So sah die Wirklichkeit aus: Claus Kleber und Gundula Gause im ZDF-Heute Journal am 30. Dezember vor der grünen Videowand Foto: ZDF/Ralph Orlowski

Es war sein 2977. Auftritt als Moderator des Heute Journals im ZDF – und sein letzter: Am Donnerstag um 22.15 Uhr hat Claus Kleber Abschied genommen vom TV-Publikum – aber nicht für immer.

Stuttgart - Der Mann ist ein Profi durch und durch. Doch als Claus Kleber am Donnerstagabend um viertel vor zehn zu Beginn seines letzten Heute Journals einen Zettel mit der Zahl 2977 in die Kamera hält, spürt man doch ein wenig Rührung in der Stimme: Seit fast 20 Jahren steht er an dieser prominenten Stelle im ZDF-Programm und präsentiert einem Millionenpublikum das Weltgeschehen des Tages. Nun wird sein 2977. Auftritt der letzte sein – und in den ersten Minuten seiner Moderation leistet er sich doch tatsächlich ein, zwei kleine Sprechhänger. Kleber ist halt keine Maschine, seine Professionalität war niemals einstudierte Pose, sondern eine Haltung, also eine Herzensangelegenheit. Gerade das haben viele Zuschauer an ihm so geschätzt.

So wie bei seinem ersten Auftritt im März 2003 ist auch am 30. Dezember 2021 Gundula Gause an seiner Seite – ein perfektes Team, längst genau aufeinander eingestimmt. Vor dem Nachrichtenblock geht es um Corona und Omikron. Kleber führt ein gutes Interview mit dem Virologen Christian Drosten, stellt Fragen, die weit über die andernorts übliche Medien-Tagespanik hinausgehen. Nach dem Nachrichtenblock folgt ein Jahresrückblick aus der Redaktion. Und dann ein Abschiedsfilm für Claus Kleber. Nikolaus Brender, der frühere ZDF-Chefredakteur, berichtet, warum er 2003 Kleber als Chefmoderator zum Heute Journal holte: „Er ist sowohl ein Realist, was die politischen Möglichkeiten angeht, als auch ein Visionär, wenn es um die wünschenswerten politischen Ziele geht. Diese Kombination wollte ich an dieser Stelle.“ Und dann folgen viele kleine lustige Filmschnipsel, die deutlich machen: Claus Kleber kann auch ganz schön Faxen machen, wenn er glaubt, dass der Zuschauer es nicht sieht.

Er wirbt für die Sendung und seine Redaktion

Er selbst verabschiedet sich schließlich mit einer kleinen Programmrede. Die Pandemie werde irgendwann überstanden sein, andere Probleme der Weltpolitik seien aber kaum weniger dringend zu lösen: der Klimawandel natürlich, aber auch Russland, China, das Zerbröseln der demokratischen Kultur in den USA, das Schwächeln der europäischen Idee. „Wir haben alle Möglichkeiten und Mittel, die größten Probleme der Zeit zu lösen.“ Aber dafür bräuchte es eine informierte und kritische Öffentlichkeit. Deswegen müsse das ZDF eine Redaktion wie die vom Heute-Journal weiter arbeiten lassen, „unabhängig vom Quotendruck und abgeschirmt von politischer Einflussnahme“. Was soll man als Beobachter dem noch hinzufügen? Der Mann hat recht.

Kleber hat übrigens auch in dieser Sendung zwei-, drei Mal gegendert. Er tut das, sagte er dazu im „Spiegel“-Interview, weil und wenn ihm das inhaltlich wichtig sei. Er freut sich, dass Gundula Gause als Sprecherin dem ZDF weiter erhalten bleibt. Er selbst wird künftig seinem Sender größere politische Dokumentationen anbieten. Dann wünscht er uns allen zum Abschluss „Good bye and good luck“ – und geht mit Gause Seit an Seit aus dem Kamerabild. Das war ein sehr würdiger Abschied. Und zum Glück ja nur ein Abschied an dieser Stelle.