Julian Gillich vom Vermessungsamt (links) mit seinen Auszubildenden und Wolfgang Hug vom Mobilen Einsatz-Team Kniebis freuen sich über den neu eingemessenen Abschnitt des Grenzwegs. Foto: Kühnel

Wer auf dem Grenzweg von Zwieselberg über Kniebis bis zur Alexanderschanze wandert, kommt an 70 Grenzsteinen vorbei, die im Laufe der letzten 350 Jahre aufgestellt wurden. Von Zwieselberg bis zur Alexanderschanze wurden jetzt alle neu eingemessen.

Freudenstadt - Die Steine kennzeichnen die Grenze, die an dieser Linie zwischen den ehemals eigenständigen Ländern Baden und Württemberg verläuft.

Auf vielen Grenzsteinen findet sich das badische und das württembergische Wappen. Baden wird durch das Schild mit dem Schrägbalken gekennzeichnet und Württemberg durch die drei Hirschstangen. Zwischendrin sieht man aber auch ganz andere Wappen, die nicht auf den ersten Blick einzuordnen sind. So stehen die Buchstaben HSSB für das ehemalige Hochstift Straßburg, dessen äußerster Zipfel bis auf den Kniebis reichte.

Auch die Fürstenberger hatten im Wolftal Grundbesitz, der ebenfalls bis nach Kniebis reichte, bevor 1806 der größte Teil ihrer Besitztümer dem Großherzogtum Baden zugeschlagen wurde. So erzählen diese Steine demjenigen, der sie zu lesen versteht, viel von der bewegten Geschichte dieser einstigen Grenzregion.

Aufmerksamen Wanderern, Erfassern von Kleindenkmalen und auch den Mitgliedern des Mobilen Einsatz-teams Kniebis, die einen Teil des Grenzwegs instand halten, fiel auf, dass im Laufe der Zeit mehrere dieser Steine entweder schief standen oder ganz umgefallen waren. Da sie aber die heute noch gültige Landkreisgrenze markieren, dürfen nur die Mitarbeiter des Vermessungsamts liegende Steine neu aufstellen.

Was sich so einfach anhört, bedarf aber einiger Kenntnisse, eines gewissen technischen Aufwands und auch Muskelkraft. So schickte der Leiter des Vermessungsamts Freudenstadt, Julian Gillich, einen Messtrupp los, bestehend aus einem Messgehilfen, einem Vermessungstechniker und einem Auszubildenden.

Seit dem Jahr 1818, als das Königreich Württemberg zum ersten Mal nach allen Regeln der Kunst vermessen worden war, war dieser Grenzverlauf nicht mehr überprüft worden. Das bedeutete, dass nicht einzelne Steine einfach wieder aufgerichtet werden konnten, sondern die ganze Messungslinie neu eingemessen werden musste.

Vermessung in klassischer Manier

Heutzutage ist das zwar mithilfe von GPS-Daten und der dazugehörigen Ausstattung – im Vergleich zu vor 200 Jahren – relativ leicht zu erledigen. Allerdings stehen an einigen Stellen die Bäume so hoch und dicht, dass das GPS-Signal nicht empfangen werden kann. Dann muss in klassischer, trigonometrischer Manier mittels Tachymeter vermessen werden. Mit diesem Gerät können sowohl Winkel- als auch Streckenmessungen erledigt werden.

Da die Vermessungsarbeiten nur sporadisch gemacht werden können und sie sich somit über mehrere Jahre hinziehen, hat jeder Ausbildungsjahrgang der Vermessungstechnik die Möglichkeit, einmal mitzuarbeiten. Jedes Jahr werden vom Vermessungsamt zwei Auszubildende eingestellt, die in drei Jahren den Beruf des Vermessungstechnikers erlernen.

Für die Auszubildenden war es eine willkommene Gelegenheit, auch das Messverfahren mittels Tachymeter in der Praxis kennenzulernen und anzuwenden. So wurden auf der ganzen Strecke von Zwieselberg bis zur Alexanderschanze alle Grenzsteine neu eingemessen und für jeden Stein die UTM-Koordinaten bestimmt. Dieses und nächstes Jahr soll es noch bis zum Ruhestein weitergehen. Insgesamt wird dann die genaue Position von über 180 Grenzsteinen bestimmt worden sein. Bei dieser Gelegenheit wurden auch einige umgefallene Steine wieder entdeckt, die bereits von der Vegetation überwuchert waren. Nach Abschluss aller Arbeiten sollen dann die Daten in das Geographische Informationssystem (GIS) des Landkreises Freudenstadt eingepflegt werden. So werden nach und nach alle Kleindenkmale, zu denen auch die Grenzsteine gehören, erfasst und beschrieben. Das GIS liefert dann die große Übersicht.