Jürgen Vietense, früherer Leiter des Feriendorfs Tieringen, ist bereits im alten Jahr 77-jährig gestorben.
Meßstetten-Tieringen/Albstadt-Tailfingen - Zuschauen und andere machen lassen lag ihm nicht; Jürgen Vietense hat in seinem Leben viele verschiedene Dinge angepackt. Er war Jugendarbeiter, Feriendorfleiter, Parteifunktionär und Gemeinderat der SPD, evangelischer Diakon, Marathonläufer und Familienvater – initiativfreudig, vielseitig und mit scheinbar unerschöpflicher Energie begabt. Mit 77 Jahren ist er einer schweren Krankheit erlegen.
Jürgen Vietense war gebürtiger Stuttgarter; er kam am 12. August 1945, gerade mal ein Vierteljahr nach Kriegsende, in Vaihingen zur Welt. Er wuchs in Stuttgart auf, ging dort zur Schule und absolvierte anschließend von 1964 bis 1970 eine Ausbildung zum Diakon in Ludwigsburg. Wohlgemerkt mit einer Unterbrechung, die ihn erstmals auf die Schwäbische Alb führte, nämlich nach Mariaberg. Dort leistete er seinen Zivildienst ab – und lernte bei dieser Gelegenheit Elisabeth Muntz, seine spätere Frau, kennen.
Im Land herumgekommen
In den folgenden Jahren kam er im Land herum. 1970 ging er nach Nagold und wirkte dort sieben Jahre lang als Diakon, Religionslehrer und Sportreferent der Jugendarbeit des evangelischen Kirchenbezirks. 1977 wurde er Bezirksjugendreferent im hohenlohischen Blaufelden; elf Jahre später steuerte er dann seine wohl wichtigste berufliche Station an: das Feriendorf Tieringen. 1988 wurde er zu seinem Leiter berufen und blieb es, bis er 2005 in den Ruhestand ging.
Von 1994 bis 2004 Gemeinderat
Jürgen Vietense hat seine 17 Tieringer Jahre als eine schöne und prägende Zeit in Erinnerung behalten – auf dem Heuberg hatte er weitgehend freie Hand und konnte in eigener Verantwortung tätig und kreativ sein. Er nutzte seine Möglichkeiten, organisierte Ausstellungen, Lesungen, Theatervorführungen – mit Menschen und mit Puppen – und natürlich jede Menge Wanderungen. Darüber hinaus engagierte er sich ehrenamtlich: Von 1994 bis 2004 saß er als Vertreter der SPD im Meßstetter Gemeinderat; seinen Ratskollegen und den interessierten Bürgern ist er als tatkräftiger, aufgeschlossener und verlässlicher Kommunalpolitiker in Erinnerung geblieben.
Auch sonntags war er im Einsatz
Damit nicht genug: Als Diakon war Jürgen Vietense in den Gotteshäusern des evangelischen Kirchenbezirks Balingen ein gern gesehener und gehörter Sonntagsprediger – und er selbst hatte seine Freude an dieser Aufgabe und war mit großem Ernst bei der Sache. Darüber hinaus war er Bezirksverantwortlicher des Diakonieverbands Karlshöhe für die Region Tübingen-Reutlingen-Zollernalb.
Den Kölner Marathon mochte er besonders
Wer nun aber meint, dieses Pensum müsse ausreichen, der täuschte sich: Jürgen Vietense hatte immer noch Körner übrig für ein Hobby, das sich nur schlecht en passant betreiben lässt: Er lief Marathon, und zwar nicht joggenderweise, sondern bei den einschlägigen Wettkämpfen – für den Kölner Marathon hatte er ein besonderes Faible, denn da konnte er gleich noch seine Tochter besuchen. Übrigens waren die 42 Kilometer keineswegs das Ende der Fahnenstange; er versuchte sich auch an den noch längeren Distanzen. Und weil er nun mal ein Mann der Gremien war, engagierte er sich noch als Ruheständler in der Reutlinger Interessengemeinschaft Laufen.
Nicht zu vergessen: Ehemann, Vater von drei Kindern und zuletzt Großvater von sieben Enkeln war Jürgen Vietense auch. Mit seinem Tod am 11. Dezember ist ein erfülltes Leben zu Ende gegangen; seine letzte Ruhestätte hat er am 21. Dezember auf dem Tailfinger Waldfriedhof gefunden.