Bye bye, Berlin! Der scheidende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) Foto: dpa

"Politiker ist einer der härtesten Jobs", meint Berlins scheidender Bürgermeister Klaus Wowereit. Im Berliner Abgeordnetenhaus hielt er jetzt eine emotionale Abschiedsrede.

Berlin - Nach dreizehneinhalb Jahren tritt Berlins Regierungschef ab: Mit einem stellenweise emotionalen Rundumschlag hat sich Klaus Wowereit (SPD) am Donnerstag von seinem Parlament verabschiedet. „Man hat mir in den dreizehneinhalb Jahren ein Wort ausgetrieben: das Wort Spaß“, sagte der 61-Jährige im Berliner Abgeordnetenhaus. Er habe das dann immer durch Freude ersetzt. „Heute sage ich: Es hat mir Spaß gemacht. Und ich bedanke mich bei allen, die das mit mir gemeinsam so erlebt oder ertragen haben.“

Der scheidende Regierungschef dankte den 29 Senatoren seiner Amtszeit, seiner Fraktion („Immer die Basis meiner Arbeit“) und „den Fraktionen, die in dreizehneinhalb Jahren meine Koalitionspartner waren“. Das sind bis auf die Piraten alle im Berliner Parlament. Auch in der Opposition seien sie fair und für echte Schlagabtausche gut gewesen.

„Politiker ist einer der härtesten Jobs“, sagte Wowereit, der am 11. Dezember als Regierungschef zurücktreten will. Die Abgeordneten dürften sich „nicht kleinmachen lassen“ und sollten mehr Selbstbewusstsein zeigen. Sie hätten Anerkennung verdient. Das Berliner Parlament sei längst nur noch „von der Fiktion her ein Halbtagsparlament“.

"Dankbar, dass ich Politik machen durfte"

„Ich selber bin dankbar, dass ich Politik machen durfte“, betonte der 61-Jährige. In den 30 Jahren als hauptamtlicher Politiker habe er die Chance gehabt, die Stadt mitzugestalten. Als große politische Herausforderung der Zukunft nannte er die soziale Gerechtigkeit in einer wachsenden Stadt. Die Gesellschaft müsse Gesicht zeigen - nicht erst, wenn es zu Gewaltakten komme. „Das ist etwas, was diese Stadt hinbekommen muss.“

Nach seiner Rede erntete Wowereit langen Applaus. Bis auf die Grünen erhoben sich alle Fraktionen von ihren Plätzen. „Wenn man geht, ist es halt immer am schönsten, für die eine, wie für die andere Seite“, kommentierte Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop.

Viel Lob, aber auch leise Kritik

Wowereit werde sicher in die Geschichtsbücher eingehen, sagte SPD-Fraktionschef Raed Saleh - als Mann, der den Wiederaufstieg Berlins zu einer der attraktivsten Städte der Welt geschafft habe. Auch der Koalitionspartner CDU war voller Lob. Wowereit habe nach dem Desaster am Hauptstadtflughafen ganz schön einstecken müssen, sagte Fraktionschef Florian Graf. „Aber Sie waren ja auch im Austeilen ganz gut gewesen vorher. Wer mit Ihnen die Auseinandersetzung suchte, hat sie meist auch bekommen.“

Pop lobte Wowereit für seine politische Lebensleistung. Doch sie äußerte auch Kritik: In den letzten Jahren habe Wowereit der Schwung gefehlt. „Aus dem Berlin-Versteher des Wahlkampfs wurde zusehends ein Berlin-Belehrer.“ Linke-Fraktionschef Udo Wolf bescheinigte dem Regierenden, kein Angsthase zu sein - wegen Wowereits Entscheidung für die rot-rote Koalition, aber auch seines Bekenntnisses zur Homosexualität.

Piraten-Fraktionschef Martin Delius hatte ganz im Stil seiner Partei im Internet gefragt, was er Wowereit zum Abschied mitgeben sollte. „Wenigstens haben Sie versucht, das Geld in die Infrastruktur zu stecken und nicht in die eigenen Taschen“, sei ein Kommentare gewesen. Er habe Wowereit als streitbaren Gegenüber erlebt und „jemanden, der immer eine spitzen Spruch auf den Lippen hatte“. Ganz müsse er sich ja noch nicht verabschieden, sagte Delius zum Schluss. „Auf Wiedersehen vor dem (Flughafen-)Untersuchungsausschuss.“