Mit dem Deutsch-Abitur hat auch in Königsfeld die Zeit der schriftlichen Prüfungen begonnen.Fotos: Zinzendorfschulen Foto: Schwarzwälder Bote

Zinzendorfschulen: Abitur startet mit Deutsch / Zuvor bereits praktische Prüfung in Bildender Kunst

In dieser Woche hat mit dem Deutsch-Abitur auch in Königsfeld die Zeit der schriftlichen Prüfungen begonnen.

Königsfeld. Die besonderen Umstände machen es den Beteiligten nicht leicht. Trotzdem haben sich alle Abiturienten der allgemeinbildenden und beruflichen Zinzendorfgymnasien dazu entschieden, gleich den Haupttermin und nicht – wie in diesem Jahr möglich – den Nachtermin wahrzunehmen.

Viele widmeten sich Goethes Faust, es standen aber auch andere Themen zur Auswahl, wie etwa die Interpretation einer Kurzprosa von Thomas Bernhard oder eine Texterörterung über digitale Selbstverwirklichung und das immerwährende Gedächtnis des Internets.

Einige Abiturienten haben ihre erste Prüfung jedoch schon hinter sich gebracht. Wer Bildende Kunst gewählt hatte, musste schon vor rund zwei Wochen seine praktischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Dabei zählt nicht nur Begabung. Auch Fleiß ist Teil des Erfolgs, wie Emma Wolber bewiesen hat. Als sie sich in der neunten Klasse für eines der drei Profile am Zinzendorfgymnasium entscheiden musste, war Kunst eher eine Notlösung, weil Technik und Spanisch für sie nicht in Frage kamen. "Ich fand Kunst zwar schon damals cool, aber es war noch nicht das ganz große Hobby."

Kunstlehrer Detlef Ditz-Burk um Rat gefragt

Auch ihre Noten im Fach Kunst hatten bis dahin eher im Zweier- bis Dreierbereich gelegen, weshalb sie ihren Kunstlehrer Detlef Ditz-Burk um Rat fragte, ob es für sie überhaupt die richtige Wahl sei. "Er sagte, dass ich es schaffen könnte, mich aber anstrengen müsste. Daraufhin habe ich zu Hause viel geübt und hatte dann in der Oberstufe meinen Durchbruch."

Im Nachhinein stellte sich bei ihr die Wahl als großer Glücksgriff heraus. "Wir haben hier an den Zinzendorfschulen so viele Möglichkeiten, können im Atelier im plastischen und im malerischen Bereich arbeiten. Am meisten Spaß haben mir die großformatigen Landschaftsbilder in Eitempera gemacht, aber auch Porträtzeichnungen und Stillleben finde ich toll."

In der Coronazeit war die Vorbereitung auf das Kunstabitur schwierig. "Man war auf sich gestellt, obwohl sich Bruder Ditz-Burk die größte Mühe gegeben hat. Er antwortete sofort auf Fragen, nahm sich für jeden und jede Zeit und gab uns viele Tipps. Auch sorgte er dafür, dass wir die passenden Materialen zu Hause hatten. Wir konnten uns von der Schule alles ausleihen, was wir brauchten. Bei mir waren es bunte Papiere, Öl- und Pastellkreiden. Andere, die sich eher auf die plastische Aufgabe vorbereitet hatten, bekamen Wachs", berichtet Emma Wolber.

Auf schwarzem Karton mit Problematik auseinandergesetzt

In ihrer praktischen Prüfung stand sie vor der Wahl, ein plastisches Werk aus Ton oder Wachs zu schaffen, oder ein Titelbild zum Thema Paradise Lost zu gestalten, ein Umweltthema, an dem jahrgangs- und medienübergreifend an den Zinzendorfschulen seit zwei Jahren gearbeitet wird. Sie hat sich für Letzteres entschieden und setzte sich auf schwarzem Karton mit der Umweltproblematik auseinander. "Kunst ist das einzige Abiturfach, in dem wir Lehrer noch Einfluss nehmen können", meint Ditz-Burk.

Die Fachlehrer reichen vier Prüfungsvorschläge beim Kultusministerium ein und zwei davon werden genehmigt, von denen sich die Abiturienten eines aussuchen.

Im Bereich Kunst müssen die Abiturienten am Freitag noch eine schriftliche Prüfung ablegen, die zusammen mit der praktischen Prüfung jeweils zur Hälfte zählt. Auch für diese fühlt sich Emma Wolber gut vorbereitet. Von den wöchentlich fünf Stunden Kunstunterricht war mindestens eine für Kunstgeschichte reserviert.

Emma Wolber möchte nach dem Abitur Grundschullehrerin werden – "und auf jeden Fall auch Kunst unterrichten".