Dirk Abel und Roland Tralmer sprechen über die Zukunft des Zollernalbkreises. Dabei berichten sie von guter Zusammenarbeit und einem schrecklichen Behördendschungel.
Wie ist es möglich, den Zollernalbkreis künftig weiterzuentwickeln und was können die beiden größten Städte des Kreises dazu beitragen? Dieser Frage ging die Denkfabrik Zollernalb auf den Grund – unter der Überschrift: „Unter uns gefragt – Im Einsatz für Stadt und Landkreis?“
Zu Gast im Zukunft Zollernalb-Studio in den Hallen des Unternehmens Kern & Sohn in Frommern waren die beiden frischgebackenen Oberbürgermeister Dirk Abel (Balingen) und Roland Tralmer (Albstadt).
Abel und Tralmer sehen sich gewappnet für die Zukunft
Bereits früh in der Talkrunde wurde klar: Die beiden Stadtchefs haben viele gemeinsame Vorstellungen und sind gewillt, zusammen sowohl ihre Städte als auch den gesamten Kreis für die Zukunft zu rüsten.
Kern & Sohn-Geschäftsführer Albert Sauter sowie Olaf Baldauf von der Denkfabrik moderierten die Runde und blickten auf die vielen Herausforderungen, die es teils in naher Zukunft zu lösen gilt und die Aufgaben, die wohl noch über einen größeren Zeitraum auf der Agenda stehen dürften.
Tralmer: Albstadt braucht funktionierende Bundesstraßen
Nicht schnell genug kann es beiden OBs beim Thema Verkehrsinfrastruktur gehen. Im Detail ging es um den B 27-Bauabschnitt Bodelshausen–Nehren sowie die geplante Ortsumgehung Lautlingen. Beides Projekte, die die absolute Unterstützung von Abel und Tralmer genießen, aber nicht die der gesamten Einwohnerschaft.
„Da müssen wir unsere Rolle als Politiker ausspielen und Interessen bündeln“, sagte Tralmer. Eine industriell geprägte Stadt wie Albstadt und der gesamte Kreis brauche funktionierende Bundesstraßen.
Abel und Tralmer kritisieren die vielen Hürden
OB Abel setzt zudem auf die Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis. „Leider können wir als Oberbürgermeister diese langwierigen Planungsprozesse nicht beschleunigen.“ Da brauche man die Abgeordneten aus dem Zollernalbkreis, die diese Verfahren weiter voranbringen können.
Ähnlich ist die Situation im Bereich der Schiene. Die Angst vor weiteren Verzögerungen etwa beim Großprojekt Regional-Stadtbahn Neckaralb ist groß und stößt auf Missgunst bei Abel. Da seien die gesetzlichen Vorgaben und bürokratischen Hürden von Bund und Land einfach zu hoch.
Giftpfeile Richtung Bund und Land
Tralmer: „Der Vorschriftendschungel, mit dem wir zu kämpfen haben, muss eingedampft werden.“ Aber, sagt Abel: „Auch kommunale Entscheidungen können dazu beitragen, dass solche Prozesse länger dauern.“ Damit zielt er auf die Stadt Tübingen, deren Einwohner sich in einem Bürgerentscheid gegen eine Innenstadtstrecke der geplanten Stadtbahn ausgesprochen haben.
Giftpfeile in Richtung von Bund und Land geschaffene bürokratische Hürden fliegen noch einmal beim Thema Energiewende. Abel: „Die Kommunen werden zusehends mit Aufgaben von Bund und Land überfrachtet.“ Man müsse viele Aufgaben meistern, „was wir auch schaffen“. Aber der Balinger OB bittet darum, die Kommunen dann auch agieren zu lassen und nicht in weitere Vorgaben zu zwängen.
Zentralklinikum ebenfalls Thema
OB Tralmer spricht sogar von einem „energiepolitischen Regelungschaos“. Allerdings ist auch er davon überzeugt, dass der Kreis mit der Zusammenarbeit der einzelnen Kommunen sich zukunftssicher aufstellen kann.
Nicht ganz so einfach gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Balingen und Albstadt bei der Umsetzung des geplanten Zentralklinikums nahe Balingen-Dürrwangen. Hier setzt sich OB Tralmer für ein Ende der „Kirchturmpolitik“ ein und plädiert für eine gemeinsame Lösung.
Aber, das sei auch klar, man benötige so lange das Klinikum noch nicht steht einen qualifizierten Standard in Form der beiden bestehenden Standorte in Balingen und Albstadt.
Viele der angesprochenen Herausforderungen werden die Akteure in den Rathäusern in den nächsten Jahren noch gut beschäftigen. Beide geben sich aber zuversichtlich, in guter Zusammenarbeit die kommenden Aufgaben zu meistern.