Wie konnte es zu den schweren Unfällen auf der A6 kommen? Foto: dpa

Auf einer „kerzengeraden Strecke“ der A6 bei Mannheim ereignen sich binnen weniger Stunden zwei tödliche Unfälle.

Mannheim/Darnstadt - Schnurgerade verläuft die Fahrbahn der A6 bei Mannheim-Sandhofen. Keine Kuppe, keine Kurve. Ein Schild warnt vor Brückenschäden, Lastwagen dürfen nur 60 km/h fahren und nicht überholen. Ein Stück weiter beginnt eine Baustelle. „Die Stelle ist übersichtlich und gut ausgeschildert“, sagt der Darmstädter Polizeisprecher Bernd Hochstädter. Trotzdem kommt es genau hier, im Grenzgebiet zwischen Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, zu zwei schlimmen Unfällen, verursacht durch Lastwagen-Fahrer. Zwei Tote am Montag, ein Toter am Dienstag, das ist die traurige Bilanz. Hinzu kommen viele Verletzte.

Warum es ausgerechnet hier gleich zweimal tödlich endet? „Wir können uns das im Moment nicht erklären“, sagt Hochstädter. „Die Strecke ist kerzengerade.“ Der Ablauf des Unfalls am Dienstagmorgen ähnelt dem vom Vortag: Ein Lastwagen kracht in das Ende eines Staus, der sich vor der Baustelle gebildet hat. Der Lkw prallt auf einen vor ihm stehenden Sattelzug. „Dabei wurde der Fahrer im Fahrerhaus eingeklemmt und so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle gestorben ist“, berichtet Hochstädter.

Fahrbahn gleicht einem Trümmerfeld

Neben den zwei Lastwagen sind noch vier Autos in den Crash verwickelt, zwei weitere Menschen werden leicht verletzt. Durch die Wucht des Aufpralls schleudern Trümmerteile auf die Gegenfahrbahn, ein Auto wird beschädigt. Wenig später kommt es noch zu einem Folgeunfall auf der Gegenfahrbahn. Vermutlich Gaffer, sagt Hochstädter. Vier Autos sind hier beteiligt, vier Menschen werden leicht verletzt.

Auch Stunden nach dem Unfall gleicht die Fahrbahn einem Trümmerfeld. Vom Fahrerhaus des Lasters ist nicht viel übrig geblieben, Sand und Kies bedecken den Asphalt, um ausgelaufenes Öl zu binden. Weil sich der Unfall genau auf Höhe der Ausfahrt Mannheim-Sandhofen ereignet hat, kann der Verkehr über eine Parallelfahrbahn an der gesperrten Stelle vorbeigeführt werden - so gibt es kaum Behinderungen für den nachfolgenden Verkehr. „Wenn es am Nachmittag gekracht hätte, sähe das schon anders aus“, sagt Hochstädter.

Die Massenkarambolage vom Vortag ist dem Polizeisprecher noch in Erinnerung. Zwei Tote, neun Schwerverletzte. „Wir hatten vier Rettungshubschrauber im Einsatz.“ Auslöser auch hier: ein Laster, der in ein Stauende kracht. Über die Gründe kann Hochstädter nur spekulieren. „Vielleicht verleitet die gerade Strecke zu Unaufmerksamkeit, vielleicht hat er den Stau zu spät erkannt oder war abgelenkt - das müssen die Ermittlungen ergeben.“ Die Baustelle jedenfalls gebe es schon seit fünf bis sechs Wochen. Zu ähnlich schweren Unfällen sei es bislang nicht gekommen.

Warum es häufig Lastwagenfahrer sind, die ein Stauende übersehen? Hochstädter zuckt mit den Schultern. „Fest steht, dass die Unfälle dann meist fatal sind, weil da eine ganz andere Energie frei wird als bei einem Pkw.“