Der Dornhaner Teilort im Glatttal feiert ein besonderes Ereignis. Der ursprüngliche Anlass ist allerdings traurig. Und dann spielt auch der Jakobsweg mit hinein.
Wie jedes Jahr findet auch 2025 Mitte Oktober im Gedenken an Hans Marx II. von Bubenhofen, der Brottag statt. Und auch wenn es mit „acht Priestern“ wohl nichts wird: Es darf ein bisschen üppiger gefeiert werden. Denn in diesem Jahr jährt sich das Gedenken zum 475. Mal.
Aus diesem Anlass findet am kommenden Mittwoch, 15. Oktober, ab 9 Uhr der Gedenkgottesdienst in der Kirche St. Stephanus, der „Brottag“ statt.
Der Historiker Fritz Peter beschreibt in einen Auszug seiner Geschichtserforschung das Geschehen dieser Zeit und die Entstehung dieses „Brottags“. Er ist demnach Termin für die Jahrtagsmesse für Hans Marx von Bubenhofen und Katharina von Rechberg.
„Am 13. Juni 1550, also vor genau 475 Jahren, hinterlegte Hans Marx II. von Bubenhofen, Ritter und Edler von Leinstetten, vor vielen Zeugen in Horb ein Testament. Es sollte sein Vermächtnis sein zur Regelung seines letzten Willens“, schreibt Peter.
Jakobsweg ist bis heute Thema in Leinstetten
Der Stifter habe eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela in Spanien – für die damalige Zeit ein gefährliches Abenteuer auf der 1800 Kilometer langen Strecke erst durch das Kinzigtal, über Straßburg, durch Frankreich über die Pyrenäen in den Nordwesten Spaniens.
Ein Jakobsweg führt auch heute noch durch Leinstetten. Das Symbol dieses Wanderwegs, der vielen bis heute eine auch spirituelle Erfahrung bietet, die stilisierte Muschel, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Im alten Pfarrhaus wurde hier sogar eine Pilgerherberge – ein „Refugio“ – eingerichtet.
Diese Pilgerreise des Hans Marx II. von Bubenhofen stehe in Zusammenhang mit dem Leinstetter Brottag, denn er kehrte nicht mehr von dieser Pilgerreise zurück.
Ein Jahr vor seiner Reise hatte er Catharina von Rechberg geheiratet. Das Glück war von kurzer Dauer: Bei der Geburt ihres Kindes verstarb Catharina. Auch das Kind überlebte nicht. „In seiner Verzweiflung und Trauer wollte der Witwer das große Heiratsgut seiner Frau einem wohltätigen Zweck zukommen lassen. Daher stiftete er das Spital zum Heiligen Geist in Leinstetten, eine finanzielle und materielle Unterstützung für arme Kinder aus Leinstetten und Bettenhausen“, so Peter.
Unter Punkt 8 seines ausführlichen Testaments verfügte er, dass jedes Jahr am Montag nach dem Dreifaltigkeitssonntag eine Totengedächtnisfeier, also eine Jahrtagsmesse für ihn und seine Frau Katherina „zu Gottes Lob und ihrer Seelen Heil“ stattfinden solle.
Enorme Summe
„200 Gulden, für heutige Verhältnisse eine enorme Summe, sollten in Zins angelegt und mit dem Zins der Jahrtag gefeiert werden. Mit acht Priestern sollten drei Messen gelesen werden. Dazu eine gesungene Seelenvesper für alle gläubigen Seelen, die zweite als Bitte an die Heilige Maria und die dritte zum Gedenken der Heiligen Dreifaltigkeit“, erklärt der Historiker.
Den Priestern sollte man im Schloss oder Spital, und nun, in originaler Schreibweise von damals, „ein gut ziemlich Morgenessen und jedem 2 Plazert Präsenz geben“. Das Übrige soll auf denselben Tag unter die Armen ausgeteilt werden. Der restliche Zins wurde also in bar an die Armen verteilt. Aus dieser Verpflichtung entwickelte sich der heutige Brottag.
So ganz getreu des letzten Willens des Stifters, so stellt der Historiker Fritz Peter fest, könne heutzutage sein Testament „leider nicht erfüllt werden“. Mit acht Priestern drei Gedächtnismessen zu feiern sei für die Seelsorgeeinheit nicht machbar.
Der diesjährige Brottag am Mittwoch, den 15. Oktober 2025 jedoch soll in einer Feier die Erinnerung an diesen Tag wach halten. Deshalb sind alle Erwachsenen und Kinder aus Leinstetten und Bettenhausen sowie Bürger, die an dieser Geschichte und diesem Geschehen Interesse haben, dazu herzlich eingeladen.