An der A 81 soll ein Windpark entstehen. Foto: pixabay

Bei einem Info-Abend im Oktober standen die Planer des A 81-Windkraft-Projekts Rede und Antwort. Doch nicht alle Fragen, die die Bürger damals stellten, konnten beantwortet werden. Die Verantwortlichen haben dies nun nachgeholt.

Oberndorf/Epfendorf - Das Interesse war groß: Hunderte Bürger kamen in die Neckarhalle, um sich über das Projekt zu informieren und ihre Sorgen zu äußern. Die Badenova plant die Errichtung von fünf Anlagen auf Oberndorfer und Epfendorfer Gemarkung (Bochingen und Trichtingen). Der Windpark soll nach derzeitiger Schätzung 30 bis 45 Millionen Euro kosten und 50 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren.

Über ein Online-Portal konnten damals Fragen anonym eingereicht werden. Ein Teil davon wurde noch am selben Abend beantwortet. Nun haben die Verantwortlichen der Badenova auch zu den übrigen Fragen Stellung bezogen. Die Antworten sind seit Mittwoch auf der Webseite der Stadt Oberndorf einsehbar.

Klimakiller-Gas

Besonders besorgniserregend finden einige Bürger die Verwendung des Gases Schwefelhexafluorid (SF6). Dieses dient in elektrischen Schaltanlagen als Isolator, so auch bei Windkraftanlagen. Das Problem: Es ist das stärkste bekannte Treibhausgas – es soll rund 23.000 Mal so stark wirken wie CO.

Rund drei Kilogramm SF6 seien in einer Windkraftanlage verbaut, erklärt die Badenova. Das Gas, das ab 2030 verboten werden soll, befindet sich in einem geschlossenen System. Sollte es entweichen, würde die Anlage diesen Austritt aber innerhalb von wenigen Tagen durch die CO-Ersparnis wieder wettmachen.

"Auswahl limitiert"

Die Badenova sei "leider nicht in der Lage, SF6-Nicht-Verwendung bei der Auswahl ihrer Anlagen zu priorisieren, da die Auswahl an technisch geeigneten Anlagen ohnehin sehr limitiert ist", erklärt Sebastian Schüßler, Leiter der Projektentwicklung. Die Firma Siemens arbeite allerdings derzeit an einer Alternative. Es sei daher davon auszugehen, dass künftig auch SF6-freie Anlagen zu Verfügung stünden, so Schüßler weiter.

Kritische Fragen gab es auch zum Standort und den damit einhergehenden möglichen Folgen für Anwohner. Ausschlaggebend für die Standortwahl seien die Windverhältnisse, die im Waldgebiet an der A 81 am besten seien, erklärt Projektleiterin Tamara Raschhofer.

Was geschieht nach 20 Jahren?

Die Entfernung zu Wohngebieten wird wiederum durch die Schallwerte bestimmt, so Kirsten Simonsen von der Projektentwicklung. Geräusche seien vom Ort aus nicht oder nur sehr leise wahrnehmbar. "Die zur Einhaltung der jeweiligen Schallgrenzwerte erforderlichen Mindestabstände sind bei dieser Planung in den meisten Bereichen sogar deutlich überschritten", so Simonsen weiter. Gesundheitliche Schäden durch Infraschall seien ebenfalls nicht zu befürchten, das würden wissenschaftliche Studien belegen, so die Badenova-Vertreterin.

Weitere Fragen beschäftigten sich mit der Betriebsdauer und der Entsorgung der Anlage. Raschhofer erklärte, dass die EEG-Vergütung für einen Zeitraum von 20 Jahren gezahlt wird. Danach erfolge die Vergütung am Strommarkt. Sollte es sich dann weiterhin lohnen, den Windpark zu betreiben, wäre auch eine Modernisierung der Anlagen möglich. Das wäre aber von deren Zustand und der wirtschaftlichen Lage abhängig.

Artenschutz

Doch was wenn, man sich nach 20 Jahren für einen Rückbau entscheidet? "Produzieren wir hier nicht den nächsten Sondermüll?", wollte ein Bürger wissen. "Viele Windenergieanlagen entstanden in den 2000ern und werden jetzt zurückgebaut, weshalb der Recyclingmarkt für Anlagenteile wächst", antwortet Schüßler. Viele Teile könnten daher inzwischen wiederverwertet werden. Das Recycling der Rotorblätter bleibe bisher noch die größte Herausforderung, doch das Unternehmen sei zuversichtlich, dass auch hier Fortschritte erzielt werden, so der Badenova-Planer. Die Kosten für den Rückbau seien im Projektbudget eingeplant.

Auch das Thema Natur und Umwelt kam zur Sprache. Kann der Artenschutz den Planern noch einen Strich durch die Rechnung machen und das Projekt stoppen? Ganz auszuschließen sei das nicht, so die Badenova in ihrer Antwort. In den meisten Fällen könne aber eine kluge Planung dies verhindern. Falls erforderlich könnten die Standorte noch etwas verschoben oder die Montageflächen anders angeordnet werden.

"Da die beteiligten Kommunen über große Flächen verfügen, die sie der Windkraftnutzung zur Verfügung stellen wollen, besteht eine relativ große Realisierungswahrscheinlichkeit, weil innerhalb der großen Fläche auf Vorkommnisse reagiert werden kann."