Porsche im Visier des Verkehrsministeriums. Foto: dpa/Symbolbild

Porsche gerät nach einem Medienbericht in den Verdacht, eine verbotene Abschalteinrichtung zu verwenden, mit der Dieselautos nur auf dem Prüfstand wenig Schadstoffe ausstoßen. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

Stuttgart - Das Bundesverkehrsministerium nimmt Geländewagen von Porsche genauer unter die Lupe. „Wir haben das Kraftfahrtbundesamt angewiesen, Untersuchungen am Porsche Cayenne vorzunehmen“, teilte das Ministerium am Montag mit. Der „Spiegel“ hatte zuvor berichtet, dass die Diesel-Modelle einem Insider zufolge mit einer Abschalteinrichtung ausgestattet seien, die dafür sorge, dass der Geländewagen im Straßenverkehr weit mehr giftige Abgase ausstoße als zulässig.

In der Getriebesoftware des Cayenne, so der Vorwurf, arbeite ein als Aufwärmmodus getarnter Mechanismus, dessen Zweck es offenbar sei, die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte auf dem Prüfstand einzuhalten. Schon bei kleinen Kurven oder einer Steigung registriere der Wagen, dass er auf der Straße sei und wechsle in ein anderes Schaltprogramm. Um dies zu überprüfen, wurde unter anderem beim Tüv Nord ein ungewöhnlicher Test auf dem Prüfstand durchgeführt. Der Wagen wurde vorne aufgebockt, um eine Steigung zu simulieren. Das Ergebnis: Die Schaltung sei vom Aufwärmprogramm in das sogenannte dynamische Schaltprogramm gewechselt, woraufhin der Cayenne die Grenzwerte deutlich überschritten habe.

Porsche weist Vorwürfe zurück

Porsche weist die Vorwürfe zurück. „Die Ergebnisse liegen uns auszugsweise vor; sie sind für uns nicht plausibel nachvollziehbar“, teilte das Unternehmen mit. Porsche habe, ausgelöst durch den vom „Spiegel“ angeführten Test, eigene Messungen mit einem vergleichbaren Fahrzeug durchgeführt. „Dabei wurden die gesetzlich geforderten Stickoxid-Grenzwerte erfüllt“, so das Unternehmen. Porsche habe dem Nachrichtenmagazin zudem auch angeboten, gemeinsame Messungen durchzuführen. Auf dieses Angebot sei der „Spiegel“ nicht eingegangen.

Ein Sprecher des Stuttgarter Autobauers betonte, dass Porsche uneingeschränkt mit den Behörden kooperiere. Das Unternehmen wies zudem darauf hin, dass das Kraftfahrtbundesamt bei der Zulassung des Cayenne bestätigt habe, dass es die strengste Schadstoffnorm Euro 6 erfülle. „Wir haben die in Bezug auf die Emissionszertifizierung relevanten und geforderten Details der Funktionalitäten des Cayenne V6 offengelegt und werden diese Vorgehensweise auch weiterhin pflegen“, so der Sprecher.

Staatsanwaltschaft sieht keinen Anfangsverdacht

Die Zulassung von Modellen durch das Kraftfahrtbundesamt erfolgt bisher nach dem europaweit einheitlichen Fahrzyklus NEFZ auf dem Prüfstand. Damit gelten für alle Wagen gleiche Standards.

Der Nachteil ist jedoch, dass dieses Testumfeld mit den Emissionen im Straßenverkehr wenig zu tun haben. Umweltschützer und -behörden haben immer wieder diese Kluft kritisiert, die vom Gesetzgeber indes bisher toleriert wurde. Von September an soll bei der Genehmigung neuer Fahrzeugtypen zusätzlich ein sogenannter RDE-Test hinzukommen, mit dem die Emissionen erstmals direkt auf der Straße gemessen werden.

Das Kraftfahrtbundesamt lässt seit dem Bekanntwerden des Abgasskandals bei VW eine Vielzahl von Modellen verschiedener Marken auf verbotene Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung untersuchen. Ein Ergebnis dieser Überprüfungen war, dass Verkehrsminister Dobrindt Audi in der vorigen Woche vorwarf, bei den Baureihen A8 und A7 mit V6- und V8-Motor eine unzulässige Abschaltvorrichtung zu verwenden. Die Software erkenne an der Stellung des Lenkrads, ob der Wagen auf dem Prüfstand stehe oder auf der Straße unterwegs sein. Danach richte sich auch der Schadstoffausstoß. Audi hat dem Vorwurf widersprochen. Nach Angaben des Autobauers erkenne die Getriebesoftware an der Stellung des Lenkrads, ob der Wagen auf gerader Straße unterwegs sei oder eine Kurve komme. Danach richte sich das Schaltprogramm.

Dobrindt hat Audi zu einem Rückruf verpflichtet, um die Software zu ändern. Zudem hat die Münchner Staatsanwaltschaft ihre schon länger laufenden Ermittlungen bei Audi nach den neuen Vorwürfen auf in Europa verkaufte Wagen ausgeweitet. Bisher ging es nur um US-Verkäufe.

Weil der Stuttgarter Sportwagenbauer Dieselmotoren von Audi bezieht, prüft die Stuttgarter Staatsanwaltschaft schon seit April 2016, ob auch bei Porsche ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Abgasmanipulation eingeleitet wird. Bisher gibt es keinen Anfangsverdacht. Die „Spiegel“-Geschichte hat daran offenbar nichts geändert. Die Staatsanwaltschaft habe diesen Artikel zur Kenntnis genommen, sagte ein Sprecher der Behörde.