Der Startschuss für die erste Kläranlage im Landkreis mit einer vierten Reinigungsstufe ist gefallen.
Als wichtiges Ereignis für den Zweckverband Abwasserbeseitigung Oberwaldachtal bezeichnete der Verbandsvorsitzende Dieter Bischoff den Spatenstich für die „4. Reinigungsstufe der Kläranlage Vörbach“.
Abwasserbehandlung noch effizienter „Wir können ein bisschen stolz sein, so seine Worte, da wir die erste Kläranlage und damit Vorreiter im Landkreis Freudenstadt sind, die diese Reinigungsstufe umsetzt. Mit dieser Erweiterung wird die bestehende Kläranlage auf den neuesten Stand der Technik gebracht, um die Abwasserbehandlung noch effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten“, war bereits in der Einladung von Geschäftsführer Robin Lutz zum offiziellen Startschuss der Baumaßnahme zu lesen.
Erweiterung der Kläranlage in den 90er Jahren Weitsichtiges Handeln hat der Zweckverband bereits mit der Erweiterung der Kläranlage in den 90er Jahren und zuletzt mit Maßnahmen zur Reduzierung von Methan-Emissionen gezeigt. Auf die Spurenelimination wurde der Zweckverband durch das Landratsamt Freudenstadt mit dem „Arbeitspapier Spurenstoffelimination auf kommunalen Kläranlagen in Baden-Württemberg“ aufmerksam gemacht worden. Der Zweckverband ließ durch die Süddeutsche Abwasserreinigungs-Ingenieur GmbH, kurz SAG, aus Ulm eine Machbarkeitsstudie erarbeiten. Die Kosten in Höhe von 32 000 Euro wurden zu 50 Prozent bezuschusst.
In Kontext von Umwelt-, Klima- und Gewässerschutz Die vierte Reinigungsstufe steht in Kontext von Umwelt-, Klima- und Gewässerschutz. Bisher gab es die mechanische, biologische und chemische Reinigungsstufe. Mit der vierten Stufe können bis zu 80 Prozent Spurenstoffe aus Rückständen, wie Reinigungs-, Frostschutz- und anderen Mitteln, wie der Kosmetik und Medizin aus dem Abwasser eliminiert werden.
Die Gesamtkosten liegen bei 6,4 Millionen Euro
Umsetzung nur mit Fördermitteln möglich „Zu erfüllen ist die Umsetzung der vierten Reinigungsstufe nur mit entsprechenden Fördermitteln“, so Bischoff. Ein Zuschuss in Höhe von nahezu 4,8 Millionen Euro, das entspricht 73,3 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben ist zugesagt. Die Gesamtkosten belaufen sich aufgrund aktueller Hochrechnungen auf etwa 6,4 Millionen Euro.
Abwasser soll „geringfügig“ teurer werden Der Verbandsvorsitzende dankte im Beisein seiner Stellvertreterin Annick Grassi, Kläranlage-Leiter Thomas Rauser, Geschäftsführer Robin Lutz, den beteiligten Baufirmen, Vertretern des Landratsamtes und SAG als Planer, den Verbandsmitgliedern, die diese Entscheidung für die vierte Reinigungsstufe mitgetragen haben, auch wenn das Abwasser künftig geringfügig teuer werde. Der Verband leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Gewässerschutz in der Zukunft. Die Inbetriebnahme der Gesamtanlage ist Anfang 2027 geplant.
Spurenstoffe wurden bisher nicht ernst genommen Bevor alle Anwesenden zum Spaten griffen, erklärte Jochen Molitor, Geschäftsführer von SAG, Details zur Technik: „Bisher wurden Spurenstoffe, die beispielsweise durch Duftstoffe, Korrosionsstoffe oder durch Medikamente, wie Ibuprofen oder Diclofenac, ins Abwasser gelangen und die Umwelt belasten nur wenig oder gar nicht ernstgenommen. Sie kommen in kleinen Konzentrationen vor, sind messtechnisch schwierig erfassbar und können nicht abgebaut werden“, so Molitor.
Filtration mit granulierter Aktivkohle
Hoher Abwasseranteil bei Niedrigwasser Der Zweckverband hat sich nach erfolgter Studie und aufgrund des hohen Abwasseranteils bei Niedrigwasser in Trockenperioden für das Verfahren Filtration mit granulierter Aktivkohle, GAK-Aufstromfilter mit vorgelagerter Tuchfiltration, entschieden. GAK steht für granulierte Aktivkohle, an die sich die Spurenstoffe anheften und entnommen werden können. Da die Aktivkohle mehrfach einsetzbar ist, wurde hier auch ein nachhaltiger Ansatz zur Verbesserung der Wasserqualität gesehen.