Der Stadtseniorenrat befasst sich mit den Folgen des demografischen Wandels, dem ÖPNV, einem seniorenfreundlichen Calw und dem Stadtjubiläum.
„Wir wollen jünger werden“, sagt Gerd Deckers. Das wollen viele, vor allem wenn sie, wie der Vorsitzende des Stadtseniorenrats (SSR) Calw, einer Alterskohorte angehören, die mit gut 60 Jahren beginnt und bei über 90 endet.
Scherz beiseite: Natürlich schwebt Deckers da nicht eine Art Jungbrunnen vor. Ihm geht es um die Mitgliederwerbung. Und mit jünger sind bei Senioren keine 18-Jährigen gemeint, sondern Menschen ab 60.
Gerade jüngere Senioren werden gebraucht, die sich in die Arbeit einbringen können. Auch wenn viele erst einmal den gerade erreichten Ruhestand genießen wollen. Deckers gibt da mit seinen 63 Jahren ein Beispiel.
Selbstverständlich freut sich der SSR über alle neuen Mitglieder, um die Zahl von derzeit 120 zu erhöhen. Beiträge werden nicht erhoben. Der SSR finanziert sich über Spenden, die stets willkommen sind, und einen Zuschuss der Stadt.
2044 braucht es 170 zusätzliche stationäre Pflegeplätze
Zu tun gibt es genug. Die demografische Entwicklung ist hinlänglich bekannt. Die Deutschen und natürlich auch die Calwer werden immer älter. Ein Satz, der zuweilen Heiterkeit auslösen mag und dennoch wahr ist. Das bringt gesellschaftliche Probleme mit sich. Für die es Konzepte braucht.
Der SSR hat sich die Situation in Calw einmal angeschaut. Bis 2044 nimmt die Zahl der Menschen, die 80 Jahre und älter sind, um 50 Prozent von 1800 auf 2700 zu. Damit verbunden sein wird ein erhöhter Pflegebedarf. Die Plätze für die stationäre Pflege müssten von derzeit 347 auf 520 zunehmen, in der Tagespflege von 44 auf 66.
Mit einem Ausbau der stationären Pflege ist nicht zu rechnen. Das liege, so Deckers, an steigenden Baukosten und dem fehlenden Personal. Die ambulante Pflege wird das nicht auffangen können.
Kooperationen sind wichtig
Aber auch von erfreulichen Entwicklungen kann der SSR berichten. So kommt die Entwicklung hin zu einer seniorenfreundlichen Stadt voran. Dazu zählt vor allem die Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein, wo der SSR mittlerweile Mitglied ist.
So kümmern sich Schriftführer Hans von Beuningen und Kassierer Karl Weißenmayer in Kooperation mit dem Gewerbeverein um die Zertifizierung seniorenfreundlicher Betriebe. Dabei stoßen sie, wie die beiden Vorstandsmitglieder betonen, auf große Resonanz und Entgegenkommen der Unternehmen.
Im September geht’s zum Europaparlament
Von Beuningen und Weißenmayer sehen sich unter anderem an, wie der Zugang zu den Betrieben beschaffen ist, wie schnell die Toiletten zu finden sind, wie die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist und welcher Service für Ältere geboten wird.
Zudem ist Nicolai Stotz, Co-Vorsitzender des Gewerbevereins, auf den SSR zugekommen, um anlässlich der 950-Jahr-Feier etwas für die Senioren zu tun. So ist geplant, in der Innenstadt mehr Bänke aufzustellen, auf denen sich ältere Menschen ausruhen können.
Um geeignete Plätze zu finden, haben Evelin Menges, stellvertretende Vorsitzende des SSR, und Andrea Oltmann vom Seniorenzentrum Torgasse eine Begehung vorgenommen, um geeignete Standorte zu finden. Wunsch des SSR ist es, dass die Bänke über das Jubiläumsjahr hinaus bleiben.
Senioren auf ÖPNV angewiesen
Viele Senioren sind auf den ÖPNV angewiesen. Bei diesem Thema arbeitet der SSR mit Johanna Albrecht vom Landratsamt an Verbesserungen. Es geht es um die Vereinfachung von Fahrplänen, eine verstärkte Anbindung an den neuen Gesundheitscampus und um unterbrechungsfreies Fahren möglichst ohne Umstiege.
Darüber hinaus hat der SSR zwei Veranstaltungen geplant. Am 10. September geht es von 8 bis 17 Uhr ins Europaparlament nach Straßburg (Kosten 28 Euro). Am 17. September gibt es, veranstaltet von der Deutschen Rentenversicherung und in Kooperation mit dem Gewerbeverein, von 15 bis 17 Uhr Informationen zur Altersrente.