Die Polizei appelliert an die Radfahrer, die Kraft eines Pedelecs nicht zu unterschätzen. Die häufigste Ursache bei Unfällen mit elektrisch unterstützten Fahrrädern ist laut Statistik nicht angepasste Geschwindigkeit. Foto: Gentsch

Der tödliche Unfall eines 66-jährigen Pedelec-Fahrers am Montag war 2025 bereits der zweite Vorfall dieser Art in der Ortenau. 81 Unfälle gab es allein im ersten Halbjahr.

Ein 78-jähriger Pedelec-Fahrer war bereits im Januar in Renchen ohne äußere Einwirkung gestürzt – und hatte sich lebensbedrohliche Verletzungen zugezogen. Wenige Tage später starb er im Krankenhaus an deren Folgen.

 

Ausgerechnet in Renchen ereignete sich am Montag dann auch der zweite tödliche Pedelec-Unfall dieses Jahres: Ein 66-Jähriger war ohne Fremdverschulden nach rechts auf den angrenzenden Grünstreifen geraten, hatte in der Folge nach links gezogen und war dabei ins Rutschen geraten.

Anschließend prallte er mit einem 72-jährigen Pedelec-Fahrer zusammen. Beide wurden schwer verletzt, der Jüngere starb später im Krankenhaus.

Im vergangenen Jahr starb kein einziger Pedelec-Fahrer im Kreis

Bereits bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik des vergangenen Jahres im März berichtete die Polizei von einer durchmischten Bilanz: Zwar sank die Zahl der Fahrradunfälle insgesamt (2024: 518), allerdings stieg die Zahl der Vorfälle mit Pedelecs um fast ein Drittel.

Nahezu 200 Mal verunglückten Ortenauer auf Rädern mit elektrischem Hilfsantrieb. Parallel dazu hatte sich auch die Zahl der Unfälle mit E-Scootern drastisch erhöht. Immerhin: Unter den zwölf Verkehrstoten im vergangenen Jahr im Kreis fand sich kein einziger Pedelec-Fahrer. Die letzten beiden tödlichen Unfälle in diesem Bereich ereigneten sich laut Statistik 2022.

Die steigende Tendenz bei Pedelec-Unfällen scheint sich nichtsdestotrotz auch im laufenden Jahr fortzusetzen. „Im Ortenaukreis ereigneten sich im ersten Halbjahr 2025 mit Stichtag 11. Juni 81 Unfälle unter Beteiligung von Pedelec-Fahrern“, berichtet Polizeisprecher Wolfgang Kramer auf Anfrage unserer Redaktion. Dabei gilt es wohl zu bedenken, dass die Fahrrad-Saison im Sommer erst begonnen hat.

Auf Senioren entfällt nur kleiner Teil der Unfälle

In 74 Fällen kamen Menschen im Zeitraum bis Mitte Juni zu Schaden, bei acht Unfällen gab es gar Schwerverletzte.

Die Gruppe der Senioren hat bei den Pedelec-Unfällen derweil nicht die Nase vorne: Mit 47 Unfällen liegt die Anzahl in der Altersgruppe zwischen 25 und 64 Jahren tatsächlich weit voraus, gefolgt von der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahre mit insgesamt nur elf Unfällen – darunter die beiden tödlichen in Renchen.

Nicht angepasste Geschwindigkeit (15 Prozent), Ablenkung (zehn Prozent) und Alkoholeinfluss (sieben Prozent) seien die häufigsten festgestellten Unfallursachen, informiert Polizeisprecher Wolfgang Kramer.

„Tuningkits“ bereiten der Polizei Sorgen

Bereits im April hatte die Polizei gerade an diejenigen appelliert, die noch keine Erfahrung mit Pedelecs haben. Eine Einweisung oder auch ein Fahrsicherheitstraining sei zu empfehlen. So könnten sich die Radler herantasten. Sorge bereitet der Polizei der Trend manipulierter Pedelecs.

Der Elektromotor unterstützt bei gleichzeitigem Treten eigentlich nur bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern. Mit sogenannten Tuningkits lässt sich diese Begrenzung umgehen. Der Verkauf dieses „Kits“ ist legal, für die Straße zugelassen ist das so veränderte Rad dann aber nicht mehr.

Angeboten werden die Bausätze, der Hauptbestandteil ist ein Computerchip, etwa im Internet. Teilweise haben sich Händler sogar explizit auf solche Produkte spezialisiert. Auf etwa zehn Prozent würde der Anteil der manipulierten Pedelecs geschätzt, hieß es im März. Mit Blick auf die technischen Manipulationsmöglichkeiten würden die Polizeibeamten speziell geschult.

80-jährige Frau stirbt

Ein dritter tödlicher Unfall – allerdings mit einem herkömmlichen Rad – hatte sich am 27. Mai in Haslach ereignet. Eine Seniorin auf ihrem Rad hatte offenbar einen vorfahrtsberechtigt von rechts kommenden Wagen übersehen. Durch den folgenden Zusammenstoß wurde die 80-Jährige so schwer verletzt, dass sie noch an der Unfallstelle starb.