Sie sind bereit für die große Fahrt: Erwin Wolber (von links), Hartmut Brückner, Heide Pfaff, Otto Schinle, Thomas Kipp, Bernd Jehle, Friedrich Trautwein und Friedrich Pfaff Foto: Sum

Die letzten Handgriffe müssen gemacht werden, die letzten Kleinigkeiten verpackt und verstaut – dann kann’s endlich losgehen: Am Donnerstag starten die Schiltacher Flößer mit ihrer großen Floßfahrt auf dem Rhein. Sie führt bis nach Leverkusen-Hitdorf.

Schiltach - Anstrengende Wochen liegen hinter den Flößern um Floßmeister Thomas Kipp. Anfang Juni haben sie im Schiltacher Stadtwald das Holz für ihr Floß – bestehend aus 15 Stämmen – geschlagen und im Wald von Hand geschält. Dann kam es zum Trocknen in eine Lagerhalle Kipps auf der Schmelze.

Dort wurde das Floß dann auch gebaut. Rund drei Wochen lang waren die Flößer damit beschäftigt. Inzwischen ist das meiste geschafft – nur Kleinigkeiten fehlen noch. Weil der Rhein eine Bundeswasserstraße ist, gehören zum Gepäck laut Vorgabe auch für ein Floß eher ungewöhnliche Dinge – wie ein kleiner Hilfsantrieb, Rettungsring und Fernglas, schildert Thomas Kipp.

Floß wird im Wasser wieder zusammengebaut

Am Dienstag und Mittwoch wird das Floß verladen. Die Floßhütte kommt auf einen Anhänger, das Floß auf einen Langholzlastwagen. Beides wird nach Steinmauern bei Rastatt gebracht, wo das Floß dann im Wasser wieder zusammengebaut wird – und am Freitagvormittag die große Fahrt beginnt. "Dort wurden früher schon Floße zusammengebaut", erläutert Kipp die historischen Bezüge.

Um Historie und Tradition geht es den Flößern auch: Sie wollen damit unter den heutigen Bedingungen Holz aus dem Schwarzwald wie früher auf dem Wasserweg ins Rheinland bringen. Anders als damals teilen sie sich diesen aber mit teils großen Frachtschiffen. Deshalb war eine Probefahrt erforderlich, die die Schiltacher Flößer im Frühjahr mit Bravour gemeistert haben. Auch ein Sachverständiger gab sein Okay. Außerdem gibt es, wie im Straßenverkehr auch, Regeln zu beachten. Und: Es muss jemand mit dabei sein, der das Schifferpatent – also eine Art Wasser-Führerschein – hat, erklärt Kipp. Er selbst verfügt als einziger der sechs Flößer, die mit dabei sind, über diese Erlaubnis. Deshalb sind auch Heide und Friedrich Pfaff aus Schramberg mit dabei. Sie sind seit vielen Jahren mit dem Segelboot unterwegs und ganz gespannt, "mit einem anderen Gefährt" auf dem Wasser zu sein. Auch beim Bauen waren sie tatkräftig dabei und gehören fest zum Rhein-Floßfahrt-Team.

Acht bis zehn Tonnen wiegt das Floß, das unterwegs ja auch noch Wasser aufnimmt, alles in allem – "die Besatzung nicht mitgerechnet", sagt Kipp und lacht. Nicht ganz 15 Meter ist es lang und fünf Meter breit.

Ein Ruhetag zwischendurch

Geplant sind sieben Tagesetappen. Etwa sechs Stunden wollen die Flößer täglich unterwegs sein. Außerdem gönnen sie sich nach der besonders schwierigen so genannten Gebirgsstrecke, vorbei an der Loreley, einen Tag Pause. Denn dort ist es felsig, schmal, tief und gibt eine starke Strömung, erläutert Kipp.

Anlegen zur Mittagsrast oder über Nacht werden die Flößer unterwegs in verschiedenen Häfen. Die Planung dafür "war logistisch gar nicht so einfach", sagt Kipp. "Es gibt Industriehäfen und Sportboot-/Jachthäfen. Unser Floß ist da so ein Zwischending", erklärt er. Nach anfänglicher Skepsis seien die Hafen-Verantwortlichen aber schnell kooperativ gewesen: "Die haben rasch gemerkt, dass wir keine Gaudi-Flößer sind", ergänzt Otto Schinle. Und auch von den Wasserstraßen- und Schifffahrtsämtern habe es Unterstützung gegeben.

Auf dem Floß selbst gibt es keine strikte Aufgabenverteilung: "Wir sind alle Allrounder. Jeder muss mal rudern und jeder mal Kaffee kochen", erklärt Kipp mit einem Lachen. Ausgestattet ist das Floß übrigens auch mit einer Toilette. Weil für das ganze Gepäck und eventuell benötigte Ersatzteile kein Platz "an Bord" ist, werden sie von zwei Fahrzeugen begleitet.

Die Vorfreude bei den Flößern steigt Tag für Tag. "Das ist schon auch ein Stück weit Abenteuer", sagt Hartmut Brückner. Er ist neben Kipp einer der erfahrensten Flößer und bringt es auf "weit mehr als 1000 Kilometer" auf dem Wasser. Eine seiner wichtigsten Erkenntnisse: "Respekt vor dem Floßfahren muss man schon haben." Das gilt auch für die rund 400 Kilometer bis Hitdorf.