Den Sachschaden am abgebrannten Kinderkarussell auf der Mini-Mess beziffert die Polizei auf 100 000 Euro. Foto: Myroshnichenko

Die Pforzheimer Mini-Mess sollte für die Schausteller eine Möglichkeit sein, in der Corona-Pandemie wieder etwas Geld zu verdienen – und den Besuchern ein Stück Normalität zurückzugeben. Mit dem Brand des Kinderkarussells ist die Laune nun im Keller. Auch, weil die Hintergründe der Tat weiter unklar sind.

Pforzheim - In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist auf der Mini-Mess in der Pforzheimer Fußgängerzone ein Fahrgeschäft abgebrannt. Die Polizei hatte ursprünglich vermeldet, es würde sich dabei um einen Autoscooter handeln. Tatsächlich stand jedoch der "Grand Prix" – ein beliebtes Kinderkarussell aus dem Jahr 1985 – in Flammen. Klar ist jedoch: Aufgrund mehrerer Brandausbruchstellen geht die Polizei von Brandstiftung aus. Die Ermittlungen hat daher das Kriminalkommissariat aufgenommen.

Von dem oder den Tätern fehlt laut Pressesprecher Frank Weber vom Polizeipräsidium Pforzheim noch jede Spur: "Ein konkreter Tatverdacht besteht bislang nicht." Wohl auch, weil es bei der kleinen Ersatz-Kirmes in der Östlichen Karl-Friedrich-Straße, die anstelle der großen Mess Ende August gestartet war, vor dem Brand zu keinen Zwischenfällen gekommen war. Weber: "Mit Ausnahme der Brandlegung war die Mini-Mess aus polizeilicher Sicht bislang unauffällig."

OB ist fassungslos

Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) verurteilt den Vorfall aufs Schärfste. Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten sagt er: "Es macht mich immer wieder fassungslos, was Menschen anderen Menschen antun können. Ein besonderer Schlag ist es, dass mit einer Schaustellerfamilie eine Berufsgruppe betroffen ist, die es während der Corona-Pandemie extrem schwer hatte und für die die Mini-Mess eine Möglichkeit bieten sollte, wieder etwas Geld zu verdienen. Für die Kinder war das Karussell ein Highlight. Sie haben sich gefreut, hierherzukommen. Diese Möglichkeit, ist ihnen jetzt genommen." Boch weiter: "Sollte es sich wirklich um Brandstiftung handeln, kann es keinerlei Rechtfertigung oder Entschuldigung für eine solche Tat geben. Hier wurde im Zweifelsfall sogar mit Menschenleben gespielt. Ich hoffe, dass die Schuldigen sehr schnell gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden können."

Auch Bochs Stellvertreter Dirk Büscher war fassungslos: "Mich haben die Bilder von dem abgebrannten Kinderkarussell sehr geschockt. Der Feuerwehr danke ich für ihr rasches und beherztes Eingreifen. Damit konnte verhindert werden, dass sich der Brand noch weiter auf benachbarte Stände ausgeweitet hat. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können. Das zeigt: Wir müssen unsere Bemühungen im Rahmen unseres Sicherheitskonzepts gemeinsam mit dem Polizeipräsidium weiter konsequent fortsetzen. Dazu haben wir in der Vergangenheit schon viele gemeinsame Akzente gesetzt, an die es anzuknüpfen gilt."

Wieder Mut geschöpft

Die Pforzheimer Mess war 2020 coronabedingt abgesagt worden. Auch in diesem Jahr kann sie nicht wie gewohnt stattfinden. Der baden-württembergische Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Schausteller auf der Mini-Mess zeigten sich jedoch frustriert. Viele hätten durch die Ersatz-Veranstaltung nach vielen Monaten ohne Einnahmen wieder etwas Mut geschöpft. Die Mini-Mess sei gut angelaufen, die Stimmung jetzt aber im Keller.

Besonders hart trifft der Brand den Besitzer des "Grand Prix". Der Stuttgarter Schausteller hatte in das 36 Jahre alte Kinderkarussell erst kurz zuvor mehrere Tausend Euro investiert und es so fit für die Mini-Mess gemacht. Die Polizei schätzt den Sachschaden auf 100 000 Euro.