Nach vielen Umbauten und Erweiterungen hat das neurologische Fachkrankenhaus heute 62 Betten. Foto: Biermayer

Manche Kinder und ihre Familien trifft es besonderes hart. Schwere Mehrfachbehinderungen lassen das Leben zu einer großen Herausforderung werden. Gut, dass es einen Ort gibt, der hier kompetente Hilfe anbietet: die Schömberger Kinderklinik. Die feierte am Wochenende ihr 50-jähriges Bestehen.

Schömberg - An einem Geburtstag wird einem immer gesagt, wie toll man ist. Da ging es der Schömberger Kinderklinik bei ihrem Festakt im Kurhaus nicht anders. "Wir müssen uns aber auch fragen: Braucht man uns noch?", warf der ehemalige Klinikleiter Gerhard Niemann in den Raum. Eine Frage, die er dann wenig überraschend mit "Ja" beantwortete.

Heutzutage gebe es in der Medizin die Möglichkeit, viele Krankheiten schnell zu heilen – oder durch Algorithmen sogar frühzeitig zu erkennen. Bei den meisten Patienten, die in die Schömberger Kinderklinik kommen, gehe dies aber nicht. Und solange das nicht gehe, brauche es diese Klinik. Durch den interdisziplinären Ansatz würde den Kindern und Familien so geholfen, wie sie es brauchten.

Überregionale Fachklinik für die Langzeitbehandlung

1971 nimmt dieser Ansatz, der eine kindgerechte Klinik für Kinder und Jugendliche mit Behinderung mit intensiver Familien- und Sozialarbeit kombiniert, seinen Anfang. Der Verein "Rehabilitationszentrum für mehrfachbehinderte Kinder- und Jugendliche Karlsruhe" pachtete damals das heutige Gelände. Es folgt ein Umbau und 1973 schließlich der Kauf. Die "Körperbehinderten-Kinderklinik" nimmt ihren Betrieb als eine überregionale Fachklinik für die Langzeitbehandlung von Kindern und Jugendlichen mit Bewegungsstörungen und Mehrfachbehinderung auf.

In den Folgejahren kommt eine eigene Schule hinzu, die heute noch als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum genutzt wird. Das Therapiespektrum wird immer weiter ausgebaut. Bobath-Konzept, therapeutisches Reiten, neue Spezialisten oder ein Hallenbad sollen nicht nur bei angeborenen Behinderungen helfen, sondern auch Kindern, die durch Unfälle bleibende Schäden davongetragen haben.

"Schömberger Modell" ist bald in Fachkreisen anerkannt

In den 1990er-Jahren wird die klinische Sozialarbeit etabliert und neue Diagnostiken eingeführt. Durch eine Spende in Höhe von zwei Millionen Mark der SWR Herzenssache wird ein Neubau des Betten- und Pflegebereichs möglich. Das "Schömberger Modell" ist mittlerweile in Fachkreisen anerkannt.

2001 wird die Klinik von der Reha-Südwest übernommen und kooperiert mit anderen Kliniken in der Region. Das Behandlungsspektrum wird stetig erweitert. Dafür benötigt es neue Gebäude. 2011 erfolgt der Neubau eines Therapie-, Schul- und Verwaltungstraktes. 2017 wird durch eine Dachanhebung das Bettenhaus um ein Stockwerk erhöht. 180 Mitarbeiter und neun Ärzte kümmern sich heute hier um die Patienten in einem 62 Betten umfassenden neurologischen Fachkrankenhaus. Säuglinge, Kinder und Jugendliche und ihre Familien erfahren hier eine umfassende Versorgung.

Besondere Rolle in der Krankenhauslandschaft

Das wurde auch von den geladenen Gäste auf dem Festakt gelobt. Die Staatssekretärin aus dem Landesgesundheitsministerium, Ute Leidig, erklärte, die Klinik habe eine besondere Rolle in der Krankenhauslandschaft. Die Schirmherrin und ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin erzählte, sie sei bei jedem Besuch überrascht, wie toll das Personal die Kinder aktiviert bekomme.

Bürgermeister Matthias Leyn sprach von einer engen Zusammenarbeit und einem guten Verhältnis von Gemeinde, Klinik und Bürgern. Für die Angestellten spendierte er eine Runde freien Eintritt auf den Aussichtsturm. Die Geschäftsführerin der Klinik, Heike Ackermann, bedankte sich. Sie sprach ihren Mitarbeiten einen großen Dank aus. Diese hätten in den vergangenen Jahren Beachtliches geleistet.

"Nach jedem Besuch der Klinik wird man demütig und dankbar", meinte der erste Landesbeamte Frank Wiehe. Die Klinik mache eine so wichtige Arbeit, was auch alle anerkennen würden, und müsse trotzdem jedes Jahr ums Geld kämpfen. Hier sei die Politik gefordert. Auch der Fachkräftemangel müsse angegangen werden. Sonst fliege einem die pädiatrische ambulante Versorgung bald um die Ohren.

Viele Spenden

Wiehe hatte noch einen Scheck für die Klinik als Geschenk im Gepäck. Auch die Sparkasse, die Gemeinde Schömberg und die Volksbank ließen der Kinderklinik Spenden in nicht näher genannter Höhe zukommen. Die Sparkasse hatte noch 50 Tickets für ein Udo Lindenberg-Konzert in Stuttgart dabei, die für die Mitarbeiter gedacht waren.