Der Festausschuss hat Großartiges geleistet (von links): Ralf Witt, Sandra Stark, Walter Sieber, Kevin Sieber, Vorsitzender Dirk Sieber, Wolfgang Mordan und Timo Mordan. Auf dem Bild fehlt Alex Stauss Foto: Eyrich

Endlich können die Benzinger das 800-jährige Bestehen ihres Dorfes groß feiern, und schon beim Auftakt wurde deutlich, wie toll die Dorfgemeinschaft funktioniert.

Winterlingen-Benzingen - "Wenn Gräfin Adelheid von Sigmaringen das gewusst hätte", welche Folgen ihre "fromme Schenkung", vermerkt im Codex Salemitanus von 1220, an Folgen zeitigt: Sie hätte sich mitgefreut. Ortsvorsteher Ewald Hoffmanns Mutmaßung dürfte zutreffen, so ausgelassen wie die Benzinger den Start ihres großen Jubiläumswochenendes "800 (+2) Jahre Benzingen" gefeiert haben, das noch bis zum Sonntagabend, 26. Juni, dauert.

Der Festausschuss hat enorm viel geleistet

Eröffnet hat es Schirmherr Michael Maier, der Winterlinger Bürgermeister, der mit seiner Frau Silke gekommen war und die Ehrengäste begrüßte, darunter Landrat Günther-Martin Pauli, den Straßberger Bürgermeister Markus Zeiser mit seiner Frau Daniela, die Gemeinde- und Ortschaftsräte und natürlich den Festausschuss mit Vereinssprecher Dirk Sieber, Ralf Witt, Sandra Stark, Walter Sieber, Alex Stauss, Wolfgang Mordan, Kevin Sieber und Timo Mordan.

Für das Seelenheil der Gräfin Adelheid

Statt eine lange Rede über die Ortsgeschichte zu halten, empfahl Maier die Lektüre der Jubiläumsfestschrift, die unter Federführung des damaligen Kreisarchivars Andreas Zekorn und des Arbeitskreises "Jubiläumsband" entstanden ist. Seit Gräfin Adelheid "zu ihrem Seelenheil den Albertshof in Benzingen dem Kloster Salem vermacht" hat, womit der Ort 1220 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist viel passiert: "In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gehörte Benzingen den Grafen von Veringen, danach den Habsburgern, den Grafen von Zollern, dann den Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und einige Zeit den Fürsten von Hohenzollern-Preußen", so Maier.

Mit Gemeinschaftsgeist zur Landesmedaille in Silber

Heute gehört Benzingen, zu dem seit 1935 auch der Weiler Blättringen gehört, einer starken Dorfgemeinschaft, machte Ewald Hoffmann deutlich: "Was Benzingen mit Blättringen so wertvoll macht, sind die Menschen, die hier leben, viele engagierte und kreative Bürger." Sie erlebten "das Wir-Gefühl", das auch im Jubiläumsmotto deutlich werden sollte: "Weil Benzingen onsere Hoimat ischt!" Benzingen, das 2015 die Silbermedaille des Landes im Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" geholt habe, sei ein besonderes Dorf, sagte der Ortsvorsteher stolz: "Ich kenne kein zweites, in dem das Miteinander so gepflegt wird!"

Höhepunkt, die Erste: Rein in den Zollernalbkreis

Das unterstrich auch der Landrat: "Benzingen ist ein starkes Stück Winterlingen und ein starkes Stück Zollernalbkreis", rief Günther-Martin Pauli den Gästen im Festzelt zu und erwähnte – mit Augenzwinkern – den "Höhepunkt" der Ortsgeschichte vor 49 Jahren: Damals war Benzingen zum Zollernalbkreis gekommen.

Höhepunkt, die Zweite: Rein in die Großgemeinde Winterlingen

Michael Maier hielt dagegen: "Das einschneidendste Ereignis in der jüngeren Vergangenheit war sicher die Zwangseingemeindung nach Winterlingen zum 1. Januar 1975", sagt er: "Ob sie von Vorteil oder von Nachteil für Benzingen war, muss jeder selbst beurteilen. Aus meiner Sicht funktioniert das Zusammenleben reibungslos und gut." Und schmunzelnd fügte er hinzu: "Mal sehen, wie das Relegationsspiel am Sonntag, 26. Juni, ab 17 Uhr zwischen dem FC Winterlingen und dem TSV Benzingen in Harthausen um den Aufstieg beziehungsweise den Verbleib in der Bezirksliga laufen wird!"

Sicher ist eines: Vom Durchhaltevermögen des Festausschusses können sich die Kicker eine dicke Scheibe abschneiden: Ihm, den Benzinger Vereinen, die allesamt beteiligt sind, und allen Helfern dankte Michael Maier und zog verbal seinen Hut, ebenso wie vor dem Arbeitskreis "Jubiläumsband" mit Ellen Wiehl, Walter Sieber und Axel Wagner. Sein besonderer Dank galt Ortsvorsteher Ewald Hoffmann "für sein Engagement und das gute Miteinander", sowie seinem Rathaus-Team, das "im Hintergrund doch einiges geregelt" habe.

Auf der Sonnenseite der Schwäbischen Alb

"Warum wohnen wir in Benzingen so gerne? Weil wir es genießen, auf der Sonnenseite der Alb zu leben!" rief Ewald Hoffmann den Festgästen zu und lobte den Ort um den Wasserturm, das Wahrzeichen, und seine "wunderbare Infrastruktur", die 1100 Einwohner, die sich auf 17 Quadratkilometern Gemarkung eingerichtet haben, und die Vereine sowie die Macher des Jubiläums, die pro Person mehr als 100 Stunden im Festausschuss getagt hätten – die Arbeit jenseits des Tagungstisches nicht mitgerechnet.

Das Ergebnis lobte Landrat Pauli: "Alles ist hervorragend organisiert! Herzlichen Glückwunsch zu 800 Jahren und zum hervorragenden Zusammenwirken der gesamten Dorfgemeinschaft!" In einer Zeit "der Digitalisierung, Globalisierung und Ich-AGs sei diese umso wertvoller.