Da hat Dirigent Rudolf Breisinger ein echtes Powerteam beisammen: Der Musikverein Mühlheim wird 50 Jahre alt und feiert das am Samstag, 15. Juli, mit einer „Mühlheimer Nacht“ an der Halle. Wie sieht es derweil im Verein aus? Plagen auch hier Nachwuchsprobleme?
Wenn man mit der Vorsitzenden Petra Dreiwurst, ihrem Vorgänger Patrick Plocher und Dirigent Rudolf Breisinger zusammensitzt, merkt man gleich: Hier stimmt die Chemie. Misstöne wären bei einem Musikverein wohl auch besonders störend.
Dass der Musikverein Mühlheim existiert, ist nicht nur 21 Gründungsmitgliedern vor 50 Jahren zu verdanken, sondern auch einem zinslosen Darlehen, das der Gesangverein Mühlheim damals gewährte.
Breisinger führt die Mühlheimer seit 1985 musikalisch. Kurz nach seiner Dirigentenprüfung sollte es eigentlich nur ein vorübergehendes Engagement sein, sagt der 64-Jährige, doch das Schicksal hatte andere Pläne.
Musikalisches Niveau gesteigert
Dabei war der Start alles andere als einfach. „Die ersten zehn Jahre waren hart, weil das musikalische Niveau einfach nicht gut war“, sagt der Dirigent. Man sei an den Instrumenten schwach besetzt gewesen. Breisinger hatte sogar mit dem Gedanken gespielt aufzuhören, doch dann drehte sich der Wind, als junge, ambitionierte Musiker hinzukamen. Inzwischen sei man eine „gute Mittelstufenkapelle“, sagt der Dirigent.
Vom Nachwuchsproblem wird der Verein trotzdem nicht verschont. Bislang lasse sich dieser noch gut aus den eigenen Reihen generieren – auch die Tochter von Dreiwurst wurde schon „verpflichtet“, erzählt die Mutter lachend.
Nachwuchs aus den eigenen Reihen
Jüngste Versuche, eine neue Bläserklasse in Kooperation mit der Grundschule an den Start zu bringen, scheiterten aber bislang an zu wenigen Anmeldungen. Dass man sich für zwei Jahre verpflichten müsse, schrecke viele Eltern offenbar ab, sagt Dreiwurst. Sie selbst ist dem MV schon seit rund 40 Jahren treu, ebenso wie Patrick Plocher, der vor Dreiwurst neun Jahre lang Vorsitzender war.
Bislang ist die Mannschaftsstärke des MV Mühlheim aber trotz der Schwierigkeit, begeisterte junge Blasmusiker zu finden, noch ordentlich. 106 Mitglieder zählt der Musikverein, 40 davon sind aktive Musiker, elf Ehrenmitglieder. Das Durchschnittsalter liegt bei 39 Jahren. Der Frauenanteil überwiegt übrigens deutlich – „lauter Powerfrauen“, sagt Rudolf Breisinger.
Anspruchsvoll ja, aber es muss auch ankommen
Instrumental sei man gut besetzt. Trompete, Flügelhorn, Saxofon, Flöte, Klarinette, Schlagzeug und Kesselpauken sind vertreten. Und was fehle, könne man gut kompensieren. Der Dirigent selbst beherrscht Klarinette, Saxofon und Tuba, Petra Dreiwurst Saxofon und Patrick Plocher Flügelhorn. Vier aktive Waldhornbläser gibt es übrigens auch, Breisinger ist einer von ihnen.
Sein Ziel sei es, mit dem Musikverein anspruchsvolle Lieder zu spielen, jedoch müssten diese auch beim Publikum ankommen. „Ich möchte für die Leute spielen“, erklärt er. Beliebt ist der Brauch der Themenkonzerte. So kam es schon zu „Rock meets Classic“, einer „musikalischen Weltreise“, „etwas Besonderem, etwas Verrücktem“ anlässlich Breisingers 30. Dirigentenjubiläum und zuletzt zu einem Konzert zum Motto Frieden und Hoffnung.
Das Jahreskonzert findet in diesem Jahr am 17. Dezember statt. „Dabei binden wir auch immer unsere Jugend ein. Die Zuhörer sollen einfach mal den Alltag von sich werfen und die Musik genießen“, sagt Petra Dreiwurst.
Fester Teilnehmer beim Oberndorfer Narrensprung
Zu den Veranstaltungen des Musikvereins zählen aber auch das 1.-Mai-Fest, das Open-Air-Platzkonzert im Sommer, das in diesem Jahr dem Jubiläum zum Opfer fällt, und das Schlachtplatteessen am 3. Oktober.
Ein Highlight sei auch jedes Jahr die Teilnahme am Oberndorfer Narrensprung. „Da sind wir schon seit Jahrzehnten dabei – immer wieder ein Highlight“, schwärmt Dreiwurst. Auch wenn einmal Temperaturen von minus 17 Grad herrschten. Etwas Besonderes ist auch jedes Mal das Probenwochenende mit Gastdirigent Frank Greiner.
Geprobt wird übrigens immer montags ab 19.30 Uhr im Probelokal im Dachgeschoss der Grundschule Mühlheim. Interessierte sind jederzeit willkommen. Die Instrumente die engen Treppen hoch zu schleppen, sei manchmal mühsam, aber man sei froh, ein Probelokal zu haben, heißt es.
Auf Polka folgt ABBA
„Was mir gefällt: Wir sind ein sehr offener Verein. Hier spricht Jung mit Alt und umgekehrt“, sagt Rudolf Breisinger. Dass auch so viele junge Musiker dabei sind, fordere ihn manchmal ganz schön heraus. Das mache die Arbeit aber auch so spannend – der Mix aus klassischer und moderner Blasmusik. Deshalb folgt auf eine Polka auch gern mal ein Song von ABBA, Bon Jovi oder den Beatles. „Wichtig ist immer nur, dass es sich gut anhört und nicht zu abstrakt ist.“
Die Feier
Das Jubiläum
wird mit der „Mühlheimer Nacht“ gefeiert: am Samstag, 15. Juli. Ab 18 Uhr beginnt das Festprogramm mit Ehrungen. Ab 19.30 Uhr spielt das Duo Magic Moments zum Tanz. Es gibt eine Wein- und Cocktailbar, Pulled Pork und vieles mehr. Bei gutem Wetter findet das Fest im Freien an der Mühlbachhalle statt, bei schlechtem Wetter in der Halle.