Die Ortschafts- und Gemeinderäte aus Niedereschach machten sich ein Bild von den Arbeiten, die in der Verbandseinrichtung in Horgen laufen.
Die Verbandskläranlage in Horgen reinigt das Abwasser von 32 000 Einwohnerinnen und Einwohnern der Gemeinden Dunningen, Eschbronn, Königsfeld, Niedereschach, Schramberg, Villingen-Schwenningen und Zimmern ob Rottweil sowie zahlreiche Gewerbe- und Industriebetriebe. Das gereinigte Abwasser wird in die Eschach und im weiteren Verlauf in den Neckar eingeleitet.
Die Kläranlage zu besichtigen und sich die einzelnen Schritte und Details der verschiedenen Bauphasen, vor allem auch die Bezuschussung einmal aus erster Hand erläutern zu lassen, war für die zahlreichen Ortschafts- und Gemeinderäte aus der Gesamtgemeinde Niedereschach am Freitag ein besonderer Anreiz.
Bürgermeister Martin Ragg wies in seiner Begrüßung vor Ort darauf hin, dass die Gemeinde Niedereschach bekanntlich Gründungsmitglied beim Zweckverband Abwasserreinigung in Horgen ist und mit der Erweiterung die Anlage an die gestiegenen Einwohnerzahlen, deren Abwässer sie zu bewältigen habe, angepasst werden muss.
Neben den hohen Investitionskosten, welche diese Erweiterung mit sich bringe, sei es vor allem das Thema Personal, das eine solch umfangreiche und vielschichtige Anlage erfordere. In Horgen habe man das Glück, mit dem Betriebsleiter Robert Brausam und seinem Stellvertreter Sergej Kabelski zwei erfahrene Spezialisten zur Hand zu haben.
An der Auslastungsgrenze angekommen
Mit ihrem Team würden sie die Arbeiten im Klärwerk mit großem Engagement vorbildlich bewältigen, trotzdem gebe es immer wieder Vakanzen. Und das Ziel, geeignetes Personal zu finden, das die Anlage optimal betreiben könne, dürfe man auch nicht aus den Augen verlieren, betonte Ragg.
Zur fachkundigen Erläuterung der geplanten Bauarbeiten in den verschiedenen Bauphasen konnte Ragg als Fachmann Jochen Molitor, Geschäftsführer der Firma Süddeutsche Abwasserreinigungs-Ingenieure (SAG Ingenieure), begrüßen. Die Notwendigkeit der Erweiterung begründete Molitor unter anderem mit den Belastungsdaten der Kläranlage, die an der Auslastungsgrenze angekommen sei, sowie mit dem altersbedingten Zustand, der in weiten Bereichen eine Erneuerung der Anlage notwendig mache.
Ausbau auf 55 000 Einwohner
Darüber hinaus wird das Einzugsgebiet der Kläranlage voraussichtlich bis 2030 weiteren Flächenzuwachs bekommen. Die aktuelle Ausbaugröße der Kläranlage mit 32 000 Einwohnern werde mit dem aktuellen Zulauf deutlich überschritten. Da zukünftig der maximale Mischwasserzufluss zur Kläranlage von derzeit 316 auf 455 Liter in der Sekunde angehoben wird, sei mit einer zusätzlichen Belastung zu rechnen. Ein Ausbau der Kläranlage auf 55 000 Einwohner wurde so als notwendig angesehen.
Mit den Planungen zur Umsetzung des Vorhabens sei das Büro Holinger Ingenieure GmbH beauftragt worden. Nach deren Planung sollen in drei Abschnitten die Erneuerungen und Neubauten bis ins Jahr 2029 umgesetzt werden. Dabei sei, wie Molitor erläuterte, der Bau einer Rechen- und Lagerhalle, die Errichtung eines neuen Sandfangs sowie die Einrichtung einer Phosphorelimination geplant. Zudem soll die Schlammentwässerung durch moderne Technik verbessert werden. Bereits am ersten Bauabschnitt, im Jahr 2024 begonnen und mit 1,84 Millionen Euro veranschlagt, habe sich das Land Baden-Württemberg mit rund 423 000 Euro beteiligt.
Investitionen umfassen 23 Millionen Euro bis zur Fertigstellung
Neben dem begonnen ersten Abschnitt mit Kosten von 1,84 Millionen Euro müssten für den zweiten Abschnitt 4,5 Millionen und für den dritten Teil mit der biologischen Reinigung nochmals elf Millionen Euro veranschlagt werden. Alles in allem sei mit 23 Millionen Euro bis zur Fertigstellung im Jahr 2030 zu rechnen.
Im Anschluss an den Vortrag und eine Diskussion mit den Gemeinde- und Ortschaftsräten wurden die bestehenden Anlagen wie auch die neuen, sich im Bau befindlichen Bauabschnitte besichtigt.
Die Anlage
Einzugsgebiet
Die im Jahr 1977 in Betrieb genommene Kläranlage liegt bei Horgen im Eschachtal. Sie wurde ursprünglich entsprechend den damaligen Bestimmungen für reine Kohlenstoffelimination, also die Entfernung sauerstoffzehrender Abwasserinhaltsstoffe auf eine Ausbaugröße von 45 000 Einwohnern ausgelegt, die Belastung liegt derzeit zwischen 43 000 und 54 000 Einwohnern. Das Einzugsgebiet ist weitläufig und umfasst circa 82 Kilometer Sammler in unterschiedlichen Rohrdurchmessern, zwei Pumpstationen und 24 Regenüberlaufbecken.