“ erschlossen, die Mehrgenerationen-Holzbausiedlung über die bestehende Waldstraße.
Wohnfläche von maximal 50 Quadratmeter
Auf Nachfrage von Anita Frank (Frauenliste) betonte Heimrath, dass derzeit acht Parteien ein Mikrohaus bauen wollten.
Thomas Gutmann (ZfA) wollte wissen, wie viele Personen in einem solchen Häuschen leben können. Bei einer Wohnfläche von maximal 50 Quadratmetern reiche der Platz für zwei Personen, möglicherweise auch für drei, sagte Heimrath. Insgesamt werde mit einem solchen Projekt eher die Generation 30 oder 40 plus angesprochen, nicht unbedingt die klassische Familie.
Die Zielgruppe ist klein
Kritik wegen des Flächenverbrauchs für eine deshalb nur vergleichsweise kleine Zielgruppe wies Heimrath zurück. Löse sich die Gemeinschaft in ein paar Jahren wieder auf, könnten die Mikrohäuser samt Haupthaus sehr leicht beseitigt oder an einen anderen Ort transportiert werden. „Dann ist da wieder Wiese.“ Beim Bau der herkömmlichen und von Gutmann favorisierten Einfamilienhäuser gehe das nicht.
Bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat für den städtebaulichen Vertrag „Langäcker – Erweiterung“. Gegen den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans im Regelverfahren und die Bekanntmachung des Aufstellungsbeschlusses stimmte das Gremium bei zwei Enthaltungen.
Der Verein
Der Ursprung
Die Mitglieder des Schwarzwälder GENAWO-Vereins haben sich im Jahr 2018 das erste Mal getroffen, um ihre Vorstellungen vom Leben in der Gemeinschaft zu verwirklichen. Teil ihrer Lebensphilosophie ist es, bis in das hohe Alter hinein in der Gemeinschaft zu leben und die Welt am Ende in Würde zu verlassen.