Lahr von oben: Beim Orts-Check haben 501 Lahrer der Stadt insgesamt 5,69 von zehn möglichen Punkten gegeben. Foto: Martin Bildstein/Martin Bildstein

Vorletzter beim Thema Sicherheit und Immobilienmarkt, Drittletzter beim Verkehr: Das Lahrer Ergebnis beim Orts-Check lässt sich wohl auch durch die Größe der Stadt erklären. OB Ibert sieht vor allem beim Klimaschutz und der Verkehrswende noch Potenzial.

Platz neun mit 5,69 von zehn möglichen Punkten. So haben die 501 Lahrer Teilnehmer beim Orts-Check unserer Redaktion die Stadt bewertet. Zum Vergleich: Im Schnitt wurden alle 13 Kommunen mit 5,85 bewertet – Lahr liegt also leicht darunter.

Im Rathaus tut man sich teilweise schwer, dieses Ergebnis zu interpretieren. Denn zum einen sei das Ergebnis aufgrund des Ansatzes „nicht repräsentativ“. „Zum anderen ist Lahr als Mittelzentrum mit fast 50 000 Einwohnerinnen und Einwohnern nicht vergleichbar mit deutlich kleineren Kommunen im Umland“, kommentiert die Verwaltung das Lahrer Gesamtergebnis.

Mit der Größe der Stadt – mit rund 48 000 Einwohnern ist Lahr fast viermal so groß wie die nächstgrößeren Orts-Check-Kommunen Friesenheim und Ettenheim – erklärt sich die Stadt auch den schwachen elften Platz in der Kategorie Lebensqualität. 6,14 Punkte bekam Lahr hier, der Schnitt aller Kommunen liegt bei 6,7. „Eine Stadt verfügt über breitere Angebote, zugleich besteht jedoch in der Bevölkerung zurecht auch eine höhere Erwartungshaltung“, so die Verwaltung. Aus der Tatsache heraus, dass Lahr seit Jahren wächst, schließt man im Rathaus jedoch darauf, dass „Lahr insgesamt als attraktiv und lebenswert wahrgenommen wird“.

Herausforderungen durch das Wachstum der Stadt

Dass Wachstum jedoch auch für Probleme sorgen kann, zeigen die 3,99 Punkte in der Kategorie Immobilienmarkt, die hier den vorletzten Platz bedeuten. Aufgrund mehrere Wohnraumprojekte, die in diesem oder im kommenden Jahr fertiggestellt werden sollen, erwartet man bei der Verwaltung eine Entspannung der Situation.

Derzeit fehlen Kita-Plätze in der Stadt

Neben Wohnungen fehlen laut Bedarfsplanung auch Kita-Plätze in der Stadt – 124 Plätze für Kinder unter Drei- und 290 Plätze für über Dreijährige, wie die Stadt mitteilt. Der vorletzte Platz in der Kategorie Familie und Kinder (5,99 Punkte) ist daher keine große Überraschung. Mittelfristig könne man den Bedarf an Kita-Plätzen decken, so die Stadt dazu, die zudem überzeugt ist, durch das städtische Angebot für die Zielgruppe in Sachen Freizeit Einiges bieten zu können.

Lahrer bei Sauberkeit und Sicherheit nicht zufrieden

Auch für die Sauberkeit tut die Stadt viel, so wurde etwa ein runder Tisch zum Thema Müll etabliert. Dennoch liegt die Stadt in der Umfrage in der Kategorie Sauberkeit mit der Bewertung 6,04 deutlich unter dem Schnitt von 7,16. Es sei nicht möglich, dass „Stadt und der BGL alle negativen Verhaltensweisen kompensieren“, so die Verwaltung.

Ähnlich ist auch das Thema Sicherheit. Mit 5,21 Punkten liegt Lahr auf dem vorletzten Platz – hier herrscht eine Diskrepanz zwischen der Kriminalstatistik der Polizei und dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Menschen. „Möglicherweise wirken hier übergreifende Trends“, vermutet die Verwaltung. Dass diese in einer Stadt mehr zum Tragen kommen als in kleineren Kommunen, sei „wenig überraschend“. Zu den Themen Sicherheit und Immobilienmarkt in Lahr werden wir unserer Freitagsausgabe noch ausführlich berichten.

Viel Pendelverkehr macht Bürgern zu Schaffen

Beim Thema Verkehr ist Lahr mit 4,67 Punkten Drittletzter. Ein Grund dafür könnte laut Verwaltung der Pendlerverkehr sein, bei dem das Auto noch die größte Rolle spiele. „Insgesamt konzentriert sich der Verkehr sehr stark auf die klassifizierten Straßen und wird bei der Menge berechtigterweise als störend wahrgenommen“, so die Verwaltung.

Denn in Lahr gibt es zwei Bundesstraßen und fünf Kreisstraßen, die viel überörtlichen Durchgangsverkehr aufnehmen. Im Rathaus ist man sich bewusst, dass noch „mehr als die Hälfte aller Wege mit dem Auto zurückgelegt werden“. „Die Verkehrswende kann nur erreicht werden, wenn alle ihren Beitrag dazu leisten“, heißt es von der Verwaltung. Bei der Verkehrswende kommt es natürlich auch auf den Öffentliche Nahverkehr an. Mit 5,74 liegt der Lahrer ÖPNV im Orts-Check über dem Durchschnitt.

OB Ibert will bei Klimaschutz und Verkehrswende weiter investieren

„Die Bewertungen weisen unter anderem darauf hin, dass wir unsere Anstrengungen etwa auf den Gebieten Klimaschutz und Verkehrswende weiter intensivieren müssen“, sagt OB Markus Ibert. Denn auch beim Thema Digitalisierung, Energie und Klima liegt Lahr mit 5,46 leicht unter dem Schnitt. Man bemühe sich um „eine schnelle Umsetzung der erforderlichen Klimaschutz-Maßnahmen“, so die Stadt – ebenso bei der Digitalisierung.

Lahr bei Gastro, Kultur, Gesundheit und Einzelhandel über dem Schnitt

Während die Größe der Stadt bei einigen Kategorien wohl für eine unterdurchschnittliche Bewertung gesorgt hat, ist sie in anderen Bereichen die Erklärung für eine überdurchschnittliche Note. Für das Gastronomie-Angebot haben die Umfrage-Teilnehmer mit 5,96 Punkten eine überdurchschnittliche Note vergeben, ebenso wie für Gesundheitsversorgung (5,68), Einzelhandel (5,6) und Kultur (6,26). Das sieht man bei der Stadt genauso. Diese Ergebnisse würden zeigen, dass „Lahr seine Funktion als Mittelzentrum beispielsweise im Gesundheitssektor, im Einzelhandel und insbesondere im Kulturbereich sehr gut erfüllt“, sagt OB Ibert.

Die Angebote für Senioren können sich sehen lassen, auch wenn es „weiterhin Verbesserungsmöglichkeiten“ gebe, wie die Stadt sagt. Das Ergebnis beim Orts-Check spiegelt das wider, mit 6,11 Punkten liegt Lahr als Achter im Schnitt. Ähnlich sieht es in der Kategorie Sport und Vereine aus, mit 6,79 Punkten landet die Stadt auch hier auf Rang acht von 13.

OB dankt allen Umfrage-Teilnehmern

„Wir freuen uns über Rückmeldungen aus der Bürgerschaft, die uns zeigen, was den Menschen in Lahr gefällt und wo wir uns weiter verbessern können“, richtet sich OB Ibert an alle Teilnehmer des Orts-Checks. „Lahr wächst, Lahr ist lebenswert. Zugleich arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Stadt noch attraktiver zu gestalten. Dafür steht unser Motto ‚Lahr im Dialog‘“, sagt Ibert.

Ergebnisse ein „wichtiges Signal für alle Beteiligten“

„Das Stimmungsbild zu Lahr und den umliegenden Gemeinden ist ein wichtiges Signal für alle Beteiligten“, meint auch Baubürgermeister Tilman Petters zum Orts-Checks. Dabei müssten die „offensichtlichen Diskrepanzen zwischen subjektiv wahrgenommenen Qualitäten und den objektiv statistisch überprüften tatsächlichen Zuständen“ zum Nachdenken anregen. Man müsse sich die Fragen stellen, was in der Darstellung der vorhandenen Qualität falsch laufe und wie den Teilnehmern des Orts-Checks „ein objektiveres Bild vermittelt werden“, könne, so der Bürgermeister.