Reinhard Dettling, Ehefrau Susanne Dettling und Bürgermeister Ferdinand Truffner bei der Verabschiedung in den Ruhestand Foto: Schwind

Empfingens jahrzehntelanger Kämmerer Reinhard Dettling ist in feierlichem Rahmen in den Ruhestand verabschiedet worden.

Empfingen - Bürgermeister Ferdinand Truffner war es vorbehalten, den Abend im "Ristorante Pizzeria Mio" unweit des Arbeitsplatzes seines Noch- und jahrzehntelangen Empfinger Kämmerers Reinhard Dettling zu eröffnen und sich für die gute, mittlerweile auch schon viereinhalb Jahre andauernde gemeinsame Zusammenarbeit zu danken und ihn offiziell, obwohl er noch bis zum 8. Juli an Bord sein wird, zu verabschieden.

Mit der Ausschreibung der Kämmerer-Stelle im damals noch beschaulicheren Empfingen begann Dettlings Geschichte in Empfingen. Am 15. November 1986 war die Stelle im Staatsanzeiger von Baden-Württemberg ausgeschrieben.

Bewerbung im Dezember 1986

Am 9. Dezember 1986 war Dettling, wie er selber sagt, in einer Kreisgemeinde knapp bei den Gemeinderatswahlen gescheitert. So machte er sich noch am selben Tag auf nach Empfingen, um seine mitgeführte Bewerbung in den Rathausbriefkasten zu werfen. "Ich wusste in Empfingen nur wo das Vereinsheim mit den Tanzabenden war, nicht aber das Rathaus."

In Empfingen ankommend war die Straße auf Höhe des heutigen Wohnhauses von Werner Eggenweiler durch eine Baustelle zu Ende. "Mit der Taschenlampe auf Dielen laufend habe ich das Rathaus gesucht", so Dettling.

Truffner packt Dettlings Personakte aus

Damals wusste er noch nicht, dass er damit ein jahrzehntelanges Bündnis mit der Gemeinde Empfingen eingehen würde. Passend zur Bewerbung hatte Truffner mit dem handgeschriebenen Lebenslauf einen Fundus aus der Zeit dabei, den er den anwesenden Gästen und Gemeinderäten nicht vorenthalten wollte: "Ich glaube, da kann man durchaus reinschauen", und ließ ihn in der Runde durchlaufen.

Am 16. März 1987 wurde Dettling mit sieben von zwölf Stimmen aus 14 Bewerbern durch den Empfinger Gemeinderat gewählt. Aus der Anfangszeit von Dettling hatte Truffner auch seine Personalakte mit dabei und ulkte: "Ich habe die Personalakte von 1987 aus dem ersten Buch mit dabei, die anderen liegen bei der Kommunalaufsichtsbehörde."

An einer Optimierung der Verwaltung interessiert

Dettling setze sich immer aufopferungsvoll in den Bereichen Kämmerei, Gemeindekasse, Personalverwaltung oder EDV ein und sei immer an einer Optimierung der Verwaltung interessiert, bescheinigte ihm Truffner. Dettling hat die Veränderungen im Gemeindewesens der vergangenen Jahrzehnte miterlebt. Zuletzt noch die Reform des Gemeindehaushaltsrechts und die Umstellung der Kommunalhaushalte auf die Doppik. "Das ist mein 33. Haushalt, der ohne gewünschte Änderungen des Gemeinderats raus geht", freute sich Dettling.

"Ich sehe das als großen Vertrauensbeweis und bedanke mich herzlich dafür", sagte er bei einer kürzlichen Gemeinderatssitzung. Es sollte auch zugleich Dettlings letzter Haushaltsplan für die Gemeinde Empfingen sein und so geht er jetzt nach 35 Dienstjahren in Empfingen in den wohlverdienten Ruhestand.

Zahlen aus seinem Arbeitsleben

Dettling wäre kein Kämmerer, wenn er nicht die Zahlen, die sein Arbeitsleben prägten, an diesem Abschiedsabend parat gehabt hätte. Während seiner Dienstzeit sei der Berufspendler 405.000 Kilometer zur Arbeit gefahren. Ziehe man die 279 Tage Homeoffice ab blieben immer noch 377.000 Kilometer und damit rund drei bis vier Autoleben. 1200 Dienstgespräche, 750 Gemeinderatssitzungen, 35 Haushaltspläne 50 Azubis ausgebildet, 10.000 Stunden am Telefon, 120.000 E-Mails, 24.000 Tassen Kaffee, das sind 6000 Liter und circa 24 Tassen Tee. "Mit dem Tee trinken habe ich es immer, wie mit dem Tee selber gehalten, nämlich ziehen lassen."

Nachfolgerin heißt Annika Bauer

Ein großes Bedürfnis war es Dettling, sich bei seinem jahrzehntelangen Vorgesetzten und Alt-Bürgermeister Albert Schindler, der an diesem Abend verhindert war und nicht kommen konnte, herzlich zu bedanken.

Mit den besten Wünschen an seine Nachfolgerin Annika Bauer für ihre künftige Arbeit, anspielend dass das Finanzwesen durch seine Herkunft aus dem Glatttal in guten Händen gelegen habe und durch sie aus Bettenhausen im Glatttal fortgesetzt werde. Dettling versprach aber auch, sein jahrzehntelanges erarbeitetes Wissen bei Bedarf seiner Nachfolgerin zur Verfügung zu stellen.

Zur Person

Reinhard Dettling wurde am 15.Oktober 1958 in Dornhan geboren. Er besuchte die Grundschule in Leinstetten, danach das Albeckgymnasium, wo er das Abitur machte. Es folgten Wehrdienst als Zeitsoldat, Arbeitsstellen Betzweiler-Wälde, Landratsamt Freudenstadt, Fachschule Öffentliche Verwaltung Stuttgart, Staatsprüfung, Landespolizeidirektion Stuttgart II, Kämmerer Gemeinde Empfingen.