Die Fatimakapelle – hier um 1950 zu sehen – wird infolge eines Gelübdes nach Kriegsende errichtet. (Archivfoto) Foto: Geschichts- und Heimatverein

25. April 1945: Vor 80 Jahren endete für Furtwangen der Zweite Weltkrieg. Die Zerstörung wurde verhindert – aber es hätte auch anders ausgehen können. Als Dank erfüllten die Einwohner ein Gelübde. Das Zeichen ihrer Dankbarkeit ist bis heute zu sehen.

„Die Franzosen kamen am Mittag des 25. April 1945 durch den Katzensteig und zogen durch die Friedrichstraße zum Rathaus. Es waren viele Araber hoch zu Ross mit roten Übermänteln dabei.“

 

So schilderte der 92-jährige Furtwanger Heinz Hettich in einem Gespräch vor wenigen Tagen seine Erinnerungen an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren. Der damals Elfjährige kann sich bis heute noch an viele Einzelheiten dieser Zeit erinnern. Überhaupt war dieser 25. April ein einschneidender Tag für die Furtwanger Bevölkerung, die „Stunde Null“ sozusagen.

Fanatischer Nazi am Ruder

Nach den Bedrängnissen der Nazi-Zeit und des durch die Nazis entfesselten Kriegs hielten sich Erleichterung über das Ende und bange Erwartung dessen, was folgen würde, die Waage. Ein glücklicher Umstand war die Tatsache, dass Furtwangen bis auf kleinere Schäden von der Zerstörung verschont blieb. Doch dies stand bis zuletzt auf der Kippe, weil ein fanatischer Nazi-Kommandant auf die Verteidigung Furtwangens bestand, was die sichere Zerstörung durch die französischen Truppen bedeutet hätte.

Foto: Geschichts- und Heimatverein

Doch entscheidend für Furtwangen waren die Tage und Wochen vor Kriegsende. Die Fronten im Westen brachen auf großer Breite zusammen, und eine nach Osten gerichtete Flucht der deutschen Truppen setzte ein. Ab Februar sammelten sich zunehmend deutsche Soldaten in Furtwangen und vergrößerten die Versorgungsprobleme der Bevölkerung.

Ortskommandant war Major Schneider, der eine Übergabe der Stadt an die Franzosen kategorisch ablehnte. Selbst bei Edwin Nopper, dem Ortsgruppenleiter der NSDAP, setzte ein Gesinnungswandel ein und er verständigte sich mit einer Gruppe Furtwanger Bürger um Ludwig Zier, den späteren Bürgermeister, heimlich über Maßnahmen, welche die Verteidigung der Stadt verhindern sollten. Am Weg in den Katzensteig war ein Geschütz in Stellung gebracht worden, später wurde eine Flugabwehreinheit in der Nähe postiert. Ein Beschuss französischer Kampfflugzeuge hätte wohl unweigerlich ein Bombardement der Stadt nach sich gezogen.

Die Bedrohung wuchs

Die Männer überredeten die Soldaten der Einheit zur Aufgabe und versorgten sie mit Zivilkleidung, damit sie sich absetzen könnten. Ortskommandant Major Schneider sollte im entscheidenden Moment festgesetzt werden, um nicht weiteres Unheil anrichten zu können. Zwischenzeitlich hatten sich im Raum Furtwangen fast 25 000 Soldaten versammelt, die Spannung und die Bedrohung wuchsen.

Da kam den Verschwörern ein Zufall zu Hilfe: Oberleutnant Semlow, der vor Major Schneider Ortskommandant gewesen war, hörte bei seinem Abschiedsbesuch im „Rössle“ von den Verteidigungsplänen und verständigte den Divisionskommandeur General von Oppen, der Major Schneider den Abmarschbefehl erteilte. Am 24. April gegen 22 Uhr verließ Schneider Furtwangen, die deutschen Truppen zogen ab und am Morgen des 25. April war der Raum Furtwangen frei von deutschen Soldaten. Furtwangen war fürs Erste gerettet.

Zum Dank für die Rettung vor der Zerstörung erfüllten später die Furtwanger ein Gelübde aus dem Jahr 1944. Damals hatten sie feierlich versprochen, der Jungfrau Maria ein „Heiligtum“ zu errichten, sollte die Stadt unbeschadet aus den Kriegswirren hervorgehen. Mit dem Bau der Fatimakapelle und deren Einweihung 1948 wurde dieses Gelübde erfüllt.

Mini-Serie

Kriegsende
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Doch das Schicksal der Furtwanger wurde bereits Ende April besiegelt. Am 25. dieses Monats ging die kriegerische Auseinandersetzung in der Stadt zu Ende. Im Rahmen einer zweiteiligen Mini-Serie blickt Heimatkundler Gerhard Dilger, auf die Ereignisse rund um den 25. April 1945 zurück. In diesen Tagen jähren sie sich zum 80. Mal.

Quellen
Informationen aus dieser Zeit finden sich unter anderem im zweiten Band der Furtwanger Stadtchronik sowie im Mitteilungsheft Nummer vier von 1979 des Furtwanger Geschichts- und Heimatvereins, wo die Furtwangerin Tharsilla Rombach ihre Erinnerungen festhielt.