Die von Tobias Kolbert (links) vorgetragenen Ergebnisse der Kanalinspektionen sorgte bei Stadtkämmerer Timo Müller, Bürgermeister Heinrich Götz und Haupt- und Bauamtsleiter Hans-Martin Schluck nicht gerade für fröhliche Gesichter. Foto: Kost

Zahlen, die wirken wie zwei Keulenschläge: Allein in Hart, Stetten und Trillfingen muss die Stadt zur Instandsetzung von Abwasserkanälen in den nächsten Jahren zwei Millionen Mark in die Hand nehmen. Was in Owingen und Gruol noch dazukommt, ist offen.

Haigerloch - Das war die bittere Erkenntnis, als Tobias Kolbert vom Balinger Büro Mauthe Architekten + Ingenieure am Dienstagabend im Gemeinderat die Ergebnisse der jüngst vorgenommen Kanalinspektionen in den drei Stadtteilen vorstellte.

Zwischen 2019 und 2021 hat das Büro Mauthe in Hart 5,7 Kilometer in Stetten 14,6 Kilometer und in Trillfingen 10,6 Kilometer Abwasserkanäle mit ferngesteuerten TV-Kameras inspiziert.

In Bad Imnau, Bittelbronn, Weildorf und in der Kernstadt Haigerloch sind diese Kanalbefahrungen längst abgeschlossen (2016 bis 2018). Sieht man einmal von der Kernstadt und von Weildorf ab, sind dort die dringlichsten Schäden aus der Schadensklasse Z0 inzwischen entweder in offener Bauweise oder im so genannten Inliner-Verfahren behoben.

Entsorgung noch nicht einmal eingerechnet

In Hart, Trillfingen und Stetten steht eine Schadensbehebung noch bevor. Eines steht aber jetzt schon fest, dort wird sie doppelt so teurer. Während man in Bad Imnau, Bittelbronn, Haigerloch auf Weildorf allein zur Aufarbeitung der in die Z0-Schadensklasse eingestuften Kanäle auf Sanierungskosten von insgesamt rund 500.000 Euro kam, beläuft sich die Behebung der Z0-Schäden in Hart, Bad Imnau und Trillfingen auf ein Kostenvolumen von einer knappen Million Euro. Die Entsorgung des schadhaften Materials ist da noch nicht einmal eingerechnet.

Kostenmäßig gesehen ist das Schadensvolumen in Stetten mit 358.000 Euro am höchsten. Danach folgt Trillfingen mit 296.000 Euro, während sich im kleinsten Haigerlocher Stadtteil Hart die Schäden mit rund 89.500 Euro eher noch in Grenzen halten.

Tobias Kolbert zeigte auch im Detail auf, in welchen Straßen welche Kanalschäden gefunden wurden. Größte Baustellen dürften demnach die Salinenstraße in Stetten (von etwa Feuerwehrhaus bis Einmündung Schopfloch) und der Kapellenweg in Trillfingen werden. Laut Kolbert wird man dort die Kanäle nur in offener Bauweise sanieren beziehungsweise austauschen können.

Und wann sollen das alles stattfinden? Laut Stadtkämmerer Timo Müller wird man die Kanalsanierungen in den Haushaltsjahren 2022 und 2023 unterbringen. Gibt es angesichts der hohen Kosten irgendwelche Fördermöglichkeiten?, wollte Maik Haslinger (CDU) vom Kämmerer wissen. Ja etwas in der Art gibt es, aber die Wahrscheinlichkeit, daraus Geld zu bekommen sei sehr gering, so Müller.

Kanalbefahrungen steht noch aus

Die Z0-Schäden sind das eine, aber in Hart, Stetten und Trillfingen wurden auch Kanäle in die Schadensklasse Z1 (kurzfristige Maßnahme) eingestuft. Und zwar so viele, dass deren Sanierung inklusive Nebenkosten weitere 91.800 Euro schluckt. In Hart fallen 55.500 Euro Sanierungskosten an, in Stetten 165.300 und in Trillfingen rund 472.800 Euro.

Wann man an die Behebung dieser Schäden herangehe?, wollte Trillfingens Ortsvorsteher Horst Henle (Freie Wähler) wissen. Laut Haupt- und Bauamtsleiter Hans-Martin Schluck sobald man die Z0-Schäden im Griff hat. Schluck: "Schritt für Schritt und nach besten finanziellen Kräften."

Das Ende der Fahnenstange ist aber mit Sicherheit noch nicht erreicht, denn die Kanalbefahrungen in den beiden großen Teilorten Gruol und Owingen steht noch aus. Es wäre eine Überraschung wenn dort gar keine oder nur relativ kleine Schäden festgestellt würden.

Der Gemeinderat beschloss schließlich, die Behebung der Z0-Schäden in Angriff zu nehmen und die Verwaltung mit der Ausschreibung der Arbeiten zu bevollmächtigen.