Seit fast 60 Jahren gehört der Fernsehturm zu Stuttgart wie die Butter auf die Brezel. Dass es auch ohne geht, haben die Stuttgarter in den letzten drei Jahren lernen müssen. Dass es mit aber schöner ist auch. In unserer Bildergalerie zeigen wir historische Aufnahmen des Fernsehturms aus dem Archiv des SWR. Foto: SWR

Erst haben sie gebruddelt, dann haben die Schwaben ihn doch liebgewonnen, ihren Fernsehturm. Auch die Queen und Theodor Heuss waren auf der Stuttgarter Betonnadel, die am 5. Februar 60 Jahre alt wird. Wir haben die historischen Fotos.

Stuttgart - Als am 27. März 2013 die Nachricht von der sofortigen Schließung des Fernsehturms die Runde machte, hielten das viele zunächst für einen vorgezogenen Aprilscherz. Doch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn war nicht zum Lachen zumute. Aus Brandschutzgründen ließ er das Wahrzeichen Stuttgarts am Tag darauf für fast drei Jahre schließen. So lange zogen sich die Modernisierungsmaßnahmen hin.

Manch ein Stuttgarter hat die Betonnadel auf dem Hohen Bopser, die am 5. Februar ihren 60. Geburtstag feiert, in dieser Zeit sicher schmerzlich vermisst. Kommt Besuch nach Stuttgart, zeigt man den Schlossplatz, besucht vielleicht ein Kunst- und bestimmt ein Automuseum, fährt mit Zacke oder Seilbahn, ersteigt eine der Höhen mit Blick auf die Stadt - und fährt hoch auf den Fernsehturm.

Dabei war vor 60 Jahren der dringend benötigte Sendemast für das damals noch jungfräuliche Fernsehen zunächst gar nicht als Aussichtsturm geplant gewesen. Zunächst wollte man lediglich einen 200 Meter hohen Stahlgittermast auf dem Hohen Bopser, 483 Metern über der Stadt, errichten und damit weit über die Grenzen Stuttgarters den Empfang des neuen Mediums sichern.

Auch die Queen fährt hinauf

Doch Dank Fritz Leonhardt, damals Bauingenieur für Brücken- und Hochbau, erfolgte der erste Spatenstich am 10. Juni 1954 für einen Aussichtsturm mit Bewirtung statt für einen reinen Zweckbau. Weil man sich mit der Stadt über die Kosten nicht einig wurde, stemmte der damalige SDR das Projekt in Eigenregie. Auch so manchem Bürger war das Ungetüm aus Stahl und Beton, das da während der 20-monatigen Bauphase über die Baumwipfel wuchs, ein Dorn im Auge oder vielmehr ein Schandfleck in der Natur.

Dass der Fernsehturm in wenigen Jahren zum Wahrzeichen der Landeshauptstadt avancieren und sich selbst Königin Elizabeth II. auf ihrem Besuch in Stuttgart am 24. Mai 1965 mit dem Aufzug in die Kanzel des "Schandflecks" befördern lassen würde, hätten die Kritiker des visionären Bauprojekts wohl niemals geglaubt.

Am 30. Januar wird der erste Fernsehturm der Welt nach der langen Sanierungsphase wieder für Besucher freigegeben. Der Besuch von Außerhalb kann also wieder den gebührenden Blick über Stuttgart und die Region bis hin zur Schwäbischen Alb genießen und die Stuttgarter haben ihr Wahrzeichen wieder.

In unserer Bilderstrecke zeigen wir historische Fotos aus der Bauphase und den ersten Jahren des Stuttgarter Fernsehturms.