Das Ortsjubiläum feiern die Bürger des Storchendorfs gebührend am Wochenende auf dem Festplatz mit einem Festakt sowie Musik und geselligem Beisammensein.
Die erste urkundliche Erwähnung Holzens datiert aus dem Jahr 1275. Damals hieß der Ort noch Holzhain, erst 1765 erhielt das Dorf seinen heutigen Namen. Wie wechselvoll die Geschichte des Storchendorfs ist, wird beim Festakt am Samstagabend Kanderns ehemaliger Bürgermeister Bernhard Winterhalter bei seinem Streifzug durch die Dorfgeschichte verdeutlichen.
Wie der 630 Einwohner zählende Stadtteil von Kandern den Strukturwandel vom einst landwirtschaftlich geprägten Ort gemeistert hat, welche Herausforderungen es heute gibt und wie es um das Gemeinschaftsleben bestellt ist, das wollte unsere Zeitung von Ortsvorsteher Willi Weiß wissen. Er steht seit 21 Jahren an der Spitze des lebendigen Dorfs mit einem starken Bürgersinn und bürgerschaftlichem Engagement. Dies unterstreicht das große Projekt Dorfmitte.
Holzen ist als lebendiges Storchen- und Künstlerdorf bekannt. Was prägt das Dorf?
Wie auch andere ländlich strukturierte Dörfer ist Holzen geprägt von Eigeninitiativen und Selbstverantwortung. Denn nur bei funktionierenden Sozialstrukturen, der Pflege von Traditionen und der Gemeinschaft haben unsere Dörfer auch eine Zukunft. Bei uns, würde ich behaupten, ist das gegeben, denn wir haben eine intakte Dorfgemeinschaft mit einem tollen Miteinander und einem aktiven Vereinsleben.
Die Struktur im Ort hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Es gibt längst kein Lebensmittelgeschäft mehr, auch keine Post und keine Schule mehr, kaum noch Landwirtschaft und nur einen eingeschränkten Öffentlichen Nahverkehr. Wie kommen die Holzener damit zurecht?
Wie viele andere Dörfer im Markgräflerland hat sich Holzen vom einstigen Bauerndorf hin zu einem Wohnort entwickelt. Unsere 630 Dorfbewohner leben gerne hier. Es gibt im Ort noch ein paar Handwerksbetriebe sowie einen Vollerwerbslandwirt. Allerdings ist man ohne Auto sehr eingeschränkt, weil das Angebot im Öffentlichen Nahverkehr einige Wünsche offen lässt. Deshalb ist es gerade für ältere Leute, wenn sie nicht mobil sind, alles andere als einfach, zum Einkaufen nach Kandern oder sonst wohin zu kommen. Aber hier setzt zum Glück die Nachbarschaftshilfe ein. Man hilft sich eben gegenseitig.
Hat der Strukturwandel den dörflichen Charakter des Orts beeinträchtigt?
Das kann ich nicht erkennen, denn wir haben im Dorf keinerlei Auswüchse baulicher Art.
Sie sind also mit der Entwicklung zufrieden?
Wir haben im Großen und Ganzen keinen Grund zu klagen. Im Rahmen der Möglichkeiten und dank des bürgerschaftlichen Engagements sowie mit unseren Dorfaktionen haben wir einiges bewegt.
Wird Holzen noch wachsen, etwa durch ein neues Baugebiet?
Im Moment ist das nicht angedacht. Im Flächennutzungsplan sind zwar noch Flächen für eine Bebauung ausgewiesen, aber das ist derzeit kein Thema. Wir konzentrieren uns zuerst auf die Innenverdichtung.
Wo sehen Sie die Herausforderungen für die Zukunft?
Grundsätzlich lässt die Infrastruktur im ländlichen Raum Wünsche offen. Das gilt auch für unser Dorf. Doch damit muss man sich arrangieren. Nach und nach wird an Verbesserungen gearbeitet. Wir sind auf einem guten Weg.
Das Projekt Dorfmitte ist bestes Beispiel für eine funktionierende Dorfgemeinschaft. Was erwarten Sie vom neuen Ortszentrum?
Die Dorfmitte wird unser neuer Ortsmittelpunkt. Auch die Ortsverwaltung wird im neuen Zentrum etabliert, während das Rathausgebäude verkauft wird. Schön ist auch zu sehen, wie die Dorfmitte durch die regelmäßigen und ansprechenden kulturellen Veranstaltungen belebt und bereichert wird. Es ist keine Frage, das Projekt, für das sich so viele Bürger stark engagieren, hat das Dorf noch enger zusammenrücken lassen. Stolz bin ich auch immer auf die gute Beteiligung bei unseren Dorfaktionen.
Die Dorfmitte ist also auch identitätsstiftend?
In jedem Fall. Das sieht man auch daran, dass viele Holzener Bürger und Ehemalige sowie auch auswärtige Bürger Mitglied der Genossenschaft geworden sind.
Details
Willi Weiß
ist seit 21 Jahren Ortsvorsteher in Holzen, außerdem vertrat er 15 Jahre lang die Interessen des Storchendorfs im Gemeinderat der Stadt Kandern. Ende dieses Jubiläumsjahres wird sich der 70-Jährige, wie er schon bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr angekündigt hat, aus der Kommunalpolitik zurückziehen und das Ortsvorsteheramt aufgeben
Das Jubiläumsprogramm:
Im Mittelpunkt des Festakts „750 Jahre Holzen“ am Samstag, 5. Juli, ab 19 Uhr, den der Gesangverein umrahmt, steht der Vortrag von Bernhard Winterhalter. Der ehemalige Kanderner Bürgermeister beleuchtet die wechselvolle Geschichte Holzens. Grußworte sprechen Landrätin Marion Dammann und Bürgermeisterstellvertreter Johann Albrecht. Nach dem offiziellen Teil bietet das Musikerduo „Mondzid“ aus Zell-Atzenbach mit Ralf Rathberger, einem ehemaligen Holzener, und seiner Frau Beate einen unterhaltsamen, humorvollen Mix alemannischer Lieder, wobei sie über das Schöne im Leben singen. Der zweite Festtag am Sonntag, 6. Juli, beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst auf dem Festplatz, während sich nach dem Mittagessen die Holzener Vereine präsentieren und vor allem für Kinder etwas auf die Beine stellen. Ab 19 Uhr treten die alemannischen Liedermacher Jeannot und Christian Weißenberger aus Schopfheim, bekannt als „d’Knaschbrüeder“, mit ihren alemannischen Songs auf. Sie besingen den Alltag und karikieren mit ihren heiteren und besinnlichen Liedern dies und jenes.