AC/DC-Gitarrengott Angus Young Foto: APA

Die Gigantenshows um den Gitarrensatan Angus Young bekommt man in keine herkömmliche Halle mehr gequetscht. Rund 100.000 Anhänger kommen an den Hockenheimring, um den lebenden Legenden vielleicht das letzte Mal bei ihrer Rock’n’Roll-Messe beizuwohnen.

Stuttgart - Gott erschuf vielleicht die Welt, aber Angus Young gründete AC/DC. Angesichts der bei unter freiem Nachthimmel auf jedem fünften Kopf verteilten, rot blinkenden Leuchthörner schießt einem der Titel eines John-Irving-Romans in den Kopf: Gottes Werk und Teufels Beitrag. Die Gigantenshows um den Gitarrensatan Young bekommt man in keine herkömmliche Halle mehr gequetscht, die stets mächtigen Fanzahlen fasst ohnehin keine.

Nicht nur in diesem Sinne sind die australischen Hard Rocker unfassbar, einfach exorbitant wie ein Riesenkomet, der zum Jahreswechsel 1973/74 - so lange gibt’s die schon! - in den blauen Planeten krachte. Nämlichen außerterrestrischen Flugkörper zeigte die Riesenleinwand beim Open Air am Hockenheimring durchs All brettern. Er passierte im Weltraum schwebende Songillustrationen, etwa die Lok des „Rock’n’Roll Train“ oder die besungene Dame aus „Whole Lotta Rosie“ und schlug schließlich mit Überschall ein: Glut, Flammen, Hitze – eben AC/DC.

Vielleicht zum letzten Mal?

Rund 100.000 Anhänger waren nach Hockenheim gekommen, um den lebenden Legenden noch einmal, wer weiß, vielleicht das letzte Mal bei ihrer Rock’n’Roll-Messe beizuwohnen. Mit „Rock or Bust“, dem titelgebenden Song der neuen, auch von Fans eher als „Alibi-Album“ akzeptierten Platte starteten die Herren und bereits da flogen die ersten Raketen von der Bühne gen Wolken.

Bei anderen Künstlern gibt’s das Feuerwerk zum Finale. Laut, doch beinahe kommentarlos ratterte man allseits bekannte Hits wie „Hells Bells“ und „Thunderstruck“ nacheinander runter: Sänger Brian Johnson schmettert seine Zeilen, die Menge grölt den Refrain, Young schmeißt sich auf den Boden der Hebebühne und zappelt zum Gitarrensolo – alles wahnsinnig, alles wie immer. Diese ungeschminkte Routine mag bei manchem auf Unverständnis treffen, der vergisst, dass etwa Johnson bereits 67 Jahre auf der Kappe hat. Auch der Ausfall des Bandmotors, Angus‘ Bruder Malcolm Young, der nach einem Schlaganfall an Demenz erkrankte, dürfte seinen Kollegen aufs Gemüt geschlagen haben.

Doch Alter und Schicksal zum Trotz hat die Truppe auch am Hockenheimring einmal mehr bewiesen: Die energetischen AC/DC-Darbietungen, voller Elektrizität und Feuer, Schweiß und Bier, sind mit das irrste, was der Rock’n’Roll, was die Konzertgeschichte per se zu bieten hat.