Johannes Blepp, Michael Hardtmann und Matthias Jetter (von links) – bei der Verabschiedung von Michael Hardtmann fallen ausschließlich Worte der Wertschätzung und der Hochachtung. Foto: Pfannes

Wenn eine Verabschiedung ansteht, kommt Wehmut auf. Es besteht jedoch die Möglichkeit, der Person, die im Mittelpunkt steht, ehrlich gemeinte Wertschätzung entgegenzubringen.

Bösingen - Im Falle von Verbandsrechner Michael Hardtmann und dem Bösinger Gemeinderat mit Bürgermeister Johannes Blepp an der Spitze, mit Hardtmanns Kollege im Herrenzimmerner Rathaus, Matthias Jetter, und mit Gemeinderätin Bernadette Stritt überwiegt die hohe Wertschätzung, die Hardtmann genießt. Und gerade deshalb – dies liegt in der Natur diese Sache – schwingen Momente in Moll mit.

Wie bekannt, endet für Michael Hardtmann das Berufsleben Ende des laufenden Monats. Nach vier Jahren in Schömberg (Kreis Calw) zog es ihn, den gebürtigen Oberndorfer, in seine nähere Heimat. Er hörte den Ruf aus Villingendorf –, kam 1987 und blieb. Und er setzte bleibende Akzente, besser formuliert: Pflöcke (auch wenn dieser Ausdruck grob klingt).

Weitblick und Humor

Grob ist Michael Hardtmann überhaupt nicht. Er ist vor allem geduldig, wenn ein Unkundiger Rat bei ihm sucht. Er hat sich in seinen Berufsjahren schließlich eine breite Fachkompetenz angeeignet, die seinesgleichen sucht. Doch dies wäre nur ein Ausschnitt seiner facettenreichen Persönlichkeit. Den oben angesprochenen Personen gelingt es sehr gut, weitere Wesensmerkmale des Kämmerers anzusprechen und in ihren, zum Teil sehr persönlich gehaltenen Reden herauszuarbeiten.

Da ist von großem Fleiß die Rede, von einem ausgleichenden Wesen, von Weitblick, von Humor. Johannes Blepp schätzt ebenso Hardtmann als wichtiges Bindeglied zwischen den beiden Gemeinden Bösingen und Villingendorf, die ja den Gemeindeverwaltungsverband bilden.

Mitarbeiter im Villingendorfer Rathaus kümmern sich – allgemein formuliert – um das Kassenwesen der Nachbargemeinde. Eine sinnvolle Einrichtung und ein Zeichen der Zusammenarbeit im Zeichen der Selbständigkeit.

Matthias Jetter hat das Glück gehabt, mit Michael Hardtmann nicht nur einen außergewöhnlichen Kollegen gefunden zu haben, sondern im Laufe all der Jahre seit 1987 einen Freund. Dieses Zusammenspiel beider, der eine in Villingendorf, der andere in Herrenzimmern, zum Wohle beider Gemeinden wird nicht so schnell woanders anzutreffen sein.

In der Kategorie drei

Als Matthias Jetter Mitarbeiter, die 100 Prozent geben, beschreibt und in drei Kategorien einteilt, lässt sich erahnen, welche Lebensqualität am Arbeitsplatz anzutreffen war und noch knapp vier Wochen ist. Matthias Jetter: "Es gibt Mitarbeiter, die zu 100 Prozent schaffen. Es gibt Mitarbeiter, die zu 100 Prozent schaffen und noch etwas dazu arbeiten. Und es gibt Michael Hardtmann. Ihn braucht man nicht zu fragen, weil er bereits dieses Problem gelöst, diese Arbeit gemacht hat."

Dahinter steckt auf jeden Fall eine Leidenschaft, die Bernadette Stritt, selber im Landratsamt Freudenstadt an nicht unbedeutender Stelle mit dem Behördendasein bestens vertraut, schnell gespürt und erkannt hat.

Und Michael Hardtmann selber? Ihm ist es ein Bedürfnis, Dank für die anerkennenden und wertschätzenden Worte und Gesten zu sagen. "Der Mensch lebt ja nicht vom Essen allein." (Eigentlich eine Binsenweisheit. Doch wie viele vermissen eben genau dieses – ehrliche Anerkennung und Wertschätzung – in ihrer Behörde oder in ihrem Betrieb!)

Die Herrenzimmerner Halle

Da selbst ein zwar drahtiger, aber mit Blick auf Lebens- und Dienstalter ein gesetzter Beamter eine bewegte Jugend genießen durfte, erinnert sich Michael Hardtmann gerne an die Zeiten, als er vom Lindenhof die wilden Festivitäten in der Herrenzimmerner Halle besucht hatte.

Und weil er in späteren Jahren hin und wieder in der örtlichen Brauereigaststätte gesichtet wurde und außerdem regelmäßiger Zuschauer eines gepflegten und leidenschaftlichen Kicks beim VfB Bösingen ist, wird er mit Fan-Utensilien des Fußball-Landesligisten und einem Gutschein zum Befeuchten der Kehle bedacht.

Aufstrebende Gemeinden

Doch zurück zum Fachlichen. Hardtmann hebt die 28 Jahre währende Zusammenarbeit mit Bürgermeister Alfred Weiss hervor. Er spricht von einer prägenden und spannenden Zeit seit 1987. Von der Entwicklung beider Gemeinden, sei es die Bevölkerungszahl (Zuwachs von insgesamt 1500 Einwohner), seien es die Gewerbesteuereinnahmen (aus etwa 140 000 Euro in Villingendorf und 390 000 Euro in Bösingen sind nun 1,5 Millionen Euro und nahezu 2,0 Millionen Euro geworden). Diese Entwicklung sei ohne einen Gemeinderat mit einem gewissen Weitblick nicht machbar.

Eine weitere Botschaft, die sich in seinem Berufsleben als sinnvoll erwiesen hat, lässt er beinahe beiläufig gegen Ende seiner Rede fallen: "Es gibt nichts Wichtigeres, als in Menschen seine Zeit zu investieren." Es folgen Worte des Dankes und gute Wünsche Richtung Gemeinde Bösingen.

Der sehr lang anhaltende Beifall spricht Bände und rundet diesen Tagesordnungspunkt während der Ratssitzung ab, in der sich in gewisser Weise Wertschätzung und Wehmut die Hand reichen.