Voraussichtlich spätestens 2028 wird die 35 Jahre alte Kläranlage stillgelegt sein und im wesentlichen nur noch dazu dienen, Abwasser aus Erlaheim und Binsdorf nach Balingen zu pumpen. Foto: Schnurr

In Zukunft dürfte das Abwasser aus Erlaheim und Binsdorf in Balingen geklärt werden. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss soll der Geislinger Gemeinderat noch in diesem Jahr fällen.

Geislingen-Erlaheim - Voraussichtlich spätestens 2028 soll die Kläranlage Erlaheim/Binsdorf stillgelegt sein. Das zumindest sehen die Überlegungen zur "Strukturverbesserung" vor, die das Ingenieurbüro Sweco jetzt dem Erlaheimer Ortschaftsrat vorgestellt hat und denen der Technische Ausschuss des Geislinger Gemeinderats bereits im September zustimmte.

Geislingens Bauamtsleiter Markus Buck erinnerte die gewählten Bürgervertreter in deren jüngster Sitzung daran, dass die Betriebserlaubnis der 35 Jahre alten Anlage abgelaufen ist. Zwar bemühe man sich um eine Verlängerung der Genehmigung und dies werde auch klappen, aber die Erlaubnis werde befristet sein: "Die Anforderungen an die Abwasserreinigung haben sich deutlich erhöht", sagte Buck.

Abwasserentsorgung der beiden kleinen Geislinger Teilorte

Vor diesem Hintergrund wurde bereits 2018 ein Strukturgutachten erstellt, das aufzeigen soll, wie es bei der Abwasserentsorgung der beiden kleinen Geislinger Teilorte weitergehen soll. Den derzeitigen Planungsstand stellte Daniel Mignat von Sweco den Ortschaftsräten vor.

Der Planer legte dar, dass es neben der sogenannten "Variante 0", der Modernisierung der kleinen Kläranlage, vier weitere Varianten gibt: Diese sehen deren Stilllegung vor und unterscheiden sich im wesentlichen durch den möglichen Trassenverlauf sowie die Zahl der notwendigen Pumpen.

Abwasser aus Erlaheim und Binsdorf soll danach mit einem oder mehreren Pumpwerken durch eine Leitung bis ins Gewann "Bergen" unweit der L 415 befördert werden. Dort soll es in eine geplante Leitung von Rosenfeld zum Geislinger Gewerbegebiet "Ob dem Weiherle" gespeist werden, wo der Anschluss ans Netz des Abwasserzweckverbands erfolgt.

"Die Anlage ist am Ende ihrer Nutzungsdauer"

Die Erhaltung und Ertüchtigung, sagte Mignat, würde umfangreiche Sanierungen nötig machen: "Die Anlage ist am Ende ihrer Nutzungsdauer." Unter anderem müssten Klärbecken neu gebaut und die Retentionsfläche für Regenwasser erneuert werden. Insgesamt kämen Kosten von rund 4,9 Millionen Euro auf die Stadt Geislingen zu.

Fördermittel des Landes Baden-Württemberg zur "Strukturverbesserung" – bis zu 70 Prozent der Investitionen – gibt es aber nur für die rechnerisch kostengünstigste Variante, Nummer 3 im Gutachten von Sweco: Diese sieht den Bau von zwei Pumpwerken vor, die 120 Höhenmeter überwinden, eine Leitungsstrecke von rund 2200 Metern bis zum Anschlusspunkt nahe des Parkplatzes an der Kreisstraße 7121 und weitere rund 1500 Meter bis zum Gewerbegebiet.

Auch Faktoren wie Personalkosten, die künftige Reinigung des Schmutzwassers von Spurenstoffen und Phosphor sowie die Effizienz der Klärung spielen in die Schätzungen von laufenden und Investitionskosten. Es gehe bei der Strukturverbesserung der Abwasserreinigung nicht nur um die Anlage für Erlaheim und Binsdorf. Deren Zukunft sei auch mit jener der Einrichtungen in Rosenfeld und Bickelsberg verknüpft – und mit der notwendigen Modernisierung der großen Balinger Kläranlage bei Engstlatt.

Nach dem bisherigen Zeitplan soll laut Mignat 2027, spätestens 2028 "der Hebel umgelegt" und die Anlage am Keinbach stillgelegt werden – unter der Voraussetzung das die Balinger Anlage bis dahin fertig modernisiert ist.

Im kommenden Frühjahr könnte die Aufnahme Binsdorfs und Erlaheims in den Zweckverband Abwasserreinigung Balingen beantragt werden. Geislingen müsste sich nach momentanem Stand mit rund 480 000 Euro in die Balinger Anlage "einkaufen".

Ob dieses Vorhaben tatsächlich angegangen wird, entscheidet der Geislinger Gemeinderat in einer der beiden bis zum Jahresende noch anstehenden Sitzungen. Der Rosenfelder Gemeinderat hat den Anschluss der Kläranlagen im Stunzachtal und bei Bickelsberg bereits befürwortet.