Die grauen Wolken, die das ganze Wochenende über Cluses hingen, spiegelten nicht die Stimmung wieder, die in Trossingens Partnerstadt herrschte. Festlich, Ausgelassen und emotional wurden 50 Jahre Partnerschaft gefeiert und der Freundschaftsvertrag erneuert.
50 Jahre Städtepartnerschaft, 50 Jahre Austausch zwischen Trossingen und Cluses. In dieser Zeit wurden 200 000 Kilometer Wegstrecke zurückgelegt, an die 37 000 Liter Bier getrunken und 450 Treffen des Cluses-Komitees durchgeführt, hatte Gérard Deleye, Vorsitzender des Komitees, ausgerechnet. Während des Festakts am Samstag auf dem Charles-de-Gaulle-Platz präsentierte er den Gästen Zahlen und Fakten.
Unterzeichnung der Charta
Dass die Städtepartnerschaft nicht nur aus Zahlen und trockenen Fakten besteht, zeigte sich an diesem Wochenende ganz klar. Es ist eine gelebte Partnerschaft mit regelmäßigem Austausch, nicht nur zwischen den Gremien, sondern zwischen Schülern, Musikern, Sportlern und Freunden. Dies betonte auch Bürgermeisterin Susanne Irion in ihrer Rede. Die Freundschaft bestehe darin, Menschen mit gleichen Interessen zusammenzubringen: Schüler, die den Alltag in französischen Schulen kennenlernen dürfen, Musiker, die zusammen den richtigen Ton treffen, Sportler, die gemeinsam Siege feierten und Gremien, die Anteil nehmen, was bei dem anderen passiere.
„Wir wissen nicht, wie Europa in fünfzig Jahren aussehen wird, klar ist, dass wir in einer globalisierten Welt näher zusammenrücken müssen. Diese Städtepartnerschaft kann ein Vorbild dafür sein“, sagte sie vor der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages, der Charta. Bürgermeisterin Susanne Irion sagte, die Freundschaft umfasse bereits drei Generationen von Trossingern. „Es ist irgendwie merkwürdig einen Vertrag für eine Freundschaft zu schließen.“ Denn man könne nicht vertraglich vereinbaren, sich gern zu haben. Freundschaft müsse wachsen. „Ob die Nachfolgenden diese Freundschaft schätzen und pflegen, das wissen wir nicht.“ Freundschaft sei ein Geschenk. „Wir sind dankbar, dass ihr uns dieses Geschenk gemacht habt.“
Gründerin geehrt
Der Cluser Bürgermeister Jean Phillipe Mas bedankte sich bei allen Akteuren, die die Städtepartnerschaft gegründet und die ersten Jahrzehnte auf den Weg gebracht hatten. „Ohne sie würden wir heute nicht hier sein.“ Es sei der gleiche Wille, der Deutsche wie Franzosen in dieser Partnerschaft antreibe. Mit der Unterzeichnung der Charta verpflichteten sich die Vertreter beider Städte und beider Komitees, die Städtepartnerschaft fortzuführen. Der Vorsitzende des Cluses-Komitees, Gérard Deleye erinnerte an die Anfänge der Partnerschaft: Über 50 Jahre ist es her, dass Hans Trümper und Jacqueline Raguin, beide Lehrer, den ersten Schüleraustausch durchgeführt haben. Aus dieser freundschaftlichen Verbindung war schließlich die Städtepartnerschaft entwachsen. Jacqueline Raguin war anwesend und wurde von Bürgermeister Jean Phillipe Mas geehrt.
Viele Erinnerungen an die Jugend
Für Muriel Maubec, Vorsitzende des Trossingen-Komitees, war das Jubiläum Anlass, sich an ihre Kindheit und Jugend zu erinnern, an Fahrten über die Grenze, die ersten Sätze auf Deutsch („Ich komme aus Frankreich“). Sie sei dankbar für ihre Trossinger Familie und die zahlreichen Begegnungen mit Trossingern. Diese Begegnungen gab es am vergangenen Wochenende zuhauf: Neben Bürgermeisterin Susanne Irion, den Mitgliedern des Gemeinderats, des Cluses-Komitees war die Musikschule mit 30 Musikern (darunter 20 Jugendlichen) sowie „Canard Fatal“ (eine Band der Musikhochschule) angereist.
Sie alle verbinden persönliche Beziehungen zu den Clusern. Der Mittelpunkt des Festakts war die Unterzeichnung der Charta, die die Freundschaft beider Städte bekräftigte. Anschließend spielte die Cluser Stadtkapelle beide Nationalhymnen. Danach wurde das Trossinger Geschenk eigenweiht: Ein Xylofon, das im neu angelegten Parc de Trossingen gespielt werden kann. Das Outdoor-Xylofon ist nicht zu laut, so stört es keine Anwohner.
Neuer Park nach Trossingen benannt
Der Park wurde eigens von der Stadt Cluses zum Jubiläum gestaltet und nach der Musikstadt benannt.
Anschließend eröffnete Anika Neipp, stellvertretend für ihren Bruder Volker Neipp, Leiter des Auberlehaus, im Festzelt die Fotoausstellung. Fotos auf Schautafeln zeigten die Geschichte der Städtepartnerschaft von den Anfängen bis heute. Die Aufgabe des Museums sei es, Geschichte zu bewahren. Sie wies darauf hin, das Verständnis, dass beide Länder Nachbarn seien und das Herz Europas bildeten, sei noch nicht sehr alt. Die Ausstellung „Vom Feinde zum Freund“ wird im Oktober in Trossingen vollständig ausgestellt werden. In Cluses konnte nur ein Teil gezeigt werden, da noch einige Fotos von französischer Seite fehlen.
Feier begann am Freitag
Das Jubiläumsfest begann bereits am Freitag mit der Ankunft in Cluses. Im Cluser Gemeindezentrum, gleich neben der Bar „Le Trossingen“ und dem Festzelt, spielte das Schulorchester der Cluser. Anschließend hatten die Trossinger Musikschüler ihren großen Auftritt.
Nach dem Abendessen war es an den Gästen die Innenstadt zu erkunden. Auch hier stand bei der „Fete de la Musique“ alles im Zeichen des Klangs. Französische Bands spielten den ganzen Abend und sorgten so für schwungvolle Unterhaltung.
Auch am Samstagabend, nach dem Festakt, erfreuten die Trossinger Musiker das Publikum und die Gäste im Festzelt. Das Motto des Abends war Oktoberfest. Hier trugen einige Trossinger Dirndl und Lederhosen, während die Franzosen sich an dem Spektakel erfreuten und das deutsche Essen (Sauerkraut und Wurst) genossen. „Canard Fatal“ und das Musikschulorchester sorgten für die passende Begleitung. Die französische Trachtentanzgruppe zeigte ihr Können und lud die Bürgermeisterin und einige Gemeinderäte in ihre Mitte zum Tanz ein. So verbanden Musik, Tanz und gutes Essen beide Nationen.