Das 9-Euro-Ticket galt auch für die Kulturbahn – jetzt wurde ein Nachfolger präsentiert, der auf Kritik stößt. Foto: Thomas Fritsch

Zum 1. Januar soll das 49-Euro-Ticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets kommen – natürlich auch im Kreis Calw. Der hiesige Verkehrsverbund VGC steht dem neuen Angebot jedoch sehr skeptisch gegenüber. Geschäftsführerin Gisela Volz kritisiert: Es ist zu günstig und kommt zu früh.

Kreis Calw - 52 Millionen 9-Euro-Tickets wurden bundesweit im Sommer verkauft. Da wundert es nicht, dass mit dem 49-Euro-Ticket ein Nachfolgeangebot in den Startlöchern steht. Genau wie das 9-Euro-Ticket soll es in ganz Deutschland im Nahverkehr gültig sein und zum 1. Januar in Kraft treten.

 

Jubelstürme löst das bei der VGC (Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw) allerdings nicht aus. Geschäftsführerin Gisela Volz mahnt: "Da ist noch nicht viel klar. Und da rede ich noch gar nicht von der Finanzierung." Das 49-Euro-Ticket werde "ein Gamechanger" sein, "aber dafür müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen", sagt Volz und verdeutlicht: "Es kann nicht sein, dass nur die Leute in den Ballungsräumen davon profitieren."

Passt in keine Tarifstruktur

Zwei Dinge kritisiert die VGC-Geschäftsführerin am geplanten 49-Euro-Ticket besonders: den Preis und den Zeitpunkt. Zum Preis merkt Volz an: "49 Euro ist zu günstig. Sie passen in keinem Verbund in Baden-Württemberg in die Tarifstruktur." Das bedeutet: Auch im Kreis Calw sind alle Monatsabos teurer als 49 Euro, womit diese künftig wohl niemand mehr kaufen werde. Zudem setze der Preis aus Sicht von Volz ein falsches Signal. "49 Euro – das ist eigentlich ein Ramschpreis", meint die VGC-Chefin und schlägt vor: "69 Euro wäre ein guter Preis. Der hätte dann auch ausreichend Abstand zu den Schülermonatstickets. Und der Preis wird eher der Leistung gerecht, die man in Anspruch nimmt." Ohnehin sei noch nicht klar, wie man das 49-Euro-Ticket finanzieren wolle. Volz macht deutlich: "Wir reden da von Riesensummen an Defizit. Beim 9-Euro-Ticket lag der Abmangel im VGC-Bereich bei 1,5 Millionen Euro für die drei Monate. Nur in unserem Mini-Verbund."

"Völliges Gewurschtel"

Abgesehen vom Preis komme das 49-Euro-Ticket auch viel zu früh. Eigentlich sei es "völlig unmöglich", es zum 1. Januar einzuführen. "Das wird ein völliges Gewurschtel", warnt Volz und argumentiert: "In meinen Augen wäre der 1. September ein guter Startpunkt. Wir haben ja keine nationale Notlage, dass das Ticket unbedingt am 1. Januar kommen muss."

Ärgerlich sei für Volz aus, dass sich das 49-Euro-Ticket in Baden-Württemberg mit der Einführung des Jugendtickets überschneiden wird. Es soll am 1. März inkraft treten und für ein Jahr 365 Euro kosten, also einen Euro pro Tag. Kaufen können es Personen, die nicht älter als 21 Jahre alt sind, sowie junge Erwachsene unter 27 Jahren, die sich in einem Ausbildungsverhältnis befinden. Allerdings wird das Jugendticket im Gegensatz zum 49-Euro-Ticket nicht bundesweit gültig sein, sondern nur im Nahverkehr in Baden-Württemberg. Die VGC-Geschäftsführerin vermutet, dass manch einer da dann doch das pro Monat nur knapp 20 Euro teurere 49-Euro-Ticket vorziehen könnte.

Die Verkehrsverbünde in Baden-Württemberg planen die Einführung des Jugendtickets jetzt bereits seit sechs Monaten. Volz ärgert sich: "Jugendticket und 49-Euro-Ticket – das passt nicht zusammen. Das Produkt, das man so lange vorbereitet hat, wird durch das 49-Euro-Ticket ein Stück weit untergraben."

Lokale Kompetenz

Skeptisch sagt die VGC-Geschäftsführerin ganz grundsätzlich zum ÖPNV in Deutschland: "Bislang war das immer eine lokale Kompetenz. Jetzt wird das auf Bundesebene geregelt."