Angler des Angelsportvereins Unterbaldingen bei der Elektrobefischung. Foto: Umweltbüro

Renaturierung: Fische aus dem Bach bei Unterbaldingen geborgen / Bestand hat sich erholt

Nach der Planungsphase steht in den nächsten Wochen der Beginn der naturnahen Umgestaltung der Kötach im Bereich des Unterbaldinger Sees bei der Kläranlage in Richtung Geisingen an.

Bad Dürrheim. Über eine Streckenlänge von rund 1000 Metern soll die in diesem Bereich besonders stark eingetiefte und naturferne Kötach wieder einen Verlauf mit Verschwenkungen und zahlreichen strukturbildenden Elementen erhalten. Der Angelsportverein Unterbaldingen hat mit acht Mitgliedern den Fischbestand im Vorfeld der Umgestaltung des Baches durch eine Elektrobefischung entnommen.

Keine Schäden bei Tieren

Die Elektrobefischungen dienen dem Nachweis und der Bergung für die vorkommenden Fische, diese Methode hinterlässt bei den Tieren keine Schäden. Bei der Fangmethode wird mit Gleichstrom gearbeitet, wodurch die Fische in eine kurze Schockstarre und an die Wasseroberfläche geraten. In dem Moment werden die Fische gekeschert und können bestimmt werden. Bereits nach wenigen Minuten schwammen die Tiere wieder aktiv herum, diesmal aber in einem Sammelbehälter.

Wichtige Dokumentation

Zur Dokumentation wurden alle aus der Kötach geborgenen Fischarten aufgelistet. Die gefangenen Tiere wurden 500 Meter stromaufwärts wieder in die Kötach gesetzt. Bis die Fische wieder in ihren ursprünglichen Wohnort einwandern, dauert es einige Zeit. In dieser Zeit sollte die Renovierung des neuen "Zuhauses" dann abgeschlossen sein. Für die Mitglieder des Angelsportvereins hat die Befischung dieses Abschnittes aber noch eine weitere Bedeutung.

Ein Jahr zuvor gab es unterhalb der Kläranlage Unterbaldingen aufgrund eines Zwischenfalls in der Kläranlage einen Totalverlust des Fischbestandes. Bei der jetzigen Befischung konnte festgestellt werden, dass der Fischbestand sich bereits wieder erholt hatte und die Kötach insgesamt eine gute Population an Fischen aufweist. Es wurden insgesamt rund 1900 Fische geborgen, insgesamt kamen elf unterschiedliche Arten vor wie beispielsweise Döbel, Stichlinge, Bachschmerlen, Forellen und Elritzen.

In Symbiose mit Muscheln

Eine Besonderheit stellte der Bitterling dar, der auf der Roten Liste im Bestand als stark gefährdet eingestuft wird. Hiervon wurden 240 Stück geborgen. Der Bitterling lebt – im weiteren Sinne – in Symbiose mit Muscheln. Er legt die Eier in die Muschelkiemen, wo die Jungfische geschützt heranwachsen können. Vollkommen selbstlos sind die Muscheln jedoch nicht. Die wenig mobilen Muscheln nutzen Fische wiederum als Taxi und als geschützten Entwicklungsraum für die eigenen Muschellarven. Diese Besonderheit macht es nun erforderlich, auch die Muscheln zu bergen und umzusiedeln.

Natürlicher Wasserfilter

Muscheln übernehmen zudem weitere wichtige ökologische Funktionen wie die Filtration von Gewässern. So kann eine Bachmuschel etwa drei bis vier Liter Wasser pro Stunde filtrieren. Das filtrierte Volumen pro Tag liegt bei ungefähr 85 Litern pro Muschel. Bei gesunden Populationen sind diese somit in der Lage, innerhalb einer kurzen Distanz den gesamten Wasserkörper der Kötach zu filtrieren.