Mit Erreichen der Altersgrenze scheidet Pfarrer Lutz Bauer aus dem hiesigen Dienst aus. Für seinen weiteren Weg wird er durch Dekan Wolfgang Rüter-Ebel (links) gesegnet. Foto: Kouba

Einen großen Bahnhof gab es für den evangelischen Pfarrer Lutz Bauer bei seiner Verabschiedung.

Furtwangen – Ein würdevoller Gottesdienst mit anschließendem Open-Air-Empfang bei kaltem Büffet und strahlendem Sonnenschein bildeten den äußeren Rahmen. Der promovierte Theologen startet seinen Ruhestand als Pastor in Belgrad.

So voll wie nur an Weihnachten war die Melanchton-Kirche, in der sich neben evangelischen Gläubigen, Verwandte, Vertreter aus Politik, Schulwesen und Konfessionen einfanden, begrüßt durch die Kirchenälteste Cornelia Schäfer. Mit Orgelmusik umrahmte Edeltraud Kienzler die Feier. Das liturgisch begleitende, informative Lied-Faltblatt des Theologen spiegelte seine Wesensart und exegetische Anschauung nebst Lebenserfahrung wider. Nicht umsonst tauchten "Fields of gold", "Blowin’ in the wind" oder "Universal Soldier" auf, ergänzt durch das noch junge "Credo von Kappel". Für musikalische Farben sorgten Hans Bausch (Sax) und Rolf Langenbach (Gitarre).

Als Predigttext diente dem promovierten Pastor die Geschichte Abrahams, der nach Gottes Willen sein Vaterland verlassen soll. Lutz Bauer konnte sich nicht mit der Figur aus der Genesis identifizieren. Die damit verbundene Schuldfrage tangiere die heutige Zeit. Wichtig sei "die Gewissheit des Glaubens im Leben und Sterben".

"Ruhe haben, aber nicht stehen bleiben"

Für ihn persönlich, der für gewisse Zeit nach Belgrad als Pfarrer gehen wird, gelte "Ruhe haben, aber nicht stehen bleiben". Dies würde auch die zurück bleibende Gemeinde zusammen mit anderen Konfessionen und politischen Gemeinden betreffen. Er werde in Kürze als Helfer beim Karlsruher Treffen des Ökumenischen Rates dabei sein und seine Einladung mit dem hebräischen Kürzel deutete er als "Hau ab", und die farbigen, sich beißenden Wellenlinien würden die Widersprüchlichkeiten im Leben darstellen, die aber auszuhalten seien.

Nicht nur ein Mann ein der Kirche

Lutz Bauer war nicht nur ein Mann der Kirche, sondern jahrelang am hiesigen Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) beschäftigt. Beide verlässt er nach Erreichung der Altersgrenze. Dekan Wolfgang Rüter-Ebel würdigte das Engagement mit guten und fruchtbaren Jahren: "Wir danken Gott für deinen Dienst."

Bei seinem Wirken zwischen Gütenbach und Urach habe er viele Begegnungen gehabt, viel vorangetrieben, sich um Gebäude und digitale Wesen gekümmert, sich der Studierenden-Seelsorge angenommen, war Jugendpfarrer sowie Beauftragter für Mission und Ökumene. Die Früchte Bauers und seiner Frau könnten wahrgenommen werden. Auch nach der Abschiedssegnung könne der Pfarrer Kasualien wie Taufe oder Trauung vornehmen.

Oberstudiendirektor Andreas Goldschmidt vom OHG charakterisierte den Scheidenden als "Mann, der nicht stehen bleiben kann". Bauer habe sich vielfältig als Religionslehrer, Seelsorger oder IT-Netzwerker eingebracht und werde jetzt in den Ruhestand versetzt, dokumentiert durch eine entsprechende Urkunde.

Abschiedsfeier im Freien vor der Kirche

Bei "Preisend mit viel schönen Reden", emotionaler Bewegtheit und Präsenten von Büchern bis Flug-Bons wurde vor der Kirche gefeiert. Klangen "Vertraut den Neuen Wegen" und ein "Irischer Segen" des Kirchenchors unter Leitung von Ilse Stöckl nach, zitierte Landtagsabgeordnete Martina Braun den Reisesegen wörtlich und umschrieb Bauer als Lehrer, Grüner und Pfarrer. Bürgermeister Josef Herdner hob auf die Jeremia-Worte "Suchet der Stadt bestes" ab, was für Bauer Nähe zu Menschen, Schaffen eines Netzwerkes und von Treffpunkten bedeutete. Neue Wege beschritt er beim "Kreise ziehen, um zum Punkt zu kommen".

Frank Wallner, Rektor der Werkrealschule, überbrachte ebenfalls Abschiedsgrüße, wie Ulrich Mescheder von der HFU, der für die gute Zusammenarbeit und den Aufbau im Bereich Ethik in Sicherheit dankte. Die frühere Leiterin des OHG Ursula Kiefer lobte Einsatz und Kreativität des Bald-Pensionärs, der "lerne nicht den Egoismus zu pflegen" propagierte. Hochschulpfarrerin Wiebke Dornhauer aus Freiburg trug den Abschiedsbrief ihres Chefs Gregor Bergdolt vor und lobte das assoziierte Denken Bauers. Der katholische Kollege Michael Schlegel von der hiesigen "Campuskirche" umschrieb gemeinschaftliches Interesse am Alten Testament und stellte fest: "Du bist ein bisschen katholischer und ich ein bisschen evangelischer geworden".

Viele Gemeinsamkeiten

Dekan Joachim Sohn von der altkatholischen Kirchengemeinde erinnerte an viele Gemeinsamkeiten, wie 25 Osternachtsfeiern und gab mit nach Hause: "Geh unter der Gnade". Begleitet von Priesterkandidat Markus Mai und Pfarrer Michel Alain Mvondo Ndi betonte Pfarrer Harald Bethäuser das kurze, aber intensive Miteinander und wie Bauer die Menschen im Blick hatte. Einen musikalischen Glückwunsch überbrachte Lothar Seiffert von der Freien evangelischen Gemeinde und etwas Süßes gab es von der türkischen Gemeinde, überbracht vom Vorsitzenden Ismail Dilek.

Die Vertreterinnen der Sozialstation Natalie Löffler und Angelika Burghart berichteten von überraschenden ausgesprochenen Gedanken Bauers, der eine Motivkerze und ein Notizbuch für seine Reise bekam. Peter Baake, ehemaliger Kirchenältester, hielt die vielen Berührungspunkte von Gottesdiensten bis Gebäudenutzung fest und war von "offenen Türen und offenen Worten" erbaut. Als "Mann, der nicht Nein sagen kann" umschrieb der ehemalige Triberger Pfarrer Uwe Vollmer seinen Kollegen und Nachfolger Markus Ockert dankte für die kollegiale Zusammenarbeit und betrachtete auslegend den Wunsch "Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang". Nachbarschaftliche Grüße gab es vom Ehepaar Beate und Dietmar Sauter, und schließlich wünschte sich Gerhard Dilger vom Bürgerbus-Verein, dass eines Tages Lutz Bauer als Fahrer auftaucht. Kirchengemeinderätin Hannelore Frank rief dem scheidenden Pfarrer zu: "Alles Gute in deinem neuen Leben."