Stefan Scherer hat seine Ziele stets energisch verfolgt, wie dieses Bild vom Februar 2016 zeigt. Foto: Lutz

Eine große Trauergemeinde nahm am Mittwoch Abschied von Blumbergs Ehrenbürger Stefan Scherer. Der Unternehmer und Kommunalpolitiker war am 28. Juli im Alter von 80 Jahren gestorben.

Blumberg - Menschen aus Blumberg und der ganzen Region kamen und bekundeten damit ihre Wertschätzung. Unter ihnen war auch Alt-Landrat Karl Heim, der frühere Landtagsabgeordnete Karl Rombach und der frühere Blumberger Bürgermeister Matthias Baumann.

Ein Blumenmeer in Rot säumte den aufgebahrten Sarg in der Friedhofskapelle. Gestecke und Kränze mit Rosen, Gerbera und Begonien zeugten von der tiefen Wertschätzung für den Verstorbenen. Mit Sonnenblumen nahm der Hegering Blumberg Abschied von seinem langjährigen Mitglied. An den Eingängen hatte die Stadtverwaltung corona-bedingt Pavillons mit Besucherlisten und Desinfektionsspray aufgebaut. Die Ehrenwache stellten die Feuerwehrkameraden Richard Eichhorn, Markus Greitmann, Oliver Neukum, Thomas Tesch, Jörg Hartmann und Ralf Willauer.

Stadtkapelle umrahmt

Es war ein denkwürdiger Tag. Die Stadtkapelle Blumberg umrahmte die Trauerfeier, es war corona-bedingt der erste öffentliche Auftritt des Orchesters unter dem neuen Dirigenten Andreas Hirt, rund eindreiviertel Jahren nach dessen Wahl.

Pfarrer Karlheinz Brandl schilderte den Lebenslauf des Verstorbenen. Er wurde als eines von vier Kindern der Eltern Edwin und Paula Scherer, geborene Schelb, geboren. 1966 heiratete er Helena Scherer, geborene Rehm. Der Ehe entstammen drei Kinder, von denen eines nach der Geburt starb. Die anderen beiden Kinder haben eigene Familien mit fünf Enkeln. Das Gedenken heute, so erklärte Brandl, gelte besonders Stefan Scherer als Mitmensch, als Mensch, der auch ein soziales Herz für jene am Rand der Gesellschaft hatte.

40 Jahre Stadtrat

Bürgermeisterstellvertreter Matthias Fischer, der Bürgermeister Markus Keller vertrat, würdigte Stefan Scherer als Mensch und als Kommunalpolitiker, auch im Namen des CDU-Stadt- und Kreisverbands und des Abgeordneten Guido Wolf. Der Verstorbene war 40 Jahre Stadtrat und Sprecher der CDU-Fraktion. Er hat viele Auszeichnungen erhalten, darunter das Bundesverdienstkreuz, die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg und das goldene Verdienstabzeichen des Städtetags Baden-Württemberg.

Sein politisches Wirken und seine Beziehungen bis in die Ministerien habe er stets zum Vorteil der Stadt Blumberg eingesetzt und er habe somit auch viele Förderungen mit ermöglicht, insbesondere bei der Museumsbahn. "Ein besonderes Anliegen von ihm war, Blumberg vom Image einer kleinen Bergarbeiterstadt zu befreien, um diese Stadt als moderne, lebens- und liebenswürdige Stadt zu etablieren." Darüber hinaus war Stefan Scherer Gründungsmitglied des Fördervereins zur Sanierung der Stadthalle, dessen Aktivitäten letztlich den Bau der Eichbergsporthalle ermöglicht habe. Er habe auch viele Verdienste für die CDU, deren Vorsitzender er 23 Jahre war. Mit Aktionen wie der Ausbildungsinitiative 1983 habe er landesweit für Aufsehen gesorgt. 2002 habe ihn die CDU Blumberg zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Mitglied des Kreistags

Für Landrat Sven Hinterseh nahm als Stellvertreterin Kreisrätin Elke Bettecken Abschied. "Mit Stefan Scherer verlieren wir einen Mitbürger und eine große Persönlichkeit, die in seinem Leben ganz Enormes für "seine" Stadt Blumberg, den Schwarzwald-Baar-Kreis und insgesamt für unsere Gesellschaft geleistet hat." Von 1979 bis 2014 war Stefan Scherer im Kreistag und Mitglied in verschiedenen Ausschüssen sowie in der Verbandsversammlung des Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg. In diesen 35 Jahren wurden viele wegweisende kreispolitische Entscheidungen getroffen, die bis in die Zukunft des Landkreises hineinwirken werden, darunter der Auf- und Ausbau der Schullandschaft und die Neuordnung des Krankenhauswesens mit dem Neubau des Schwarzwald-Baar Klinikums, sagte Bettecken.

Tiefe Spuren hinterlassen

Als Freund der Familie Scherer sprach der frühere CDU-Landtagsabgeordnete Franz Schuhmacher. Der Verlust des Vaters, Schwiegervaters und Opas schmerze, "wir spüren alle unsere menschlichen Grenzen." Zu gedenken sei an einen Mann, "der tiefe Spuren hinterlassen hat", der hineingeboren wurde in eine Handwerkerfamilie, Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen habe, eine große Begabung und viele Fähigkeiten hatte. "Wichtig war ihm der Zusammenhalt und die Gemeinschaft unserer Gesellschaft." Er wusste, was anzugehen war. So habe er für Blumberg ein Altenpflegeheim gefordert, obwohl der Kreisaltenpflegeplan dafür gar keinen Bedarf vorsehen habe. Wichtig seien ihm auch stets die Ortsteile gewesen.

In der Feuerwehr aktiv

40 Jahre war Stefan Scherer auch in der Blumberger Feuerwehr aktiv und erhielt dafür das Feuerwehr-Ehrenabzeichen in Gold. "Er hat seine Pflicht getan, er hat mehr als seine Pflicht getan", schildert Friedhelm Friker. Als Stadtrat sei er für die Feuerwehr mit den drei Kommandanten Helmut Müller, Ludwig Sonntag und Reinhold Engesser stets ein zuverlässiger und kompetenter Ansprechpartner gewesen.

Für den Luftsportverein Blumberg würdigte Karl Gehrke, der frühere Vorsitzende und langjährige Weggefährte des Verstorbenen, die Verdienste des Ehrenvorsitzenden Stefan Scherer, der 1964, sieben Jahre nach der Gründung, in den Verein eintrat und durch sein Organisationstalent unter anderem beim Aufbau der ganzen Infrastruktur mit dem Bau der Hallen und des Flugzeugparks maßgeblich beteiligt war.

Von 1975 bis 1995 war Scherer Vorsitzender. Er habe sich nie beirren lassen, als es um die Zulassung des Luftlandeplatzes neben dem Naturschutzgebiet Zollhausried ging. Zu den Höhepunkten von Scherers Ära zählten die Blumberger Flugtage mit der legendären britischen Düsenjet-Staffel Red Arrows.

Trauer um Senior-Chef

Für die Belegschaft der Firma Scherer Gebäudetechnik GmbH & Co. KG sprach Liana Sonntag. Sie trauerten um ihren Senior-Chef. Die Rednerin blickte auf seine wichtigsten beruflichen Ereignisse. Nach einer Ausbildung in der Blechnerei seines Vaters musste Stefan Scherer 1958 mit 17 Jahren den Betrieb übernehmen, weil sein Vater diesen krankheitsbedingt nicht weiterführen konnte. "Mit viel Fleiß, Geschick und Willen baute er dann die Klempnerei auch zu einem regional bekannten Sanitär- und Heizungsbetrieb aus." 1963 besuchte er den Meisterkurs für das Blechner-Handwerk und 1965 den Meisterkurs für Gas- und Wasserinstallateure. 2003 und 2005 erhielt er jeweils den Goldenen Meisterbrief.

Viel Unterstützung erhielt er von seiner Familie, besonders von seiner Frau Helena, die im Oktober 2019 verstarb. 2009 stieg sein Sohn Clemens, der inzwischen mit einem Freund ein Planungsbüro gegründet hatte, immer mehr bei der Firma Scherer ein. Im Januar 2013 übergab Stefan Scherer die Geschäfte seinem Sohn Clemens. Er hatte auch "eine soziale Ader. "Wenn einer der Mitarbeiter Probleme, Sorgen oder Nöte hatte, half er sofort."

Ergreifende Worte

Welche Bedeutung ihr Opa für sie und für die ganze Familie hatte, schilderten die Enkel Ann-Sophie und Maximilian in ergreifenden Worten. Maximilian erzählte, wie der Großvater ihn für die Jagd begeistert und beim Fliegen mitgenommen habe. Ann-Sophie schilderte einen zentralen Satz des Opas: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg" und führte aus: "Du warst ein Vorbild", ein Mensch, der für jedes Problem eine Lösung hatte.

Info: Zur Person

Stefan Scherer wurde 1941 in Blumberg geboren. Von 1968 bis 2008 war er Stadtrat und Fraktionssprecher der CDU. Nach seinem Ausscheiden aus dem Rat ernannte ihn Bürgermeister Matthias Baumann aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses 2009 zum Ehrenbürger. Stefan Scherer ist der fünfte Ehrenbürger Blumbergs nach dem Unternehmer Alfred Teves, dem früheren Bürgermeister Theodor Schmid, dem Fabrikanten Helmut Winkler und dem früheren Bürgermeister Werner Gerber.