Bisher genügte bei jedem zweiten Wagen ein Blick in die Daten, künftig wird zusätzlich regelmäßig auch am Auspuffrohr gemessen. Foto: dpa

Ab Anfang 2018 wird bei allen Autos künftig direkt am Auspuff gemessen, wie hoch der Schadstoffausstoß ist. Für Autofahrer dürfte die regelmäßige Überprüfung der Fahrzeuge daher künftig teurer werden.

Stuttgart - Viele Autofahrer müssen sich darauf einstellen, dass der Besuch beim Tüv teurer wird, denn vom 1. Januar 2018 an soll bei der Abgasuntersuchung bei allen Wagen wieder gemessen werden, was aus dem Auspuff kommt. Jahrzehntelang war dies obligatorisch. Ein eckiger Aufkleber auf dem vorderen Kennzeichen dokumentierte die bestandene Prüfung. Nach zahlreichen Änderungen jedoch wird in der Regel nur noch bei Autos eine Sonde ins Auspuffrohr geschoben, die vor dem Jahr 2006 erstmals zugelassen wurden. Bei den moderneren Autos begnügte man sich damit, bei der regelmäßigen Tüv-Prüfung das sogenannte On-Board-Diagnosesystem auszulesen, also den Computer, in dem Abgaswerte des Fahrzeugs elektronisch gespeichert werden. Dies wird nun wieder abgeschafft. Künftig wird bei diesen Wagen zusätzlich auch am Auspuff gemessen.

Prüfung wird für Hälfte der Autofahrer teurer

Damit dürfte die Tüv-Prüfung für etwa die Hälfte der Autofahrer wieder teurer werden. Der Verband der Technischen Überwachungsvereine (VdTüv) kalkuliert mit zusätzlichen Kosten von drei bis vier Euro pro Fahrzeug und Jahr. Bei der regelmäßigen Überprüfung könnten also bis zu acht Euro hinzukommen. Dies wäre eine deutliche Anhebung.

Beim Tüv Süd kostet derzeit eine Prüfung ohne Endrohrmessung für Personenwagen 94,90 Euro, mit Kontrolle am Auspuff sind 102,90 Euro fällig. Bei den beiden Stuttgarter Tüv-Konkurrenten Dekra und GTÜ, die ebenfalls die technischen Überprüfungen durchführen, sind die Preise ähnlich.

Bei Tüv und Dekra heißt es, man könne noch nicht konkret sagen, wie sich die Änderung auf die Preise auswirken wird, bei der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) wird darauf hingewiesen, dass im nächsten Februar die nächste Überprüfung der Preisliste ansteht.

Es gab auch bisher schon Kritik

Prüforganisationen monierten bereits seit Längerem, dass die elektronische Kontrolle allein nicht ausreiche, um alle Mängel zu entdecken. Auch die Deutsche Umwelthilfe kritisierte den Verzicht auf die tatsächliche Messung der Abgaswerte. Der VW-Dieselskandal führte dann dazu, dass das Thema wieder auf die Tagesordnung kam. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte einen ganzen Strauß von Maßnahmen an, mit dem die Autobauer schärfer kontrolliert sowie Manipulationen und Mängel beim Abgassystem aufgedeckt werden sollten. Dazu gehörte auch die Wiedereinführung der sogenannten Endrohrmessung.

Auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) setzte sich nachdrücklich dafür ein, wieder zu messen, was beim Auto wirklich hinten herauskommt. Die Sache kam nicht so recht voran, auch weil es Gegenwinde von der Autolobby und vom ADAC gab.

Endrohrmessung wird wieder eingeführt

Hermann schrieb vor einiger Zeit einen Brief an Dobrindt, um an dessen Versprechen zum besseren Schutz der Umwelt vor Autoabgasen zu erinnern. Dobrindts Staatssekretär Michael Odenwald antwortete Hermann nun in einem Schreiben, dass das Berliner Ministerium „erhebliche Anstrengungen zur Senkung der Emissionen von Kraftfahrzeugen“ unternehme, dies gelte auch für die Weiterentwicklung der Abgasuntersuchung. Deshalb solle Anfang nächsten Jahres die obligatorische Endrohrmessung wieder eingeführt werden. Der Bundesrat muss dafür noch grünes Licht geben. Dies könnte bei der nächsten Sitzung am 22. September geschehen.

Als zweiten Schritt will das Bundesverkehrsministerium dann Anfang 2019 bei den Messungen von Benzinern und Dieselautos die Grenzwerte für Euro-6-Fahrzeuge verschärfen und von Anfang 2021 an auch die Zahl der lungenschädlichen Partikel von Dieselmotoren messen. Für die Anpassung der Grenzwerte und die Einführung der Partikelmessung seien jedoch „umfangreiche Arbeiten zur Bestimmung der Messfehlergrenzen und der Kalibrierung von bestehenden und neuen Messgeräten notwendig“, heißt es in dem Schreiben aus Berlin, das dieser Zeitung vorliegt.

Schnellere Beschaffung von Messgeräten und Software gefordert

Bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH) kommt dieser Fahrplan nicht gut an. In der Schweiz gebe es bereits solche Messgeräte, mit denen der Partikelausstoß von Baumaschinen gemessen werde, meint der DUH-Verkehrsexperte Axel Friedrich. Er meint, die Beschaffung der Geräte und der Software könnte viel schneller gehen.

Auch Hermann Schenk, der bei der Prüfgesellschaft GTÜ für Baden-Württemberg zuständig ist, bedauert, dass die Messverfahren nicht rascher verfeinert werden sollen. „Wir wären bereit gewesen, solche Geräte anzuschaffen“, sagt Schenk.