Mit dem Fach Deutsch beginnen die Abitur-Prüfungen.Foto: Kästle Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Nur Leistungsfach Deutsch wird am ersten Tag geprüft / Lehrer wählt Aufgaben aus

Erstmals geht das neue Abitur mit fünfstündigen Leistungs- und dreistündigen Basisfächern am Thomas-Strittmatter-Gymnasium (TSG) auf die Zielgerade.

St. Georgen. Das bedeute gleich am ersten Tag des schriftlichen Abiturs, dass sich nicht mehr alle Schüler des Abschlussjahrgangs zur Deutschprüfung versammeln, sondern nur diejenigen, welche das Leistungsfach Deutsch gewählt haben, erläutert Schulleiter Ralf Heinrich.

"Es ist zwar schade um den gemeinsamen Startzeitpunkt des schriftlichen Abiturs der letzten 50 Jahre", so der Schulleiter: "Es ist aber in Corona-Zeiten wiederum ein echter Vorteil, weil uns das im Prüfungsraum größere Abstände ermöglicht." Wobei die Anzahl der Abiturtage und damit der Organisationsaufwand und Unterrichtsausfall allerdings steige.

Masken sind Pflicht

Zudem gebe es in diesem Jahr am TSG einen relativ kleinen Abiturjahrgang, was neben der verbesserten Durchlüftung der Mehrzweckhalle den Gesundheitsschutz während der Prüfungen erleichtere. Die Maskenpflicht bleibe trotzdem bestehen, was sicher keine wirklich gute Prüfungsbedingung sei. Trinken und Essen sei allerdings erlaubt und "man sollte schon allein der Verdauung wegen gründlich und lange kauen", so Schulleiter Heinrich.

Nur wer den namentlich reservierten Platz verlässt, um etwa zur Toilette zu gehen, müsse die FFP2-Maske unbedingt aufbehalten. Das allerdings kam in den vergangenen Jahren im Fach Deutsch weit seltener vor, als es etwa im Fach Mathematik notiert wurde, so Schulleiter Heinrich.

Eine weitere Besonderheit in Corona-Zeiten: Die Deutsch-Lehrkraft, im Falle des TSGs Joachim Heck, darf oder muss auch Aufgaben auswählen. Dieses frühmorgendliche Privileg war in den vergangenen Jahrzehnten – wenn überhaupt – nur Mathematik- oder Physik-Lehrkräften vorbehalten. Das Kultusministerium wird so der Tatsache gerecht, dass eben doch auch in Abschlussklassen Unterricht coronabedingt ausgefallen ist. Am Ende könne nur die Lehrkraft entscheiden, welche Inhalte oder Kompetenzen dabei auf der Strecke geblieben sind.

Sechs Aufgabentypen wurden auf vielfach abgesichertem, zum Teil postalischem, zum Teil digitalen Weg an die Schule überstellt. Von dem, was um 6.10 Uhr schließlich auf den Tisch im Schulleiterraum kam, konnte Heck drei der sechs Aufgabenvorschläge auswählen.

Goldener Topf

Einer davon war die Erörterung zweier literarischer Texte. Hesses Steppenwolf und E.T.A. Hoffmanns Goldener Topf, zwei im Unterricht behandelte Pflichtlektüren, waren hier gefragt. "Wer gelernt hat, wird hier belohnt, eine faire Aufgabe für die Fleißigen", so Heck. Auch die vergleichende Interpretation zweier Gedichte schien ihm gut machbar, zumal teilweise nah an dem, was im Unterricht bearbeitet wurde. Stefan Zweigs Fahrten und Friedrich Schlegels Wanderer, also Gedichte aus dem frühen 19. wie 20. Jahrhundert, sind hier zu interpretieren.

Argumentierender Text

Statt des relativ offenen und deshalb für Schüler durchaus riskanten Essay-Themas gibt’s im neuen Abitur das materialgestützte Verfassen eines argumentierenden Textes. Dieses Thema – geschlechtergerechte Sprache – wird aus sechs der Aufgabe beiliegenden Quellen gespeist. "Wer die lange Zeit nutzt und diese gut durcharbeitet, der kann auch hier punkten", so Deutschlehrer Heck, zumal der Abiturient hier "nur" 1000 bis 1500 Worte, also etwa fünf Seiten schreiben müsse. Zeit sei genug vorgegeben zumal das Deutschabitur statt der bisherigen fünf nun knapp sechs Stunden Zeit lasse.