Stellen das Jubiläumsheft aus Anlass von „50 Jahre Grenzach-Wyhlen“ vor (von links): Martin Jösel, Marlen Geheeb und Helmut Bauckner. Foto: Tim Nagengast

Ab dem Bürgerfest-Wochenende ist das neue Jubiläumsmagazin „50 Jahre Gemeinde Grenzach-Wyhlen“ erhältlich.

Wer glaubt, über Grenzach-Wyhlen schon alles zu wissen und sich bestens auszukennen, wird spätestens auf der letzten Seite des DIN A4-großen, hochwertig gestalteten Magazins ins Stocken geraten. Ein Dutzend historischer Fotos – sechs aus Wyhlen, sechs aus Grenzach – soll der Leser dem jeweiligen Ortsteil zuordnen. Die Lösung kann per E-Mail eingereicht werden. Zu gewinnen gibt es das Buch „Grenzach-Wyhlen – Vom Hornfelsen zum Altrhein“. Da heißt es ganz genau hinsehen. „Das ist gar nicht so leicht“, schmunzelt Helmut Bauckner. Der frühere Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Druckwerk, das in einer Auflage von 4000 Exemplaren erscheinen soll. Gemeinsam mit Marlen Geheeb, Fachbereichsleiterin „ Familie, Bildung und Soziales“ bei der Gemeindeverwaltung, und dem pensionierten Lehrer Martin Jösel hat Bauckner maßgeblichen Anteil am Werden des Jubiläumsheftes.

 

Bewusst subjektiver Blick

Gemeinsam haben die drei ihre bestehenden Netzwerke genutzt und potenzielle Autoren um Beiträge angefragt, selbst Interviews geführt, eigene Texte beigesteuert, diese bearbeitet und zu einem Gesamtwerk zusammengetragen.

Herausgekommen ist dabei ein bewusst subjektiver, sehr individuell geprägter Blick, quasi „ein Bild, wie sich das Leben im verschwisterten Grenzach-Wyhlen heute so anfühlt“, wie Geheeb es umschreibt.

Nicht nur historische Beiträge

Wer nun in erster Linie historische Beiträge zur Ortsgeschichte erwartet, der sei besser auf die wertvolle, Jahr für Jahr ergänzte „Jahresheft“-Reihe des Vereins für Heimatgeschichte verwiesen. Natürlich gibt es Blicke zurück – zum Beispiel in Form eines Interviews, das Jösel mit Hans-Joachim Könsler geführt hat. Er war ab 1971 Bürgermeister von Wyhlen und ab 1. Januar 1975 zunächst Amtsverweser, dann erster Rathauschef der frisch gegründeten Doppelgemeinde. Im Gespräch mit Jösel erzählt der damalige Rathauschef unter anderem davon, dass Grenzach und Wyhlen gar nicht zusammengehen wollten, vom damaligen Innenminister jedoch mit einer Million Mark „gelockt“ worden seien – was im damaligen Grenzacher Rathaus auf wenig Gegenliebe gestoßen sei.

Von einer Liebesheirat zwischen Wyhlen und Grenzach kann also keineswegs die Rede sein, sondern eher von einer Vernunftehe. Ein Thema, auf das Peter Weber in einem Beitrag eingeht.

Dennoch haben das einst habsburgisch-katholisch geprägte Wyhlen und das durch und durch badisch-protestantische Grenzach ab 1975 sukzessive zusammengefunden, auch wenn ein mehrere hundert Meter breiter Grünstreifen die beiden Teilorte bis heute voneinander separiert. Warum dies so ist und auch so bleiben sollte, darauf geht BUND-Sprecherin Irene Blaha in ihrem Beitrag für das neue Jubiläumsheft ein.

Auch Tourenvorschläge sind dabei

Helmut Bauckner – versierter Schreiber historischer Beiträge – hat zwei Tourenvorschläge beigesteuert: eine Wanderung vom Altrhein bis zum Hörnle und eine vom Rührberg auf den Hornfelsen. Zwei bewusst verbindende Spaziergänge also. Dabei berichtet Bauckner als Mit-Spaziergänger über allerhand geschichtlich Wissenswertes, das am jeweiligen Weg sich findet. Bauckner hat aber auch im „Gmeiblättli“ von damals geschmökert und anhand der Inserate unter anderem zusammengetragen, welche Geschäfte und Firmen es zur Gemeindefusion noch gegeben hat.

Das junge Grenzach-Wyhlen kommt ebenfalls zu Wort

Und noch eine Tour gibt es: Rosa Di Nardo, früher Schulsprecherin am Lise-Meitner-Gymnasium und heute Journalistin und Studentin, ist ihren ganz eigenen Weg durch Grenzach-Wyhlen gegangen. Wer sich auf den wunderbar zu lesenden Beitrag einlässt, der geht im Geiste mit nach „Gtown“ .

Jugendlich-unbekümmert kommen die Schüler-Interviews herüber, die Michael Nopper zusammengetragen hat. Da sieht man, wie „chillig“ Grenzach-Wyhlen heute ist. Nopper hat zudem selbst einen Beitrag über den Industrie-Kultur-Pfad verfasst.

Vincenzo e Santo raccontano

Herrlich lebendig zu lesen ist das Interview, welches Marlen Geheeb mit Vincenzo („Vinzenz“) Briguglio und Santo Scarpinato geführt hat. Die beiden Cousins – wer in der Doppelgemeinde kennt sie nicht? – berichten, wie sie als Kinder in den frühen 1960er-Jahren herkamen und was sie alles erlebt haben.

Die ersten Seiten des Jubiläumsmagazins hat sich jedoch Bürgermeister Tobias Benz gesichert. Ihm schließt sich ein Beitrag zur Wappenhistorie aus der Feder von Sebastian Kurtenacker an. Statistisches und Zahlen zu Grenzach-Wyhlen steuern Wirtschaftsförderin Silke d’Aubert und Pressesprecherin Steffi Senn bei. Claus Schneider wiederum widmet sich der – was wohl? – Fasnacht. Und ist als aktiver Narr – was wohl? – sehr glücklich über die fortbestehenden Frotzeleien zwischen Wyhlen und Grenzach.

Der HGV war seiner Zeit weit voraus

Über „Gewachsene Verbindungen“ im verkehrstechnischen Sinne schreibt Rolf Reißmann; Michael Schwab widmet sich der inzwischen 112 Jahre währenden Erfolgsgeschichte des Handwerker- und Gewerbevereins (HGV). Ja, er war schon damals ein gemeinsamer Verein für beide Gemeinden – und damit seiner Zeit um mehr als 60 Jahre voraus.

Das erste gemeinsame Projekt der jungen Gemeinde Grenzach-Wyhlen war bekanntlich das Schulzentrum. Darüber schreibt Heinz Intveen.

Wie erleben Flüchtlinge Grenzach-Wyhlen?

Unter der Rubrik „Willkommen in Deutschland“ stellt Judith Koppold in Interviewform zwei Neu-Grenzach-Wyhlener vor: Hoshenk Ali aus Syrien ist einer von ihnen. Inzwischen arbeitet er bei der Gemeindegärtnerei und ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Ebenfalls zu Wort kommt Razia Akhlaghi. Die Afghanin lebt mit Mann und Kindern in Wyhlen, arbeitet als Physiotherapeutin und ist inzwischen selbst im Helferkreis „Amiko“ tätig.

Weitere Beiträge im Jubiläumsmagazin sind der Gemeindebücherei gewidmet (Detlef Hoffmeier), gehen ein auf „Traditionen, Kooperationen und Visionen“ (Martin Jösel), beleuchten die Volkshochschule (Jösel), die Städtepartnerschaft mit Pietrasanta (Ingeborg Staab) und stellen das Regionalmuseum Römervilla vor (Helmut Bauckner).

Jubiläumsheft „50 Jahre Gemeinde Grenzach-Wyhlen“

Preis:
Das Heft ist ab Mitte Juli zum Preis von fünf Euro in der Touristinfo, im Rathaus, im Bürgerbüro und der Gemeindebücherei erhältlich. Gekauft werden kann es auch beim Bürgerfest am 12./13. Juli, am Weinfest im Herbst und am Weihnachtsmarkt.

Gestaltung:
GAS – Michael Gröbke und Helmut Bauckner

Druck:
CV-Druck Stefan Koppetsch

Fotos:
Thomas Dix, privat und Archive