Für viele Autofahrer, die aus Richtung Jettingen oder Mötzingen nach Nagold kommen, ist der Komplex das Eingangstor zur Stadt. Jetzt ist das Ende des Hauses Waldeck beschlossene Sache.
Eigentlich war das Ende des Hauses Waldeck schon etliche Jahre beschlossen. Doch dann kamen erneut die Flüchtlinge. Der Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten war so groß, dass der Komplex reaktiviert werden musste.
Inzwischen ist der Druck auf die Verwaltung, Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen, nicht mehr gegeben. Das Mietverhältnis zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Stadt ist aufgelöst. Nun will die Stadt Nagold ihre schon vor Jahren gefassten Abrisspläne in die Tat umsetzen.
Die Hintergründe dieser Abrisspläne sind weder ästhetischer noch verkehrstechnischer Natur. Es geht um den Katastrophenschutz und das Starkregenmanagement. Denn vom Eisberg her droht der Nagolder Innenstadt bei Starkregenereignissen gewaltiges Ungemach. Und deswegen hat sich die Stadt erfolgreich um ein Modellprojekt in Sachen Klimaschutz beworben.
„Um die Gefahr in diesem Bereich zu bannen“
Das Modellprojekt wäre allerdings schon ausgelaufen, doch die Stadt habe es erreicht, so heißt es in einer Vorlage für den Gemeinderat, dieses Projekt bis Ende 2025 zu verlängern. Das bedeutet aber auch, dass die Maßnahmen, die dieses Projekt beinhaltet, noch in diesem Jahr beginnen sollten.
Doch nicht nur deshalb drückt die Stadt aufs Tempo. Im Rahmen des erfolgten Starkregenmanagements seien nun „dringend“ Maßnahmen erforderlich, „um die Gefahr in diesem Bereich zu bannen“, wie es in der Vorlage für die Gemeinderäte heißt.
Und bei diesen Maßnahmen handelt es sich, grob gesprochen, um eine Renaturierung des Kreuzertalbaches. Der fließt aktuell unter dem Waldeck-Komplex hindurch. Um den Bach in diesem Bereich zu renaturieren, müssen nach dem Willen der Stadt die bestehenden Gebäude weichen. Und dazu zählt übrigens auch der erst vor ein paar Jahren entstandene „moderne“ Teil der Flüchtlingsunterkunft. Unterhalb der Gebäude soll sich der bisher gerade verlaufende Bach später durch das Tal schlängeln und eine Art „grüne Zunge“ Richtung Stadt bilden.
„Das ist kein Klimaschutzprojekt“
Für den Abbruch der Gebäude kalkuliert die Stadt aktuell mit 340 000 Euro. Für die Umsetzung des Projekts steht im Haushalt bereits gut eine Million Euro bereit.
Im Technischen Ausschuss gab es lediglich von SPD-Fraktionschef Daniel Steinrode Kritik und Widerspruch. Der Abbruch mache aus Klimagründen „keinen Sinn“, so der Vollmaringer Ortsvorsteher. „Das ist kein Klimaschutzprojekt.“ Dazu komme, dass man in Zeiten von mangelndem Wohnraum kein Wohnraum abreißen dürfe.
Die Mehrheit des Ausschusses folgte allerdings dem Ansinnen der Stadt und des Oberbürgermeisters Jürgen Großmann, der ankündigte, dass der Abriss der beiden Gebäude „relativ zügig“ erfolgen solle.
Sieben Räte stimmten schließlich für das Vorhaben, drei enthielten sich.