Die Verabschiedung war feierlich, für manche Anwesenden auch schmerzlich. Die Schlüssel für das Gemeindehaus Spitalhof übergab die Kirchengemeinde an die Familie Tosun.
Es soll, so der geschäftsführende Pfarrer Thomas Soffner, eine kleine Feier zum Abschied vom Spitalhof werden. Dort hatten sich am Freitagnachmittag zahlreiche Mitglieder, überwiegend der älteren Generation angehörend, der evangelischen Kirchengemeinde eingefunden.
Der offizielle Abschied wurde vom Gospelchor „Rejoice“ mit Chorleiter Andreas Kind und einer guten Mischung aus Liedern, so auch mit „Meine Zeit steht in deinen Händen“, umrahmt.
Zeitzeuge Herbert Friederich erinnerte in seinem Rückblick an die ersten Überlegungen, ein Gemeindehaus für die Gesamtkirchengemeinde Ebingen zu bauen. Bis zur Einweihung vor fast 51 Jahren sei er in vorderster Front mit dabei gewesen. „Dieses Haus musste mit Leben gefüllt werden, und es wurde es auch“, so der 91-Jährige.
Aus seinen Erinnerungen teilte er mit, „was und wer sich in diesen Mauern versammelt hatte“. Es reichte vom Kleinkind der Gruppe Mutter und Kind über die Jugendarbeit des Stammes St. Martin der Christlichen Pfadfinder bis zum Männer- und Frauenkreis.
Monatlich sei der Gustav-Adolf-Frauenkreis und der Kreis der Berufstätigen gekommen, immer präsent waren die Senioren. Der Gesamt-Kirchengemeinderat beriet Haushaltspläne, beschloss Finanzierungen oder Zuschüsse für das Haus auf dem Waldheim oder das Gemeindezentrum der Emmauskirche.
Im großen Saal, wo der Abschied stattfand, hätten man, so Friederich, in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten die Melodien aller Werke der Kirchenmusik gehört. Vortragsveranstaltungen hätten stattgefunden, ebenso Investituren und Verabschiedungen von Pfarrerinnen und Pfarrer.
Drei große Partnerschaftstreffen mit Apolda, Chambéry und Albstadt seien organisiert worden. Über zwei Jahrzehnte traf man sich zu Vorbereitungs- und Nachtreffen der Gemeinde-Studienreisen im Spitalhof. Die Hausmeisterinnen und Hausmeister seien bis heute die guten Geister im Hause gewesen.
Vielseitig sei dieses Haus in den zurückliegenden 51 Jahren genutzt gewesen. Im Laufe der Zeit schliefen Aktivitäten gänzlich ein, die einst blühende Gemeindearbeit sei zum Erliegen gekommen. Teils wegen Überalterung, teils ohne Nachfolge, teils weil Hauptamtliche und Ehrenamtliche nicht miteinander zurecht kamen „und endlich, weil sich die Gemeindeleitungen nicht energisch genug um eine Fortsetzung dieser und jener Arbeit bemüht hat“, so Friederich.
„Ein jegliches hat seine Zeit“, mit den Worten aus dem Prediger-Brief befasste sich Pfarrer Soffner in der Andacht. Klug sei der Mensch, dass er erkunde, was zu tun ist. In den 1990er-Jahren sei fast jedes Wochenende irgendwo in Baden-Württemberg ein neues Gemeindehaus eingeweiht worden. Mansche würden nicht mehr benötigt, wie jetzt der Spitalhof, daher habe auch aufgeben seine Zeit.
Schlüssel wurden übergeben
Innerhalb eines Jahres ziehe die Kirchengemeinde mit der Friedenskirche, Thomaskirche und Spitalhof im dritten Haus aus. Bei vielen bleibe Trauer und Skepsis. Man müsse es jedoch wagen, seine Zeit zu prüfen und dann handeln, „wir würden alle lieber in Zeiten leben, wo man wächst, wo man baut, doch das Gegenteil ist der Fall“.
Kirchenpflegerin Katrin Hödl erinnerte, wie sie im Juni 2007 ihre erste Begegnung im Spitalhof zur Vorstellung ihrer Bewerbung hatte. Sie habe nach dem Verkauf vom Spitalhof das Gefühl, dass es ein offenes Haus bleibe, ein Haus, wo man weiterleben könne, „wo sich fortan andere Menschen treffen“. Sie überreichte an Mehmet und Rasim Tosun von der Tosun GmbH als neue Eigentümer die Schlüssel für den Spitalhof.