Eltern laden zum Hearing: 2012 drängen zwei Abiturjahrgänge in die Hochschulen.

Stuttgart - Es ist ein bisschen wie bei Radio Eriwan: Auf die Frage von besorgten Eltern "Kann mein Kind studieren?" kommt die Antwort: "Im Prinzip ja. Wenn die Universitäten genügend Zelte aufstellen." Denn es wird eng werden an den Universitäten, wenn 2012 in Baden-Württemberg, aber auch sechs anderen Bundesländern zwei Abiturjahrgänge die Schulen verlassen. Die einen nach neun, die anderen nach acht Gymnasialklassen. Allein an der Uni Stuttgart erwartet der Rektor, Professor Wolfram Ressel, 1300 bis 1400 Studienanfänger mehr. Durch die unverhoffte Aussetzung der Wehrpflicht könne diese Zahl noch mal um 300 bis 400 steigen, rechnete er als Hausherr beim Hearing zu diesem Thema im Hörsaal am Pfaffenwaldring vor. Eingeladen hatten die Eltern des landesweiten Netzwerkes "Abschlussjahrgang 2012", das aus einer Initiative des Gesamtelternbeirates (GEB) Stuttgart hervorgegangen ist.

"Sie können entspannt sein", versicherte Christian Berthold vom Zentrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh. Zwar erwarte Baden-Württemberg 53 Prozent mehr Studienanfänger als 2005, doch das Land habe dafür deutliche Anstrengungen unternommen und sei gut vorbereitet.

"Wir stellen bis zum Jahr 2012 insgesamt 20000 zusätzliche Plätze für Studienanfänger zur Verfügung", bestätigte Harald Hagmann vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Weil ein Bachelor-Studium zwischen sechs und acht Semester dauere, bedeute das die Bereitstellung von insgesamt 70000 zusätzlichen Studienplätzen: "Das entspricht einem Volumen von drei großen Universitäten", betonte Hagmann. Außerdem würden an die 1500 zusätzliche Professorinnen und Professoren finanziert. Eine Qualitätssicherung, für die jährlich bis zu 300 Millionen Euro investiert würden. Das Land trage 206 Millionen Euro, der Rest komme vom Land.

"Das Land hat seine Sache gut gemacht", pflichtete auch der Rektor bei, holte aber trotzdem die Zuhörer in die Realität zurück: Qualitätssicherung werde vor allem ein logistisches Problem, und die Studenten müssten sich darauf einstellen, dass Vorlesungen und Seminare auch in den frühen Morgen- und späten Abendstunden stattfänden. "Voraussichtlich nicht nur in Hörsälen, sondern auch in Zelten."