Bei diesem Betonbassin am Riedbach zwischen Hummel- und Ellenberg handelt es sich keineswegs um den Teil einer ehemaligen Geislinger Kläranlage, sondern um ein Regenrückhaltebecken. Foto: Schnurr

Später Geborene können es sich nur schwer vorstellen: Bis Ende der 1970er-Jahre gab es in Geislingen keine zentrale Abwasserreinigung.

Geislingen - Früher hatte jedes Haus in Geislingen eine eigene Sickergrube, in die alle Abwässer des jeweiligen Gebäudes flossen. War diese voll, kamen zwei örtliche Unternehmer mit einem Traktor und einem Art Güllefass-Anhänger und pumpten sie leer. Johannes Ritter und Peter Remshagen haben das viele Jahre lang gemacht.

Erst als die Häuser schrittweise an die Kanalisation angeschlossen wurden, fand diese rustikale Form der Entsorgung ihr Ende. Heute gibt es kaum noch Gebäude, bei denen das Abwasser dezentral in eine Grube entsorgt wird – der Waldkindergarten beispielsweise. Die allermeisten Gebäude sind hingegen Teil des kommunalen Kanalnetzes.

Pläne für zentrale Abwasserreinigung seit 1963

Erste Überlegungen zur Kooperation bereits ab 1963

Die geplante Stilllegung der Kläranlage Binsdorf/Erlaheim hat im vergangenen Jahr die kommunalpolitischen Gremien beschäftigt. Finanzielle Überlegungen haben die Entscheidung des Gemeinderats dafür letztlich einfach gemacht. Diese fiel ungeachtet möglicherweise ähnlich wie in Rosenfeld vorhandener Bedenken, dieses kleine Stück kommunaler Unabhängigkeit aufzugeben.

Ein Blick in die Kernstadt Geislingen zeigt aber, dass diese Kooperation hinsichtlich der Abwasserentsorgung weder ungewöhnlich noch ein Nachteil gewesen ist: Bereits 1963 und damit gut zehn Jahre vor der Kreisreform, gab es erste Überlegungen, in Balingen für die Stadt und die umliegenden Gemeinden eine Großkläranlage zu bauen.

Die Eyach stank buchstänlich zum Himmel

Ein Auslöser für diesen Plan waren die Folgen des Bevölkerungswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg, des Bau-Booms und des Wirtschaftswunders: Sie hatten Abwasser und Umweltverschmutzung zum Problem werden lassen: Die Eyach, aber auch kleinere Flüsse und Bäche, spülten den ganzen flüssigen Dreck aus den Dörfern und stanken buchstäblich zum Himmel.

Die Großkläranlagein Balingen nimmt 1977 den Betrieb auf

Die Gemeinden Balingen, Geislingen, Dotternhausen, Dormettingen und Albstadt-Laufen gründeten daher am 15. Februar 1971 den Zweckverband Abwasserreinigung Balingen. Die von diesem geplante und für rund 40 Millionen Mark gebaute Kläranlage zwischen Engstlatt und Ostdorf ging am 13. Mai 1977 in Betrieb.

Anlage am Keinbach bis 2028 Geschichte

Erst seit damals ist Geislingen überhaupt an eine zentrale Entsorgung angeschlossen. Für Binsdorf und Erlaheim hat die Stadt eine eigene, kleine Kläranlage gebaut, die seit einigen Jahren gemeinsam mit der Stadt Rosenfeld betrieben wird. Voraussichtlich 2028 ist auch diese Geschichte und wird nur noch als Sammel- und Pumpstation dienen.