Gemeinde- und Ortschaftsräte traten zur Verabschiedung als gemeinsamer Chor auf. Foto: Ade

32 Jahre war Klaas Klaassen Bürgermeister von Schopfloch. Am Donnerstagabend wurde er verabschiedet. Rund 300 Gäste kamen in die Veranstaltungshalle.

Schopfloch - Rathausbedienstete, Gemeinde- und Ortschaftsräte und viele Bürger aus allen Ortsteilen waren gekommen – und jede Menge Politprominenz: Landrat Klaus Michael Rückert, zahlreiche Bürgermeisterkollegen sowie die Bundestagsabgeordneten Saskia Esken und Klaus Mack und Landtagsabgeordnete Katrin Schindele. Unter den Gästen hieß Bürgermeister-Stellvertreter Matthias Zeller in seiner Begrüßung zudem Klaassens Nachfolger Thomas Staubitzer willkommen.

Wie andere Redner auch, ging Zeller auf die Fußabdrücke ein, die Klaassen in den 32 Jahren hinterlassen habe. Hier sei ohne Frage die Umgehungsstraße "B 28 neu", die später noch mehrfach genannt wurde, zu erwähnen. Neben vielen Projekten an Straßen und Gebäuden, neuen Gewerbe- und Wohngebieten, den sanierten Ortsmitten in Ober- und Unteriflingen sowie den fertigen Plänen für das Zentrum in Schopfloch nannte Zeller auch den Ausbau des Bahnhofs, wodurch die Gemeinde nun gut an Stuttgart und Karlsruhe angebunden sei. Zeller ließ auch die Hallenkonzeption nicht unerwähnt: Es gebe sicherlich wenige Gemeinden dieser Größe, die neben zwei Sporthallen auch noch solch eine Veranstaltungshalle hätten.

Um Harmonie bemüht

"Nein, ein Bürgermeister, der Dienst nach Vorschrift macht, waren Sie nie", wandte sich Zeller an Klaassen. "Sie haben Ihren Beruf von ganzem Herzen und mit großem Einsatz gelebt." In Ratssitzungen habe Klaassen stets verstanden, das Gremium zu Kompromissen zu lenken und eine breite Mehrheit zu schaffen. Harmonie sei Klaassen wichtig gewesen, und häufig habe man den Satz gehört: "Er will’s halt allen recht macha." Zeller dankte Klaassen im Namen der Ratsgremien, der Feuerwehr, des Seniorenkreises und allen Mitbürgern für "intensive 32 Jahre Einsatz für unsere Gemeinde".

"Er war ein hochgeschätzter Kollege", eröffnete Landrat Klaus Michael Rückert seine Würdigung Klaassens. "Er war nah am Menschen, orientiert an der Sache und ein engagierter Bürgermeister durch und durch" so Rückert, den er als "hartnäckigen Kämpfer für sein Schopfloch" erlebt habe. Als Geschenke überreichte Rückert das Ehrenwappen des Landkreises und ein zweibändiges wissenschaftliches Werk über Ludwig Uhland sowie an Klaassens Ehefrau Susanne einen Blumenstrauß.

Mack: ein Macher und Teamplayer

Man verabschiede Klaassen an diesem Abend als Bürgermeister, als Kollegen, als Macher, aber auch als Teamplayer, sagte CDU-Bundestagsabgeordneter Klaus Mack. Klaassen habe mit umsichtigem Kurs gesteuert und bereichert, er habe geplant, gebaut, aber auch gefeiert, so Mack. An erster Stelle habe stets der Kontakt zu den Menschen gestanden.

Pfarrer Günter Blatz dankte Klaassen für die gute Zusammenarbeit zwischen Rathaus und Kirche. Dieses Miteinander habe er als sehr hilfreich erlebt: "Es waren kurze Wege, und wir haben an einem Strang gezogen."

Als Vizepräsident des Gemeindetags Baden-Württemberg dankte Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle auch im Namen seiner zahlreich anwesenden Kollegen für die "immer kollegiale und gute Zusammenarbeit". Schopfloch habe immer als Vorzeigekommune gegolten, wenn es um schuldenfreie Haushalte gegangen sei, so Jöchle.

Iflinger räumen stets zwei Plätze frei – in der ersten Reihe

Eine größere Wertschätzung als eine bis zum letzten Platz gefüllte Veranstaltungshalle zur Verabschiedung könne es wohl nicht geben, stellte Glattens Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer fest, der für die Zweckverbände sprach. Klaassen war seit Jahren Vorsitzender der Zweckverbände Abwassergruppe und Wasserversorgung Haugenstein sowie Mitglied im Gemeindeverwaltungsverband Dornstetten und Zweckverband Hochwasserschutz.

Die Ortsvorsteher von Oberiflingen, Andreas Zeller, und Unteriflingen, Hermann Schwizler, dankten Klaassen im munteren Wechsel für seine Arbeit zugunsten der beiden Teilorte. "Sie sind in Iflingen jederzeit herzlich willkommen" schloss Schwizler. "Bei Veranstaltungen werden wir stets zwei Plätze in erster Reihe freihalten."

Als Überraschung versammelten sich Gemeinde- und Ortschaftsräte als Chor auf der Bühne und sangen zum Abschied "Möge Gottes Segen mit dir sein". Sie überreichten Klaassen im Anschluss einen großen Korb, gefüllt mit persönlichen Geschenken der Ratsmitglieder. Matthias Zeller stellte ein weiteres Geschenk in Aussicht: Im Frühjahr werde bei einer kleinen Feier – und das Feiern gehöre ja zu den Kompetenzen Klaassens, habe man schon gehört – auf dem Rödelsberg ein Obstbaum für Klaassen gepflanzt. Die dazugehörige Plakette bekam Klaassen schon jetzt.

Handwerklich ungeeignet – für die Verwaltung wie gemacht

Die Gemeindebediensteten, in einheitlichen schwarzen T-Shirts mit rückwärtigem Aufdruck "Danke, Merci, Grazie", verkündeten launig ihre Eindrücke vom scheidenden Chef: Er hatte immer ein offenes Ohr; er besitzt die Erinnerungsfähigkeiten eines Elefanten; er ist sprachbegeistert; er hat eine Handschrift, die niemand lesen kann; er ist handwerklich gänzlich unbegabt, für das Verwaltungsfach jedoch geradezu gemacht.

Die Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule sei Klaassen wichtig gewesen und er habe dies als absoluter Verfechter des Konzepts aus voller Überzeugung unterstützt, sagte Schulleiterin Simone Schuon. Homag-Geschäftsführer Marco Huber verwies auf die vergangenen drei Jahre, seit er da sei, und nannte sie eine tolle Zeit, in der viel bewegt worden sei. Klaassen habe den Interessen von Homag immer Gehör geschenkt und geholfen, dass das Unternehmen die notwendigen Grundstücke bekomme, um am Standort weiter zu wachsen.

Für die Vereine betonte Marc Worm, Vorsitzender des SV Schopfloch, dass diese Klaassen immer als sehr sachlich, korrekt und zum Wohle der Menschen agierend erlebt hätten. Das Vereinsleben sei ihm stets wichtig gewesen, und die Vereine hätten mit der Unterstützung der Gemeinde rechnen können.

Die Nordhalde als Krönung

"Es war mir eine besondere Ehre, Ihr Bürgermeister gewesen zu sein – wir danken Ihnen für die 32 Jahre in Schopfloch", sprach Klaassen auch für seine Frau, die ihn immer unterstützt habe. Klaassen erinnerte an den aufregenden Wahlkampf 1990 und den anschließenden Umzug im Dezember von Backnang ins tief verschneite Schopfloch sowie an viele gemeinsam angegangene Projekte und Aufgaben in der Gemeinde.

Als eine Krönung sah er die Ausweisung des Gewerbegebiets Nordhalde, wo die Gemeinde nach erfolgreichem Grunderwerb der Firma Homag Flächen verkaufen konnte. Mit einem dort geplanten Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro bedeute dies ein einmaliges Standortbekenntnis des Unternehmens zur Gemeinde für die nächsten Jahrzehnte. Finanziell stehe die Gemeinde mit einem Plus von etwas mehr als fünf Millionen Euro zum 1. Dezember 2022 gut da. Von 2008 bis 2022 habe die Gemeinde durchschnittlich mehr als zwei Millionen Euro jährlich in öffentliche Einrichtungen investiert.

380 Paare getraut

Im Resümee verwies Klaassen auch auf 380 von ihm vorgenommene Trauungen in den 32 Jahren: "Ich bringe leidenschaftlich gerne Heiratswillige unter die Haube und habe hierbei viele spannende und teilweise witzige Kennenlerngeschichten mitbekommen."

Die Bauernkapelle Böffingen umrahmte die Verabschiedungsfeier musikalisch. Im Anschluss lud die Gemeinde zu Gesprächen und Imbiss vom kalten Büffet in der Mensa ein.