Diego Armando Maradona: Der Held und der Hoffnungsträger einer ganzen Nation. Jüngst vom argentinischen Senat als beispielhafter Sportler ausgezeichnet. Ein Ex-Drogenabhängiger, der von seinem ausschweifenden Leben mehr als einmal hart gezeichnet war - der Argentinier zeigte in seinem Leben viele verschiedene Facetten. „Welcher Fußballer hätte ich werden können, wenn ich nicht drogenabhängig gewesen wäre“, meint Maradona im Rückblick. Am Samstag feiert er seinen 50. GeburtstagFoto: dpa

Das argentinische Fußball-Genie wird 50: Berühmt machten ihn auch seine Skandale.

Berlin/Buenos Aires - Seine Gegenspieler narrte er, dem Tod sprang er von der Schippe, als Trainer wurde er gefeiert und verspottet. Sportliche Höhepunkte wie menschliche Tiefpunkte - fünf Jahrzehnte, in denen der „Pibe de Oro“ alles erlebt und (irgendwie) überstanden hat.

An diesem Samstag wird „Goldjunge“ Diego Armando Maradona, der weltberühmte und für manche beste Fußballer aller Zeiten, 50 Jahre alt.

Unklar ist, wo und wie gefeiert wird. In Neapel liegen die Fans der „Hand Gottes“ immer noch zu Füßen und haben ihm sogar eine Statue gewidmetet. Doch einer Party in Italien stehen Steuerschulden in Millionenhöhe beim Fiskus entgegen, einmal wurden sogar seine Ohrringe beschlagnahmt. Und wie sich daheim die Trauer um den verstorbenen früheren Präsidenten Néstor Kirchner auswirkt, dem Maradona politisch immer nahe stand, war zunächst unbekannt.

Mit Luftgewehr auf Journalisten geschossen

Die Zeit der Exzesse soll für Maradona aber vorbei sein. „Das Schlimmste in meinem Leben habe ich schon hinter mir. Ich war ganz unten, und meine Töchter haben mich da herausgeholt“, sagte Maradona in diesem Jahr: „Jetzt beginnt für mich jeden Morgen ein neuer Tag.“  

Maradona ballerte schon mit einem Luftgewehr auf Journalisten, und nach der geschafften Qualifikation zur WM 2010 wurden sie zur Zielscheibe für deftige Beleidigungen. Die FIFA sperrte Maradona wochenlang, bei der Auslosung für Südafrika war er unerwünscht. Dort beendete die 0:4-Schmach im Viertelfinale gegen die DFB-Auswahl die Karriere als Nationaltrainer.

Wäre er bei der WM-Endrunde nicht dabei gewesen, hätte eine riesige Attraktion gefehlt. Ohne Knutschattacken ging gar nichts. Alles nur Show? „Schauspieler bekommen ein Skript und lesen es. Ich lese es nicht, ich lebe. Das ist meine Rolle“, sagte Maradona. Eine eigene Fernsehsendung moderierte er aber auch schon. Und wie er lebt! Lange Zeit ungezügelt wie auf dem Platz, unkontrollierbar wie für seine Gegner. Und wie bei seinem Jahrhundert-Dribbling, bei der WM 1986 gegen England, kam er irgendwie immer durch.

In Armut aufgewachsen

Aufgewachsen ist der am 30. Oktober 1960 in Lanus geborene Maradona in Armut. In der Siedlung Villa Fiorito am Rande von Buenos Aires lebte seine Familie, er hat sieben Geschwister. Der Fußball bot einen Ausweg und „Diegito“ brachte soviel Talent mit wie vielleicht kein Zweiter. Bei den „Zwiebelchen“ („Las Cebollitas“) rieben sie sich die Augen: „Dieser Junge wird unser aller Rettung sein“, prophezeite sein erster Trainer. Mit 16 Jahren wurde er jüngster Nationalspieler Argentiniens, vier Jahre zuvor hatte er angekündigt: „Mein erster Traum ist es, bei einer WM dabei zu sein. Der zweite ist, die WM zu gewinnen.“

Bei den Junioren klappte es auf Anhieb: Mit 18 führte Maradona sie als Kapitän zum Weltmeister-Titel. Bei der WM im eigenen Land 1978 von Cesar Luis Menotti nicht berücksichtigt, brauchte Maradona die WM in Spanien 1982 zum Warmspielen für die Titelkämpfe in Mexiko.

Wie kaum jemand vorher und nachher prägte der Südamerikaner die Titelkämpfe. Den politischen Feind England führte er mit seinem Tor der „Hand Gottes“ und dem legendären Solo vor. Tore vor zigtausenden im Stadion und Millionen vor den Fernsehern zu schießen war für den 91-maligen Nationalspieler und viermaligen WM-Teilnehmer zur Normalität geworden.

"Einmal ganz oben angekommen, war ich plötzlich auf mich allein gestellt"

Sein Leben ist aber bis heute nicht normal: „Ich bin wie aus heiterem Himmel aus den Tiefen der Villa Fiorito bis auf den Gipfel des Mount Everest aufgestiegen. Und einmal ganz oben angekommen, war ich plötzlich auf mich allein gestellt, weil mir niemand erklärt hatte, wie man sich in einer solchen Situation verhält.“