Alarm am Donnerstagnachmittag am Rottweiler Friedrichsplatz. "Einsatzkräfte in Not" hieß es, woraufhin Feuerwehr, DRK und Polizei, unterstützt von der Hundestaffel, anrückten. Einige Angetrunkene zeigen sich aggressiv. Foto: Otto

Immer mehr Alkoholexzesse während der fünften Jahreszeit beschäftigen Rettungskräfte und Polizei. Eine Meinung

Nun hat sie also begonnen, die heiße Phase der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Seit dem "Schmotzigen Dunschtig" haben die Narren das Sagen, die Bürgermeister wurden ihres Amtes enthoben. Im ganzen Land herrscht Jubel, Trubel und Heiterkeit bis zum Aschermittwoch. Alles gut und schön, wenn es da nicht immer wieder zu abschreckenden Beispielen kommen würde, die so rein gar nichts mit der eigentlichen Fasnet zu tun haben. Denn: Was für viele eigentlich Tradition bedeutet, ist für manch einen eine Steilvorlage zum sinnlosen Betrinken.

Da müssen wir nur mal unseren Blick am Schmotzigen in die Innenstadt von Rottweil werfen. Dort geht es nach der Schülerbefreiung buchstäblich rund. Statt dem historischen Narrenmarsch schallt dort fast den ganzen Tag ein wilder Mix aus Partymusik durch die Fußgängerzone. Was zunächst gesittet beginnt, geht schnell in ein kollektives Feiern mit reichlich Alkohol und verstärkter Polizeipräsenz über. Blaulicht, betrunkene und teils auch aggressive Jugendliche, die auf Einsatzkräfte losgehen sowie jede Menge Scherben und Müll bestimmen dann das historische Stadtbild. Und das, obwohl harter Alkohol eigentlich erst ab 25 Jahren verkauft werden darf.

Mit dieser Initiative, an der sich die Geschäfte freiwillig beteiligen können, wollten Polizei, Stadt und der Einzelhandel den Alkoholexzessen Einhalt gebieten. Alles umsonst? Man könnte es meinen. Hier gehört dringend ein Riegel seitens der Stadt vorgeschoben, sonst droht der Sittenverfall an der Fasnet. Mit einem Verbot würde die Stadt sicherlich auch der Narrenzunft einen Gefallen tun. Schließlich steht Rottweil für Tradition, Brauchtum und den besonders schönen historischen Narrensprung durchs Schwarze Tor, der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.

Auch in Horb sieht es nicht besser aus. Schlägereien und Jugendliche, die mit ordentlich Promille direkt in der Ausnüchterungszelle landen. Obwohl die Polizei in der Neckarstadt mittlerweile dank der gleichen Initiative wie in Rottweil etwas weniger Einsätze verzeichnet, wurde die Aktion für 2019 sogar auf drei Tage ausgeweitet. Besserung erhofft man sich da wohl nur durch noch stärkere Prohibition.

Nicht die einzige Randerscheinung während der Fasnet. Nach vielen Umzügen, die für Besucher stets ein kunterbuntes Spektakel bieten, liegen Unmengen an Müll und Scherben auf den Straßen. Fußgänger müssen phasenweise aufpassen, dass sie nicht aus Versehen durch die Scherben laufen wie jüngst in Freudenstadt auf dem Marktplatz. Dort mussten städtische Mitarbeiter nach dem großen Umzug Unmengen an Müll aufräumen. Deutlich mehr als in den Jahren zuvor.

Wer den Müll und die Scherben hinterließ, wird unklar bleiben. Hier kann nur an die Vernunft der Besucher appelliert werden, den nächsten Mülleimer aufzusuchen - schließlich wird zu Hause der Abfall doch auch nicht in die nächste Ecke geworfen, oder?

Fakt ist: Die negativen Randerscheinungen und ungeliebten Hinterlassenschaften scheinen bei der Fasnet eine Begleiterscheinung zu sein, über die man diskutieren muss, sicherlich nicht nur in Freudenstadt, Horb und Rottweil.

Ich lasse mir trotzdem die Freude an der traditionellen Narretei nicht nehmen und werde sowohl bei den historischen Narrensprüngen in Rottweil und Oberndorf als auch bei der "Da-Bach-na-Fahrt" in Schramberg die schwäbisch-alemannische Fastnacht genießen. Sicherlich auch bei einem Bier, aber ich halte mich an die Regeln und nehme Rücksicht auf die anderen.