Elisabeth Kauder, der rote Farbtupfer des Abends, bekommt ein Geschenk. Foto: Weisser

Von wegen Abschied aus der Politik: Volker Kauder, langjähriger CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Rottweil/Tuttlingen, sieht seinen Rückzug aus dem Bundestag vielmehr als "Ende eines Lebensabschnitts".

Kreis Rottweil - Beim gemeinsamen Neujahrsempfang der CDU-Kreisverbände Rottweil und Tuttlingen in der Rottweiler Stadthalle wurde der 73-jährige Tuttlinger für sein politisches Lebenswerk geehrt.

Die sehr gut besuchte Veranstaltung mit vielen Ehrengästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, Sport und sozialen Einrichtungen – auch der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel saß in der ersten Reihe – war dem früheren Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Bundestag gewidmet.

"Intensiv diskutiert"

31 Jahre habe Kauder den Wahlkreis in "herausragender Manier" vertreten und viele Projekte angestoßen, hob der Rottweiler CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete, Stefan Teufel, hervor und erinnerte: "Wir waren im Kreis aber keine Volker-Kauder-Partei, wir haben intensiv diskutiert, manchmal um die Entscheidungen gerungen und gestritten."

Die Vorliebe für den Fußballbundesligisten FC Bayern habe man dem in Hoffenheim geborenen Politiker verziehen. Denn: Einen Fehler habe jeder, scherzte Teufel.

"Ein Glücksfall"

In das große Lob stimmte ebenso Maria-Lena Weiss, Vorsitzende der Tuttlinger Kreis-CDU, mit ein. Kauder sei ein "Glücksfall" – dieser Begriff fiel noch mehrmals an diesem Abend – für die Kreise Rottweil und Tuttlingen gewesen. Dieser habe sein Leben in den Dienst der Politik und der Gesellschaft gestellt.

Maria-Lena Weiss – sie ist seit Herbst 2021 die Nachfolgerin von Volker Kauder im Bundestag – erwähnte dessen persönlichen Einsatz für verfolgte Christen. Ein christliches Menschenbild sei für Kauder stets ein Leitfaden für den Weg und das Maß gewesen.

"Vorbild für Loyalität"

Per Videobotschaften würdigten etliche CDU-Granden und Weggefährten aus der Bundes- und Landespolitik wie Guido Wolf, Annette Schavan und Wolfgang Schäuble sowie frühere Büromitarbeiterinnen wie auch Kirchenvertreter dessen Wirken auf der Politikbühne.

"Wir waren nicht immer derselben Meinung, aber wir waren immer auf demselben Weg", stellte Schäuble fest. Er bezeichnete der früheren Fraktionsvorsitzenden als "Vorbild für Loyalität".

"Patriot" Kauder

"Wir ehren heute einen herausragenden Bundestagsabgeordneten." So begann Andreas Jung, CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Konstanz und stellvertretender Fraktionsvorsitzender in Berlin, seine frei gehaltene Festrede. Es sei für ihn eine große Ehre, hier sein zu dürfen, bemerkte Jung.

Er skizzierte kurz den politischen Werdegang von Kauder. Das Amt des Fraktionsvorsitzenden von 2005 bis 2018 sei keine einfache Aufgabe gewesen. Auch in schwierigen Zeiten, so Jung, habe Kauder die Fraktion zusammenhalten können. "Wir sind stolz, dass du in herausragende Funktion für unser Land gearbeitet hast."

Mit der Gründung einer internationalen Parlamentariergruppe habe er es geschafft, die Politik für das Menschenrecht der Religionsfreiheit zu sensibilisieren. "Patriot" Kauder sei ein großer Kämpfer für die deutsche Einheit, die demokratische Mitte und für ein vereintes Europa gewesen, rief Jung ins Gedächtnis.

"Verseckeln" salonfähig gemacht

Auch ein paar Anekdoten hatte der Festredner vom Bodensee parat. Das von Kauder im Rahmen von Koalitionsverhandlungen mit der SPD geäußerte schwäbische Verb "verseckeln" habe es durch ihn in den Duden geschafft.

Die von Kauder wohl schon geäußerter Sorge, ob dieser den Ausbau der Gäubahn noch erleben dürfe, zerstreute der Konstanzer Bundestagsabgeordnete. "Wir werden uns bemühen, dass du noch viele Jahre mit der beschleunigten Gäubahn fahren kannst", versprach dieser.

Fan der Rottweiler Fasnet

Für Volker Kauder gab es reichlich Geschenke. In den Dank wurde stets auch dessen Ehefrau Elisabeth miteinbezogen. Für die passende musikalische Umrahmung sorgten der Musikverein Rottweil-Altstadt unter Leitung von Axel Zimmermann sowie die Alphornbläsergruppe "Alphornissen" aus dem Raum Dornhan.

Warum fand die Abschiedsveranstaltung in Rottweil und nicht in Tuttlingen statt? "Tuttlingen hat zumindest eine so schöne Stadthalle wie Rottweil", sagte Kauder und schmunzelte. Der Grund sei ein anderer. Kauder ist bekanntlich leidenschaftlicher Fan der Rottweiler Fasnet und vor allem des Rottweiler Narrenmarsches. Deshalb habe er sich keine Verabschiedung im Herbst gewünscht.

Narrenmarsch und Zapfenstreich

Die Altstädter Kapelle erfüllte ihm seine Bitte. Beim Rottweiler Narrenmarsch standen alle Besucher auf und klatschten kräftig mit. Das Geschenk von Rottweils Oberbürgermeister Christian Ruf passte dazu ausgezeichnet. Die "Dauerkarte" für die Ehrentribüne beim Narrensprung nahm der ehemalige Bundestagsabgeordnete mit großer Freude an.

Das Finale fand vor der Halle statt: Die Verabschiedungsfeier endete mit einem großen Zapfenstreich. Die Altstädter Musiker spielten für Kauder noch einmal auf.