Bald wieder im RB-Trikot zu sehen: Timo Werner Foto: AP/Kai Pfaffenbach

Richtig glücklich ist der frühere Stürmer des VfB Stuttgart in England nie geworden. In Leipzig will sich Timo Werner nun seiner alten Stärken besinnen – und sich fit spielen für die WM.

Wer RB Leipzig am vergangenen Sonntag gegen den VfB Stuttgart spielen sah, dem drängte sich nicht der Eindruck auf, den Leipzigern fehle es an Alternativen im Angriff. Christopher Nkunku, Andre Silva, Dani Olmo und Co. generierten am Ende 28 Torschüsse und scheiterten beim aus Leipziger Sicht enttäuschenden 1:1-Unentschieden mehr an der starken VfB-Abwehr als an sich selbst.

 

Und was macht RB Leipzig? Verpflichtet mal eben zwei neue Stürmer. Zum einen Benjamin Sesko (19) von RB Salzburg. Das slowenische Supertalent, das schon mit Erling Haaland verglichen wird, wechselt zur Saison 2023/2024 für 24 Millionen Euro vom einen RB-Vertreter zum anderen und markiert damit den bereits 19. Transfer zwischen den beiden eng verbandelnden Clubs.

Wozu braucht Leipzig Werner?

Zum Zweiten Timo Werner. Der 26-Jährige dient den Leipzigern als Soforthilfe, wobei man sich schon die Frage stellen kann (siehe oben), ob es die überhaupt benötigt. Verfügen die Sachsen im Angriff doch über alles, was Champions-League-Ansprüchen genügt. RB hat pressingstarke, kopfballstarke, abschlussstarke, spielstarke und schnelle Angreifer in seinen Reihen.

Jetzt noch Timo Werner. 20 Millionen Euro, so heißt es, sei Sportchef Oliver Mintzlaff die Rückholaktion des ehemaligen Stuttgarters wert, durch die auch Werners Ex-Club noch einmal kassiert. Rund eine Million Euro kommt dem VfB als Ausbildungsclub in Form einer Solidaritätsbeteiligung zugute.

Am Montagabend landete der verlorene Sohn in einem Jet der privaten Flugflotte von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz in Leipzig. Im Gepäck die Erinnerung an zwei eher unglückliche Jahre in der englischen Premier League. Beim FC Chelsea unter Trainer Thomas Tuchel kam Werner erst nur bedingt und am Ende fast gar nicht mehr zum Zug. 37 Einsätze standen in der vergangenen Saison zu Buche, etwa die Hälfte davon als Einwechselspieler. Elf Tore sind nicht die Bilanz, die sich Werner bei seinem Wechsel vor zwei Jahren erträumt hatte. Auch die Londoner wurden nie richtig warm mit dem Jungen aus Stuttgart-Münster, für den Chelsea 2020 satte 53 Millionen Euro hingeblättert hatte. Ein ordentliches Minusgeschäft, rechnet man die jetzige Ablöse von 20 Millionen dagegen.

Werners Gehalt soll sich halbieren

Für Werner dürften die Summen von nachrangiger Bedeutung sein, genauso die kolportierte Reduktion seines Jahresgehalts von 18 auf unter zehn Millionen Euro. Der Angreifer will in Leipzig, seiner selbst ernannten Wohlfühloase, an alte Erfolge anknüpfen. Und vor allem will der 26-Jährige alles daransetzen, bei der WM in Katar dabei zu sein. „Es ist klar, dass ich mehr spielen will, um für die WM gut in Form zu sein und eine Chance zu haben, zu spielen“, hatte Werner vor Kurzem gesagt.

Die spannende Frage wird nun sein, wo im System von Domenico Tedesco noch ein Plätzchen für Timo Werner zu finden sein wird. Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic meldete im TV-Sender Sky leise Zweifel an. „Er braucht Raum, hat einen guten Abschluss – die Frage ist dabei, wie Leipzig spielen will. In dem System, das sie vorher gespielt haben, hat er funktioniert. Bei Chelsea war das nicht der Fall“, analysierte Salihamidzic. „Bei der Konkurrenz um Nkunku, Silva und Olmo bleibt die Frage, ob das funktionieren kann.“

Salihamidzic hat Zweifel

Ralf Rangnick, lange Jahre in Leipzig und nun als Nationaltrainer von Österreich aktiv, sieht die Sache optimistischer: „Timo hat Geschwindigkeit und Tiefgang“, kommentierte der 64-Jährige den Wechsel. „Das hat bei RB im Offensivbereich kein Spieler außer Nkunku.“ Entscheidend sei: Werner brauche „Vertrauen und die absolute Rückendeckung des Trainers“, um „an seinem Leistungslimit zu spielen“, meinte der Backnanger.

Bewegung auf dem Stürmermarkt

Beides hat dem Stürmer in Chelsea zuletzt gefehlt. Apropos Chelsea und Stürmer: Womöglich kommt durch den Transfer frische Bewegung in den europäischen Stürmermarkt. Auf dem auch immer noch VfB-Angreifer Sasa Kalajdzic heiß gehandelt wird. Mehrere Clubs aus der Premier League haben weiter Interesse – Chelsea ist aber nicht darunter.